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Starkes Gift

Starkes Gift

Titel: Starkes Gift Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy L. Sayers
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und nun leiste er seine Bewährungszeit für seine Sünden ab, indem er anderen Geistern als Führer und Dolmetscher diene. Es war eine rührende Geschichte, auf die Miss Climpson richtig stolz war.
    George Washington gebärdete sich wieder einmal ziemlich lästig, und die Séance litt weiter unter einigen rätselhaften Störungen, die Pongo als »eifersüchtige Einflüsse« bezeichnete. Nichtsdestoweniger meldete sich »Harry« wieder und hinterließ ein paar tröstliche Nachrichten, und auch Mabel Herridge erschien und schilderte ihr Leben in Indien in allen Farben. Insgesamt und unter Berücksichtigung der Schwierigkeiten war es ein erfolgreicher Abend.
    Am Sonntag fand keine Séance statt, weil das Gewissen des Mediums dagegen revoltierte. Miss Climpson fand, daß sie dies auf keinen Fall über sich bringen könne. Sie ging statt dessen in die Kirche und hörte sich geistesabwesend die Weihnachtsbotschaft an.
    Am Montag aber nahmen die beiden Geisterforscherinnen wieder an dem Bambustisch Platz, und hier nun folgt ein Protokoll dieser Séance, niedergeschrieben von Miss Booth.
     
    19.30 Uhr
    Bei dieser Sitzung wurde sofort mit der Ouijatafel begonnen; nach wenigen Minuten kündigte eine Folge von lauten Klopfern die Gegenwart eines Kontrollgeistes an.
     
    Frage: Guten Abend. Wer ist da?
    Antwort: Hier Pongo. Guten Abend! Der Himmel segne euch.
    F.: Wir freuen uns sehr, daß du bei uns bist, Pongo.
    A.: Gut – sehr gut. Da sind wir ja wieder!
    F.: Bist du das, Harry?
    A.: Ja, aber nur um kurz zu grüßen. Solches Gedränge hier.
    F.: Je mehr, desto besser. Wir freuen uns, alle unsere Freunde anzutreffen. Was können wir für euch tun?
    A.: Abwarten. Den Geistern gehorchen.
    F.: Wir werden tun, was wir können, wenn ihr uns sagt, was wir tun sollen.
    A.: Laßt euch einmachen.
    F.: Verschwinde, George, dich brauchen wir nicht.
    A.: Geh aus der Leitung, Dummkopf.
    F.: Pongo, kannst du ihn nicht fortschicken?
    (Hier malte der Bleistift die groben Züge eines häßlichen Gesichts.)
    F.: Ist das dein Bild?
    A.: Das bin ich. G.W. Haha!
    (Der Bleistift machte heftige Zickzackbewegungen und schob die Tafel direkt über die Tischkante. Als sie wieder an ihrem Platz lag, schrieb er in der Handschrift weiter, die wir mit Pongo in Verbindung bringen.)
    A.: Ich habe ihn fortgeschickt. Sehr laut heute nacht. F. ist eifersüchtig und schickt ihn, damit er stört. Macht nichts. Pongo ist stärker.
    F.: Wer ist eifersüchtig, sagst du?
    A.: Egal. Schlechter Geist. Maledetta.
    F.: Ist Harry noch da?
    A.: Nein. Anderes zu tun. Hier ist ein Geist, der eure Hilfe braucht.
    F.: Wer ist das?
    A.: Sehr schwer. Wartet.
    (Der Bleistift zeichnete ein paar wilde Schleifen.)
    F.: Was für ein Buchstabe soll das sein?
    A: Dummchen! Nicht so ungeduldig. Schwierigkeiten. Ich versuche es noch einmal.
    (Der Bleistift kritzelte ein paar Minuten herum und schrieb dann ein großes C.)
    F.: Wir haben den Buchstaben C. Ist das richtig?
    A.: C-C-C.
    F.: Wir haben C.
    A.: C – R – E – (Hier gab es wieder eine gewaltsame Störung.)
    A. (in Pongos Schrift): Sie versucht es, aber es ist viel Widerstand da. Ihr müßt mit Gedanken helfen.
    F.: Sollen wir ein frommes Lied singen?
    A. (wieder Pongo, sehr ärgerlich): Blödsinn! Seid still! (Jetzt änderte sich wieder die Handschrift.) M – O –
    F.: Gehört das alles zum selben Wort?
    A.: R – N – A.
    F.: Soll das Cremorna heißen?
    A. (in der neuen Handschrift): Cremorna. Cremorna. Geschafft! Freude! Freude! Freude!
     
    An dieser Stelle wandte sich Miss Booth an Miss Climpson und sagte mit Verwunderung in der Stimme:
    »Das ist sehr merkwürdig. Cremorna war Mrs. Wrayburns Künstlername. Ich hoffe – sie wird doch nicht plötzlich entschlafen sein! Sie war noch ganz in Ordnung, als ich sie verließ. Soll ich nicht lieber mal nachsehen gehen?«
    »Vielleicht ist es eine andere Cremorna?«
    »Aber es ist so ein ungewöhnlicher Name.«
    »Fragen wir doch, wer sie ist!«
     
    F.: Cremorna – wie lautet dein Nachname?
    A. (der Bleistift schrieb sehr schnell): Rosengarten – jetzt leichter.
    F.: Ich verstehe dich nicht.
    A.: Rosen – Rosen – Rosen – dumm!
    F.: Oh! (Meine Liebe, sie scheint da etwas durcheinanderzubringen.) Meinst du vielleicht Cremorna Garden?
    A.: Ja.
    F.: Rosanna Wrayburn?
    A.: Ja.
    F.: Bist du gestorben?
    A.: Noch nicht. In der Verbannung.
    F.: Bist du noch in deinem Körper?
    A.: Weder im noch aus dem Körper. Warten. (Pongo mischte sich ein:) Wenn das, was ihr den

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