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Starlet Monika

Starlet Monika

Titel: Starlet Monika Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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nickte, und wir verließen das Zimmer. Während
wir über den Korridor zum Büro des Arztes zurückgingen, verschloß die Schwester
erneut die Tür von außen.
    Eckert forderte uns zum
Hinsetzen auf, besorgt, als ob wir Patienten seien, bis Weigel ihn abrupt
unterbrach.
    »Doktor Eckert ist einer der
besten Psychiater, die wir haben«, erklärte er mir. »Er leitet dieses kleine
Privatsanatorium, damit er eine begrenzte Anzahl von Spezialfällen unter
persönlicher Aufsicht haben kann .« Mit kühler
Bedächtigkeit zündete er sich eine Zigarette an. »Doktor, ich möchte gern Herrn Holman sagen, was Sie von Miss Brühls Verfassung
halten .«
    »Gut.« Der kahle Kopf glänzte
unter der Deckenbeleuchtung, als der Arzt energisch nickte. »Sie werden
verstehen, Mr. Holman , daß ich in diesem frühen Stadium keine endgültigen Schlüsse ziehen kann — « Die
randlose Brille blitzte mich auffordernd an, bis ich zustimmend nickte.
»Erstens einmal ist hier ein völliger Zusammenbruch erfolgt. Ein kompletter...«
Er suchte nach dem richtigen englischen Wort, »Rückfall, ja? Sie ist sozusagen
in ein sehr frühes Kindheitsstadium zurückgekehrt. Sie kann nichts selber tun.
Verstehen Sie? Sie kann nicht selber essen, sich nicht sauberhalten .
Ich halte den Zustand für katatonisch .« Er nickte
erneut bekräftigend. »Ja, ganz entschieden katatonisch. Ohne Zweifel verursacht
durch einen großen emotionellen Schock, ein Trauma und — mit Hinblick auf ihr
vorhergegangenes, unglückliches Schicksal«, er schüttelte langsam den Kopf,
»muß ich zu meinem großen, sehr großen Bedauern sagen, daß ich nicht glücklich
bin, was ihre Zukunft anbelangt .«
    »Mir ist nicht ganz klar, was
Sie meinen, Doktor«, sagte ich. »Sie meinen, sie sei irre ?«
    »Es ist ein Wort, das ich nicht
liebe«, antwortete er steif. »Aber nach allgemeinen Begriffen — und im
juristischen Sinn — ja, Miss Brühl ist irre .«
    »Ist es möglich, daß sie
geheilt wird ?«
    »Möglich ist es .« Die Brillengläser funkelten warnend. »Aber wie lange das
dauern wird, ist eine andere Frage. Vielleicht Monate, vielleicht Jahre,
vielleicht kann sie überhaupt nie geheilt werden. Verstehen Sie? Das ist
bedauerlicherweise fast alles, was ich zum gegenwärtigen Zeitpunkt sagen kann,
Mr. Holman . In einem halben Jahr kann ich Ihnen
vielleicht einen endgültigeren Bescheid geben. Weitere Analyse, etwas
einleitende Psychotherapie — vielleicht werden wir dann mehr wissen .«
    »Vielen Dank«, sagte ich.
    Er sprang von seinem Stuhl auf,
und das ließ auf das Ende der Unterhaltung schließen, zumindest soweit sie ihn
betraf. Weigel stand ebenfalls auf, sagte ein paar Sätze auf
deutsch zu dem Doktor und wandte sich dann an mich. »Wir werden uns noch
unterhalten, aber nicht hier«, sagte er kurz.
    »Auf Wiedersehen, Mr. Holman .« Der kahle Kopf nickte, die Brillengläser
funkelten.
    Das eiserne Tor fiel ein paar
Minuten später, nachdem wir in Weigels Wagen gestiegen waren, hinter uns zu. Er
fuhr schweigend auf die Hauptstraße des Dorfes hinaus und hielt dann vor einem
Gasthaus.
    »Ich brauche etwas zu trinken,
Mr. Holman «, sagte er. »Vermutlich können Sie
ebenfalls etwas brauchen. Dabei können wir uns unterhalten .«
    »Das ist mir sehr recht«, sagte
ich ehrlich.
    Ich bat um Bourbon, mußte mich
aber mit Scotch zufriedengeben. Eine rundliche Kellnerin mit rosigen Wangen
bediente uns; und mein Scotch nahm sich neben dem riesigen Bierkrug, den Weigel
bestellt hatte, recht feminin aus. Ich trank einen Schluck Scotch und fühlte
mich in der fröhlichen Umgebung etwas gelockerter. Ein Holzfeuer brannte an
einem Ende des Raums, die Stühle waren bequem, und zwei schöne blonde Mädchen
in Skianzügen kicherten am Nebentisch. Das Ganze bot einen phantastischen
Kontrast zu dem grimmigen Halblicht in der kleinen Zelle, wo ein einst schönes
und temperamentvolles Mädchen mit gekreuzten Beinen auf einem Bett saß und eine
Lumpenpuppe in den Schlaf sang, während ihr ein wenig Speichel aus dem
Mundwinkel lief.
    »Geisteskrankheiten liegen in
Monikas Familie«, sagte Weigel plötzlich. »Mütterlicherseits. Sie hatte schon
einmal, als sie siebzehn war, einen Zusammenbruch. Aber damals wurde sie in
drei Monaten geheilt, und ich hoffte, dies würde das letztemal sein .« Er trank aus seinem Krug und wischte sich die
Lippen mit dem Handrücken ab. »Dieser Mann, Daran, versprach ihr, sie zu
heiraten, sobald sie in Europa seien. Aber in der ersten Nacht in

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