Starlet Monika
würde
Monika nicht mehr die geringste Chance haben, irgendwo anders zu arbeiten .«
Weigel trank sein Glas leer,
lehnte sich dann in seinem Stuhl zurück und betrachtete mich unter den
Augenlidern hervor. Es war ein seltsam teilnahmsloser Blick, und für ein paar
Sekunden fühlte ich mich wie etwas unter dem menschlichen Status Stehendes.
»Wenn ich es arrangiere, daß
Sie Monika sehen können, Mr. Holman , dann müssen Sie
mir etwas versprechen .«
»Was zum Beispiel?«
»Ihr nicht zu erzählen, daß die Burrows Sie hierhergeschickt hat, und ihr auch nicht
zu sagen, aus welchem Grund Sie hier sind. Und auch nicht, daß Sie sie nach
Amerika zurückbringen wollen .«
»Warum, zum Kuckuck, sollte ich
auf so etwas eingehen ?« fragte ich kalt.
»Na gut!« Seine Stimme wurde rauh . »Dann versprechen Sie mir wenigstens, daß Sie es bei
Ihrem ersten Zusammentreffen mit ihr nicht tun werden. Hinterher können Sie ihr
sagen, was Sie wollen«, er zuckte die Schultern, »sofern Sie den Wunsch haben,
sie wiederzusehen .«
»In meinen Ohren klingt das
völlig verrückt«, sagte ich verblüfft. »Aber okay — abgemacht .«
Er warf einen Blick auf seine
Uhr. »Ich werde Sie um zwei Uhr in der Hotelhalle abholen. Ich würde
vorschlagen, daß Sie zu Mittag essen, Mr. Holman , und
dann etwas Warmes anziehen. Wir werden heute nachmittag ein ziemliches Stück weit fahren müssen .« Er stand auf
und verließ die Bar, ohne auch nur einen einzigen Blick zurückzuwerfen.
Da saß ich nun mit meinem noch
nicht ausgetrunkenen Bourbon und einer halben Million offener Fragen. Ich leerte
mein Glas, aß zu Mittag und wartete in der Hotelhalle, als Weigel pünktlich um
zwei Uhr eintraf. Wir gingen hinaus zu dem Mercedes-Sportwagen, und gleich
darauf lenkte Weigel ihn hinaus in den dichten Verkehrsstrom. In den ersten
zwanzig Minuten kam keinerlei Unterhaltung zustande, und erst als wir
allmählich die Vororte hinter uns ließen und den schneebedeckten Bergen zufuhren,
begann Weigel zu sprechen.
»Wir müssen etwa neunzig Kilometer
weit fahren«, sagte er kurz, »in einen Ort namens Hilfendorf .
Haben Sie davon gehört ?«
»Nein.« Ich schüttelte den
Kopf.
»Früher war es einmal ein
großes Heilbad, und die Leute kamen dorthin in der Hoffnung, das Wasser würde
sie von ihren Leiden befreien. Aber dann wurden andere Heilbäder größer und
populärer, und jetzt ist Hilfendorf wieder nichts als
ein kleines Nest .«
Ich versuchte angestrengt, mich
an die Heilbäder zu erinnern, die in den Mäppchen in der Schublade von Monika
Beyers Zimmer in dem Appartement in Brentwood aufgeführt gewesen waren, und war sicher, daß sich der Name Hilfendorf nicht dabei befunden hatte.
»Was haben denn Monika und
Daran in Hilfendorf zu suchen, wenn sie kein
heilkräftiges Wasser zu sich nehmen ?« fragte ich.
»Monika ist allein dort«, sagte
er kurz. »Daran verließ sie an dem Tag, an dem sie in Paris angekommen waren .«
»Warum?«
Er schaltete herunter, um eine
heimtückische, scharfe Kurve zu bewältigen, und ließ dann den Wagen mit plötzlicher
brutaler Kraft eine lange, gewundene Strecke entlangschießen.
»Darüber werden wir uns später
unterhalten«, knurrte er. »Auf dem Rückweg nach München, nachdem Sie Monika
gesehen haben, wird genügend Zeit dazu sein .«
Die Landschaft wurde zunehmend
schöner, während der Wagen weiter und weiter in die bayerischen Alpen
hineinfuhr. Es hatte aufgehört zu schneien, und der Himmel begann sich ein
bißchen aufzuhellen. Weigel fuhr mit einer Art bedrohlicher Geschicklichkeit,
die Kapazität und gute Straßenlage des Wagens bis zum Äußersten ausnützend.
Dann, nach etwa einer Stunde, bog er von der Hauptstraße ab, und wir fuhren
eine schmale Straße hinab, die sich in atemberaubenden Haarnadelkurven
abwärtsschlängelte.
»Wir nähern uns jetzt Hilfendorf «, erklärte Weigel. »Sie werden unsere
Vereinbarung nicht vergessen, Mr. Holman .« Es war eine Feststellung, keine Frage.
»Ich werde sie nicht
vergessen«, bestätigte ich. »Ich hoffe nur, daß sich daraus irgendein Sinn
ergibt .«
»Gewiß.«
Das Dorf lag in ein Tal
geschmiegt da und sah aus, als ob es in den letzten vier Jahrhunderten hier
geträumt hätte und auch jetzt keineswegs die Absicht hegte, wegen irgend jemandem oder irgend etwas aufzuwachen. Weigel fuhr langsam durch die
Hauptstraße, die an beiden Seiten von uralten Häusern gesäumt war. Er bog
rechts ab und fuhr etwa vierhundert Meter weiter, um vor einem
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