Starlet Monika
entmaterialisieren.
»Vielen Dank, Rick Holman «, sagte Kathy mit düsterer Stimme und trank noch
einen Schluck Scotch. »Danke für die wunderbarste Nacht meines Lebens. In etwa
vier Stunden haben Sie mir Alpträume verschafft, die für zwei ganze Leben
ausreichen; und ich möchte, daß Sie wissen, wie sehr ich das zu schätzen weiß .« Sie schauderte und trank noch etwas von dem Scotch. »Und
das letzte war das Allerentnervendste . Ich glaube
nach wie vor, daß Monika persönlich in dem Raum mit uns war, selbst wenn ich
weiß, daß sie irgendwo in Europa steckt .«
Wie man so schön sagt, der Weg
zur Hölle ist mit guten Vorsätzen gepflastert. Im Augenblick befand ich mich
inmitten eines guten Vorsatzes, und zwar eines schmerzlichen. Eine Stimme in
mir fragte, worauf zum Teufel ich eigentlich wartete — vielleicht auf einen
Bus? Hier war eine prachtvolle Blondine, die während des Abends deutlich zu
erkennen gegeben hatte, daß sie mich nicht gerade verabscheute, die dann
gezwungen worden war, einem entnervenden Abenteuer beizuwohnen, und die nun auf
meiner Couch saß und viel zu schnell viel zuviel Scotch trank. Eine andere Stimme in mir sagte, daß nunmehr der Zeitpunkt
gekommen sei, einige Wahrheiten ans Tageslicht zu befördern, und daß ich diese
Wahrheiten dringend brauchte, wenn ich die Stückchen und Bestandteile des
Puzzlespiels, die ich bereits in der Hand hatte, zusammenfügen wollte. Ich war
eben im Begriff, innerlich eine Münze in die Luft zu werfen, als sich Kathy
kerzengerade aufrecht setzte, den Rock ihres kurzen, schwarzen Kleides herunterzupfte
und sorgfältig ihre Schulterbänder ordnete.
»Sagen Sie mir ehrlich eins,
Rick Holman «, begann sie mit eiskalter Stimme. »War
das heute abend — dieser
Chianti im Restaurant und dann der Besuch in diesem Spukhaus — nur die
Vorbereitung zu meiner Verführung? Haben Sie mich deshalb zu sich nach Hause
gebracht und mir Alkohol eingeflößt ?«
»Ich habe Ihnen keinen Alkohol
eingeflößt, Süße«, sagte ich milde. »Sie haben ihn angefordert !«
Sie warf einen Blick auf ihr
Glas und schniefte ein bißchen. »Hm! Das hätte ich mir ja denken können. In
diesem Loch hier kriegt man keinen Alkohol, wenn man ihn nicht anfordert. Mein
Glas ist schon wieder leer .«
Ich ergriff es, trug es zur
Bar, goß es erneut voll und brachte es ihr wieder zurück. Sie nahm es mit einer
königlichen Gebärde entgegen, als ob sie erwartete, daß ich ehrfurchtsvoll vor
ihr auf die Knie sänke und mich auch auf ihnen rutschend zurückzöge. Dann
kostete sie.
»Was haben Sie jetzt gemacht ?« sagte sie in vorwurfsvollem Ton. »Den Scotch verwässert ?«
»Dieses Haus der Illusionen
muß Ihnen wirklich Angst eingejagt haben«, sagte ich. »Aber Carl Kroos selbst in keiner Weise, was?«
»Allerdings nicht, verdammt
noch mal .« Der Nachdruck in ihrer Stimme war deutlich
vom Scotch inspiriert, aber trotzdem lag ein Unterton von Aufrichtigkeit darin.
»Ich halte ihn für einen Widerling und ekelhaften Bastard, aber Angst jagt er
mir keine ein .«
»Es ist also nur Marty, der
Ihnen Angst einjagt ?«
Das Glas blieb auf halbem Weg
zu ihrem Mund in der Luft hängen. »Marty?« Sie gab einen gurgelnden Laut von
sich, der wohl als Lachen gedacht war. »Warum sollte ich vor Marty Angst haben ?«
»Ich weiß nicht«, sagte ich
ehrlich. »Aber er ängstigt Sie immerhin so sehr, daß Sie lügen. Und — wir
wollen das Kind beim Namen nennen, Kathy, Süße — Sie sind ein prachtvolles
Mädchen, aber eine miserable Lügnerin .«
»Wie können Sie es wagen, mich
eine Lügnerin zu nennen ?« Ihre Augen funkelten wütend.
»Wenn Sie so weitermachen, Rick Holman , werde ich...«
»Werden Sie was? Mir die
Wahrheit erzählen ?« Ich grinste sie an. »Ich hielt Sie
für den guten altmodischen Typ eines Mädchens in wundervoller, moderner
Ausführung«, fuhr ich mit verächtlicher Stimme fort, »das klug genug ist, um
jeden Mann genau dahin zu bringen, wohin es ihn haben möchte. Um ein gutes
altmodisches Wort zu benutzen, ein Mädchen mit Grips. Aber Marty Kroos hat Sie derartig eingeschüchtert, daß er eine
Lügnerin aus Ihnen gemacht hat und vielleicht sogar noch etwas Schlimmeres .«
Ihr Gesicht flammte in Technicolor -Röte, und dann schleuderte sie den Inhalt ihres
Glases direkt in mein Gesicht. Ich dachte mürrisch, daß dies meine eigene
Schuld sei, während ich blindlings nach einem Taschentuch tastete; wenn ich
mich auf den Knien zurückgezogen hätte, so hätte sie
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