Starlet Monika
mich verfehlt.
»Rick — !« Ihre Stimme klang
entschuldigend, ja beinahe demütig. »Es tut mir leid .«
Ich schaffte es, mir so viel
Whisky aus den Augen zu wischen, daß ich wieder sehen konnte. Sie sah mich mit
einem Kleinmädchen-Ausdruck im Gesicht an, und in ihren Augenwinkeln standen echte
Tränen.
»Schon gut«, sagte ich. »Ich
habe den Teppich ohnehin so färben lassen, daß keinerlei Sorte von
Alkoholflecken darauf zu sehen ist .«
»Sie haben natürlich völlig
recht«, murmelte sie. »Deshalb war ich auch so wütend auf Sie! Ich hasse Marty Kroos ! Er hat mich gezwungen zu lügen, und deshalb hasse
ich ihn, aber ich habe auch zugleich Angst vor ihm. Dieser Kerl neigt
entsetzlich zur Gewalttätigkeit, Rick !«
Mir fiel plötzlich wieder ein,
wie diese Schlucht ausgesehen hatte, als ich über das Geländer des Balkons
darauf zugesaust war. »Ich weiß es«, sagte ich. »Aber
erzählen Sie mir, wieso er Sie zum Lügen gezwungen hat .«
»Gut.« Sie blinzelte
zerknirscht mit den langen Wimpern. »Meinen Sie, ich könnte noch etwas zu
trinken haben, bevor ich anfange ?«
»Okay.« Ich seufzte leise und
nahm ihr das leere Glas aus der Hand. »Aber eins sage ich Ihnen — wenn ich
diesen Drink ebenfalls ins Gesicht bekomme, bringe ich Sie geradewegs in das
Spukhaus zurück und sperre Sie dort die Nacht über ein .«
»Ja?« Die sinnliche Oberlippe
verzog sich flüchtig. »Ich dachte, Sie würden mir mit etwas wesentlich
Aufregenderem drohen .«
Einen Augenblick lang war ich
glücklich, daß ich wieder an die Bar gehen mußte, um ihr ein frisches Glas
Scotch einzuschenken. Die Bemerkung hatte meine guten Vorsätze wieder bis ins
Mark getroffen, so daß nunmehr mindestens eine um fünf Prozent stärkere Neigung
bestand, mich einen Teufel um die Wahrheit zu scheren. Ich goß das Glas ein,
brachte es ihr zurück, und sie klopfte mit der Hand auf den leeren Platz auf
der Couch neben ihr.
»Setzen Sie sich hierher,
Rick«, sagte sie leise. »Das ist gemütlicher, wenn man eine Art Geständnis
machen muß .«
Sie nahm die Füße von der
Couch, so daß ich ganz nahe neben ihr sitzen konnte, was ich auch tat. Dann
schwang sie die Beine wieder in die Höhe und drapierte sie sorglos auf meinem
Schoß. Der Ausdruck latenter Wildheit, der mir gleich zu Anfang bei ihr
aufgefallen war, tauchte wieder ungehemmt in ihren Augen auf, und jetzt oder
nie würde ich die Wahrheit erfahren.
»Erzählen Sie mir also, wie
Marty Sie gezwungen hat zu lügen«, sagte ich heiser.
»Ich bin ein
Karriere-Mädchen-Typ, Rick. Das haben Sie vermutlich bemerkt ?«
»Mit diesen Beinen könnten
Sie...« Ich schluckte heftig. »Klar habe ich das bemerkt .«
»Angela Burrows ist eine phantastische Frau«, fuhr sie fort. »Sie hat diese Filmagentur aus dem
Nichts zu etwas wirklich Bedeutendem aufgebaut, und zwar innerhalb von ein paar
Jahren. Sie ist als Chefin schwierig; aber ich glaube, ich kann bei ihr mehr
lernen und schneller nach oben kommen als irgendwo sonst — vermutlich in einem
Viertel der Zeit. Aber was sie wirklich übelnimmt, ist, wenn man Fehler macht.
Ein großer Fehler, und Sie fliegen hinaus .«
»Nun weiß ich also alles über
Angela Burrows .«
»Wenn Sie alles wissen wollen,
müssen Sie es mich auf meine eigene Weise erklären lassen«, fuhr sie mich an.
»Okay, ich verspreche, nicht
mehr zu unterbrechen .« Ich trank einen Schluck Bourbon
und legte geistesabwesend meine freie Hand auf ein mit Grübchen versehenes
Knie.
»Sie unterbrechen mich«, sagte
sie mit Festigkeit.
»Es war ein automatischer
Reflex«, sagte ich würdevoll. »Meine Hand wurde schlaff — entspannte sich — «
»-und kam auf dumme Gedanken«,
beendete sie den Satz. »Sie kann dort bleiben, aber wenn sie zu wandern
anfängt, werde ich abgelenkt und Sie werden nie etwas über die alte, kleine
Lügnerin in mir erfahren .«
Ich umklammerte fest die
Grübchen. »Sie wird sich nicht von der Stelle rühren .«
»Okay.« Sie trank einen Schluck
Scotch, um ihre Kehle zu befeuchten. »Nun, wie Sie wissen, bekam ich von Angela
den Auftrag, als Anstandsdame bei Monika Beyer in deren Appartement in Brentwood zu fungieren. Ich war nicht gerade begeistert
über diese Idee, aber es gehörte nun mal zu meinem Job. Bevor ich anfing,
erklärte mir Angela, sie erwarte nicht, daß ein so schönes Mädchen wie Monika
jeden Abend um neun Uhr zu Bett ginge, aber sie verlange von mir, daß ich auf
jede Verabredung, die sie treffe, ein Auge habe und daß ich
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