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noch mal reden!«
Er lächelt jetzt wieder.
Dann erhebt er sich. »Nun muss ich aber leider gehen. Hat mich ehrlich gefreut, euch beide kennenzulernen.« Das war an mich und Gregory gerichtet.
Er macht ein paar Schritte zur Tür, dann dreht er sich noch mal um.
»Aber – bevor ich es vergesse – da sind noch andere Nachmittagskurse, über die wir reden sollten«, meint er, »die werden besonders dich und deine Freundin – wie heißt sie eigentlich? – interessieren.« Das war deutlich an Tessa gerichtet.
»Sie meinen Dorothea Dunst?«, fragt Tessa ebenfalls lächelnd.
»Genau die«, nickt Herr Grünberg. »Sieht so aus, als hätten du und Dorothea außer Spanisch noch andere Interessen. «
Ich grunze nur leise in meine Bettdecke. Und ob die außer Spanisch noch was anderes im Kopf haben!
Ausgiebiges Hüftschwung-auf-Stöckelschuhen-Üben zum Beispiel und den Weltrekord im möglichst viel Schminke-auf-die-Augen-Platzieren. Dauertelefonate auf dem Handy über so weltbewegende Sachen wie neue Netzstrümpfe oder Lidschattenfarben und so weiter und so weiter. Ich könnte ihm da sicher noch einige der unterschiedlichsten Interessen meiner Schwester und ihrer Freundin aufzählen!
Tessa aber scheint völlig ahnungslos zu sein, wovon unser Direktor redet. »Äh, ja?«
»Aber sicher!«, lächelt Herr Grünberg weiter. »Wie ich mitbekommen habe, gibt es nämlich Schüler bei uns, die auch über die Maßen sportlich engagiert sind. Und da mir der Sport sehr am Herzen liegt, kann ich das natürlich nur unterstützen.«
Sport? Was bitte soll meine Schwester mit Sport zu tun haben? Der wird doch Hinternwackeln nicht als Sport bezeichnen?
»Äh, Sport ?«, wiederholt jetzt auch Tessa richtig entsetzt und ungläubig, als hätte unser Direktor sie gebeten, einen Haufen Hundekacke mit den Händen aufzuheben.
Herr Grünberg nickt unerschütterlich freundlich. »Oh ja! Ich selbst habe mit eigenen Augen gesehen, wie Schülerinnen sogar mitten im Winter nicht davor zurückschrecken, Unterrichtsstunden zu schwänzen, bloß um stattdessen draußen im Hof auf Leitern Gleichgewichtsübungen zu trainieren. Ganz erstaunlich finde ich das! Ich würde
diese Schülerinnen deshalb gerne ermuntern, das nicht nur schüchtern im Verborgenen zu tun, sondern biete an, dieses Interesse von jetzt an offen und regelmäßig zusammen mit anderen Schülern auszuleben. Daher bitte ich diese Mädchen, am Montag in der Schule zu mir zu kommen, damit wir zusammen ein ordentliches Trainingsprogramm für den Rest des Schuljahres ausarbeiten können. Ich bin sicher, dass uns da zusammen was Tolles einfällt!«
Ich hab keine Ahnung, wovon der Typ hier quatscht, aber Tessa und Malea sehen mittlerweile aus, als hätte eine Schlange sie gebissen und gleichzeitig in Trance versetzt. Sie sagen nicht piep und nicht papp, sind aber beide leichenblass.
Wieso denn auch Malea? Herr Grünberg hat doch nur Tessa angeguckt?
Oh, nein, jetzt lächelt er plötzlich auch Malea genauso merkwürdig an. »Hältst du das nicht auch für eine gute Idee, Malea?«
Und Maleas Gesichtsfarbe wechselt nun von leichenblass zu knallrot.
»Na, was denkt ihr?«, fragt Herr Grünberg, immer noch lächelnd, in Tessas und Maleas Richtung, während er schon die Türklinke in der Hand hat.
»Äh, ja …«, macht Tessa. Ganz ohne Lächeln. Und sogar ohne Wimpernklimpern.
Und »mhmm« nickt Malea.
»Dann sehe ich euch also am Montag!«, meint Gerold Grünberg freundlich. »Euch allen noch einen schönen Tag! – Und gute Besserung!«, ruft er zum Abschied noch zu mir und Gregory rüber.
»Danke«, sagen Gregory und ich höflich.
Und »Danke« hauchen Tessa und Malea sehr viel leiser, eigentlich kaum hörbar.
Als Herr Grünberg endlich aus der Tür raus ist, herrscht Schweigen im Raum.
Tessa sieht aus wie ein verstörtes Kaninchen.
Malea atmet kurz und hektisch wie ein Fisch auf dem Trocknen.
Gregory guckt mich verwundert an.
Ich zucke mit den Schultern und schüttele verwirrt den Kopf.
»Merkwürdiger Typ!«, meint Gregory und starrt die geschlossene Tür an, als hätte er die Hoffnung, dass ihm dadurch klarer würde, worüber der Kerl eigentlich geredet hat.
Tessa seufzt aus tiefstem Herzen, als hätte sie Gregory überhaupt nicht gehört.
»Oh Gott!« Sie guckt sich Hilfe suchend zu Malea um. »Malea, was machen wir jetzt bloß?«
Wie bitte? Meine fünfzehnjährige Schwester fragt meine elfjährige Schwester, was sie machen sollen?
Was ist hier eigentlich los? Kaum
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