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sein!
Tessa
Oh, es gibt Momente im Leben, da kann man sich an nichts anderem festhalten als an der Hand eines netten Jungen und an eisernen Regeln: Niemals die Haltung verlieren! Niemals die Haltung verlieren! Niemals …
W enn Malea noch eine weitere dämliche Bemerkung macht, die überhaupt gar nicht witzig ist, dann gehe ich ihr an die Gurgel und würge sie vor allen Leuten, bis sie grüne Flecken im Gesicht hat. Was zu viel ist, ist zu viel!
Womit habe ich das verdient?
Da riskiere ich Kopf und Kragen für meine Schwestern – erst für Malea und jetzt auch noch für Livi – und was ist der Dank? Eiermatsch und Spott!
Ich kann einfach nicht glauben, dass ich in die erste Fernsehshow meines Lebens in zerrupften Strümpfen und über und über bekleckert mit gelbem Dotter und ekligen Eierschalen gehe! Ich WILL es einfach nicht glauben! Das Leben ist SOOO ungerecht!
Javi, Dodo, Ramón und Henry haben im Lieferwagen versucht, mich zu trösten. Aber wie könnte man nach so einem Schlag noch getröstet werden? Ich meine, kann man sich Schlimmeres vorstellen?
Es hat noch endlos gedauert, bis wir Hase von seinen neuen Freundinnen losgerissen hatten. Und die beiden Hündinnen jaulten ganz jämmerlich, als wir ihn schließlich in den Lieferwagen verfrachtet hatten, weil sie nicht mehr an ihn rankamen. An uns hatten die Kampfmaschinen nicht mehr das leiseste Interesse. Ich sag’s ja, die Liebe ist immer das Wichtigste!
Zum Glück! Denn auf hübsch blutende Bisswunden-Accessoires zu meinem Eierdotter-Eierschalen-Hühnerfeder-Outfit kann ich wahrhaftig verzichten!
Aurora wollte sich in ihrer Wut nämlich noch weniger vom Ort der ärgerlichen Liebeskonkurrenz trennen und flatterte so wild herum, dass die Federn nur so durch die Gegend stoben und – danke! – überall an mir, beziehungsweise meinem Eiermatsch festklebten. Und ich jetzt aussehe wie frisch von der Miss-Huhn-Wahl kommend! (Haha, ich wünschte, das wäre lustig!)
Jetzt sind wir jedenfalls mindestens eine Stunde später dran als geplant, weswegen sich die anderen auch geweigert haben, noch rasch bei uns zu Hause vorbeizufahren, damit ich mich wenigstens umziehen kann. Was bei mir zu einem weiteren kleinen Tobsuchtsanfall hinten im Lieferwagen führte! Gut – ich möchte natürlich genauso wenig Iris’ erstes (und möglicherweise einziges) Interview verpassen. ABER ich möchte auch auf keinen Fall SO in die Fernsehgeschichte der Martinis eingehen!
Doch die anderen kannten keine Gnade! Oh, Menschen können ja scheußlich egoistisch sein!
Nicht mal Dodo stand mir bei. Auch sie wollte so schnell wie möglich zu Sibylle Hahns Blau nach zehn und dort Iris zujubeln. Ja-haha – und natürlich den Kameras ihr blütenschwarz glänzendes, picobello sauberes Seidentop vorführen,
das sie sich extra für diesen Abend gekauft hat! (Wie kann man bloß ein Seidentop auswählen, um einen Einbruch zu begehen! Tzzz! – Und wie kann genau dieses Seidentop dann nach dem Einbruch bloß noch so sauber sein? Seufz!)
»Ihre Mutter ist gerade eben auf Sendung gegangen«, sagt der Kerl am Eingang (dessen Klamotten natürlich ebenfalls sauber sind, grrr!) zu uns. »Bitte warten Sie hier, bis die nächste Werbeunterbrechung kommt! Dann bringe ich Sie zu Ihren Plätzen.«
Mich guckt er etwas zweifelhaft an. Und die Hühnerkäfige, die Walter Walbohm und Javi und Ramón sicherheitshalber aus dem Auto mitgenommen haben, guckt er noch zweifelhafter an.
»Das soll aber nicht etwa irgendeine Art politisches Happening werden?«, fragt er misstrauisch.
»Aber nein!«, winkt Walter Walbohm ab. »Das haben wir längst hinter uns. Diese armen Viecher werden wir morgen früh gleich dem Tierschutzbund übergeben. Ich wollte sie nur nicht allein im Auto lassen.«
Und dann erzählt er dem jungen Mann doch glatt treu und ehrlich, was wir gerade eben gemacht haben. Und – glaubt man es? – statt uns sofort der Polizei zu übergeben, reißt der Typ die Augen nur so auf vor Bewunderung.
»Das ist ja der Hammer!«, sagt er immer wieder. »Dass es noch Leute gibt, die Courage haben und sich endlich mal was trauen!«
Und plötzlich guckt er mich ganz besonders bewundernd an. »Oh, Ihnen sieht man wirklich an, was Sie geleistet haben!«
Tja, klar habe ich was geleistet! Ich habe mir mit vollem Einsatz einen Sprung in die Eierpaletten geleistet!!
Ohne Rücksicht auf Verluste!!! Gaaanz toll!!!! Aber – bitte – wenn er das gut findet.
Ich schiebe mir – nun schon um einiges
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