Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Starters

Starters

Titel: Starters Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lissa Price
Vom Netzwerk:
hielt mir die große Glastür auf.
    »Welches Stockwerk?« Er ließ den Strahl der Stablampe durch die Eingangshalle wandern.
    »Drei.«
    »Gehört Treppensteigen zu euren Hobbys oder was?«
    »Weiter oben sind wir sicherer.« Ich knipste meine Handleuchte an.
    Wir nahmen die breite Haupttreppe in die dritte Etage. Rodney betrat als Erster den Korridor. Er leuchtete in jedes verlassene Büro, an dem wir vorbeikamen. Ganz am Ende des Flurs tauchte eine Gestalt mit einem drohend erhobenen Eisenrohr auf. Es war Michael.
    »Halt!«, rief Michael.
    Ich hielt die Handleuchte so, dass sie mein Gesicht erhellte. »Ich bin es. Callie.«
    Rodney streckte einen Arm aus, um mich am Weitergehen zu hindern. »Bleiben Sie hinter mir!«
    Ich tauchte unter seinem Arm durch. »Er ist mein Freund.« Ich rannte den Korridor entlang. Michael behielt seine drohende Haltung bei, bis ich ganz nahe war.
    »Callie?« Das Rohr fiel mit einem lauten Scheppern zu Boden.
    Er breitete die Arme aus, und ich fiel regelrecht hinein. Es war das erste Mal, dass wir uns hielten, aber es fühlte sich gut und richtig an. Rodney kam näher und blieb ein paar Schritte hinter uns stehen.
    »Das ist Rodney«, erklärte ich. »Er arbeitet für Prime Destinations.«
    Rodney nickte kurz, als Michael ihn misstrauisch musterte.
    »Dann bist du dort noch nicht fertig?«
    Ich schüttelte den Kopf. »Ich kann nur ein paar Stunden bleiben. Wie geht es Tyler?«
    »Er hat dich sehr vermisst.«
    Michael ließ den Strahl seiner Handleuchte über meine Frisur wandern und nahm eine Locke zwischen die Finger. »Ich hab dich nicht gleich erkannt. Du bist so verändert.«
    »Zum Guten oder zum Schlechten?«, fragte ich, während wir uns in Bewegung setzten.
    »Soll das ein Witz sein? Du siehst phantastisch aus.«
    Michael führte uns in seinen Schlupfwinkel am Ende des Korridors.
    Er hatte einen Raum mit Teppichboden ausgewählt, als kleinen Ersatz dafür, dass wir keine Schlafsäcke mehr besaßen. Tyler kauerte in der Ecke, in eine dunkelgrüne Decke gehüllt.
    »Ich bleibe hier«, sagte Rodney leise und deutete mit dem Kinn auf einen Stuhl neben der Tür. Er stellte seine Stablampe so ein, dass sie nur seinen Teil des Raums beleuchtete.
    Ich ging zu Tyler und kniete neben ihm nieder. Aber als ich ihn umarmen wollte, stieß er mich weg.
    »Was ist mit deinen Haaren passiert?« Tyler richtete seine Leuchte auf mich und verzog das Gesicht.
    »Gefalle ich dir nicht?«
    Er musterte mich aufmerksam. »Und was haben sie mit deinem Gesicht angestellt?« Er zupfte an meinen neuen Ohrringen. »Die sind gefährlich.«
    »Da, wo ich jetzt arbeite, haben sie mich geschminkt und neu eingekleidet. Gefällt dir das nicht?«
    »Du wirst ja doch wieder dreckig.« Er sah mich an, als sei ich schwachsinnig. »Und wer ist der da?« Er deutete quer durch den Raum auf Rodney.
    »Arbeitet in der gleichen Firma wie ich. Er hat mich hergefahren.« Ich zeigte Tyler die Warmhaltebox. »Und er hat mir für dich etwas eingepackt. Es ist noch warm. Riech mal!«
    »Das stinkt.« Er drehte sich weg.
    Ich begab mich auf seine andere Seite. »Tyler, ich weiß, dass du sauer bist, weil ich so lange weg war.«
    »Eine ganze Woche.« Er war knallrot im Gesicht und kämpfte gegen die Tränen an.
    »Ich weiß, und es tut mir ehrlich leid.«
    »Sieben Tage.«
    Ich las die Verzweiflung in seinen Augen. Eine Woche ohne alles – ohne Robodog, ohne Bilder von unseren Eltern, in einer völlig fremden Umgebung und ohne seine Schwester.
    Er ließ seinen Blick durch den Raum wandern. »Wir haben gar nichts mehr.«
    »Aber war Michael nicht lieb zu dir? Hat er dir nicht diese Decke besorgt? Und die Wasserflasche da? Sieht so aus, als hättet ihr Jungs zumindest etwas zu essen gefunden.«
    Ich schaute zu Michael auf, der an einem Aktenschrank lehnte. Der Schrank war Teil seiner neuen Festung. Michael schob die Hände in die Taschen seiner Jeans und nickte.
    »Dabei fällt mir ein, dass ich frisches Wasser holen muss.« Er blinzelte mir zu.
    Als er fort war, hob Tyler den Kopf und sah mich an. »Callie?«
    »Was?«
    »Ich bin so froh, dass du wieder da bist«, sagte er leise. Er umklammerte meine Hand. »Auch wenn deine Haare so komisch aussehen.«
    »Danke.« Ich presste meine Stirn gegen seine. Ich hätte diesen Moment so gern festgehalten, hätte es so gern bei diesem Waffenstillstand belassen, aber ich musste ihm die Wahrheit sagen. »Ich wollte, ich könnte bei dir bleiben. Aber ich bin nur für ein paar Stunden hier.

Weitere Kostenlose Bücher