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Starters

Starters

Titel: Starters Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lissa Price
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sonderlich kooperativ sein werde, so lange Sie mich von meinem Bruder fernhalten.«
    Tinnenbaum klopfte nervös mit der Fußspitze auf den Boden, als bekäme er dadurch einen klaren Kopf. »Wann soll ihr Austausch morgen stattfinden?«, erkundigte er sich bei Doris.
    »Um acht Uhr früh«, erklärte sie.
    Tinnenbaum schnaubte wie ein Gaul. »Ich gebe Ihnen drei Stunden und einen Bodyguard, der Sie keine Sekunde aus den Augen lässt. Und machen Sie keine Dummheiten, denn wir können Sie mithilfe dieses Neurochips in Ihrem Kopf überwachen.« Er zielte mit dem Zeigefinger auf mich, als wollte er mich erschießen. »Und bringen Sie uns diesen Körper unversehrt wieder. Denn noch gehört er uns.«
    Ich sah kein einziges Mal seine schneeweißen Zähne aufblitzen. Offenbar war ihm das Lächeln vergangen.
    Ich folgte Doris den Korridor entlang. »Ich muss Ihnen andere Sachen zum Anziehen besorgen«, sagte sie. »Warten Sie im Gästezimmer auf mich.«
    Sie verschwand in einem der Räume, und ich machte mich auf den Weg zu meinem Gästezimmer. Aber als ich die Tür öffnete, stand dort ein anderes Mädchen. Sie war etwa so alt wie ich, hatte jedoch kurzgeschnittene schwarze Haare. Offenbar zog sie sich gerade um. Sie trug eine geblümte Hose und hielt sich ein Top vor die Brust, um sie zu verdecken.
    »Entschuldigung«, sagte ich. »Ich habe mich wohl im Zimmer geirrt.«
    Mir fiel auf, dass ihr Raum in Grün gehalten, sonst aber exakt wie meiner eingerichtet war. Ich schloss die Tür und probierte es ein Zimmer weiter. Rosa. Meine Farben.
    Doris erschien eine Minute später mit einem Stapel weißer Sachen. »Sie werden duschen wollen. Und hier ist eine frische Garnitur. Das Zeug hier tragen Sie schon zu lang am Leib.«
    »Wo ist denn meine Kleidung?«
    »Schätzchen, die haben wir sofort verbrannt. Sie können die Ausstattung hier behalten.«
    »Und meine Handleuchte?«
    Doris zog eine Schublade auf. Sie kramte die Leuchte hervor und hielt sie mir mit spitzen Fingern entgegen. »Rodney begleitet Sie heim. Ach ja, und wundern Sie sich nicht, wenn Sie in den nächsten Stunden keinen Hunger verspüren.«
    »Warum?«
    »Sie haben bereits gegessen.«
    Ich fand es einfach abartig, dass andere Leute mehr über meinen Körper wussten als ich.
    Doris brachte mich zu einer Tiefgarage, die eine Verbindung zum Hinterausgang von Prime Destinations hatte. Rodney wartete neben seinem Wagen. Er hatte kurzes, krauses Silberhaar und Armmuskeln, die jeden Moment den Anzug zu sprengen drohten.
    Sein Blick fiel auf meine Handleuchte. »Die brauchen Sie nicht. Ich habe eine Stabtaschenlampe.«
    Ich war dennoch froh, dass sie an meinem Handgelenk war.
    »Sie tragen die Verantwortung für Callie«, bekräftigte Doris. »Spätestens um zehn Uhr abends hat sie wieder hier zu sein.«
    »Selbstverständlich, Ma’am.« Er öffnete mir die hintere Tür, und ich stieg ein.
    Rodney schob sich auf den Fahrersitz und fuhr los. Doris blickte uns nach.
    Ich bemerkte die Warmhaltebox auf dem Sitz neben mir.
    »Das ist für Ihren Bruder.« Rodney deutete auf den Behälter. »Von Doris.«
    Verlockende Gerüche stiegen mir in die Nase. »Eine nette Geste.«
    Er fädelte sich in den Verkehr von Beverly Hills ein. »Doris ist in Ordnung. Ich kenne sie jetzt seit mehr als sechzig Jahren. Wir waren damals beide in der Reisebranche tätig. Als Reisen noch möglich war, meine ich.«
    Ich wusste, was er meinte. Niemand mehr konnte die USA verlassen, nachdem die anderen Länder so paranoid wegen der Sporen geworden sind. Und niemand kam mehr herein.
    »Ist es nicht ironisch«, fuhr er fort, »dass die Mexikaner eine Mauer gebaut haben, damit wir nicht zu ihnen kommen?«
    Ich ließ Rodney reden. Mir stand der Sinn im Moment nicht nach Ender-Geschwätz. Das zog sich meist endlos hin, weil ihre Erfahrungen so viele Jahrzehnte umfassten. All meine Gedanken kreisten um das Wiedersehen mit den beiden Jungs, das Wichtigste, das mir auf der Welt noch geblieben war.
    Ich zerrte Michaels Karte aus der Tasche der Lampe und navigierte Rodney mit ihrer Hilfe zu dem neuen Unterschlupf. In der Straße, die er angegeben hatte, gab es mehrere verlassene Gebäude. Das erste hatte man noch im Rohbau verrotten lassen. Ein Gerippe, das nie Leben gesehen hatte. Unser Haus war das vierte in der Reihe. Rodney parkte den Wagen direkt davor.
    Er ging mit seiner Stablampe voraus. Ein Bodyguard war für mich was total Exklusives. Ich kam mir vor wie die Präsidententochter höchstpersönlich. Rodney

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