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Starters

Starters

Titel: Starters Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lissa Price
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wussten, dass die Regierung irgendwann unser Eigentum beschlagnahmen würde. Wir waren das einzige Haus in der Straße, das noch keine neuen Bewohner hatte. Unser Viertel war eine gepflegte, gutbürgerliche Gegend gewesen, doch nun entwickelte es sich zur Geisterstadt. Die wenigen gesund gebliebenen Erwachsenen hatten die verlassenen Kinder in der Nachbarschaft betreut, bis auch sie der Seuche zum Opfer gefallen waren.
    Erst in der Woche zuvor waren die Nachbarskinder von den Marshals abgeholt und in ein Heim gebracht worden. Ich hatte noch ihr Schreien im Ohr. Uns erging es etwas besser. Wir waren gewarnt, weil mein Dad uns eine Zing geschickt hatte. Ich wusste, dass sie das Schlimmste bedeutete.
    Bevor er in Quarantäne musste, hatte er mir erklärt, dass ich, wenn es so weit käme, nicht an ihn denken oder um ihn trauern dürfte. Ich müsste stark sein und meinen Bruder beschützen, weil er dann nur noch mich hätte.
    Es war härter für mich als alles, was ich bis dahin erlebt hatte.
    Dad. Für immer gegangen. Bilder zogen in rascher Folge an mir vorbei. Hände, die mich stützten, führten. Umarmungen.
    Ich biss mir auf die Lippen, um nicht loszuweinen. Denk nicht an ihn. Kümmere dich um Tyler.
    Sei stark.
    Wir hatten es zur verlassenen Gemeindebücherei neben dem Park geschafft. Es war stockdunkel, aber unsere Handleuchten wiesen uns den Weg. Wir kletterten durch ein zerbrochenes Kellerfenster an der Rückseite des Gebäudes. Der Geruch modriger Bücher stieg mir in die Nase. Und der Gestank ungewaschener Körper. Ein paar Kids hatten sich hinter den Bücherregalen ein Schlaflager eingerichtet. Einer der Jungs erkannte mich.
    »Die ist okay.«
    Ich fand einen freien Platz an der Wand und stellte unsere Rucksäcke neben uns ab.
    »Sind wir hier in Sicherheit?«, fragte Tyler zwischen stockenden Atemzügen.
    »Schsch«, wisperte ich. »Im Moment schon.«
    Doch früh am nächsten Morgen machte irgendein Idiot ein Feuer, um sein Essen zu wärmen, und der Rauch alarmierte die Marshals. Wir schafften es gerade noch, ihnen zu entwischen. Erst als wir den nächsten Haltepunkt auf Dads Karte erreicht hatten und ich meinen Rucksack öffnete, merkte ich, dass mir jemand die Pistole gestohlen hatte. Sonst fehlte nichts. All das Schießtraining und keine Waffe mehr. Mir war nur noch elend zumute.
    Während Rodney und ich durch die stillen Straßen fuhren, presste ich die Stirn gegen das Autofenster und dachte daran, wie oft wir im letzten Jahr aus einem Unterschlupf geflohen waren. Ich ließ meine Augen über die Lichter der Stadt gleiten, bis sie zu unscharfen Farbklecksen verschwammen.
    Die Body Bank würde das Ende unseres unsteten Lebens auf der Straße bedeuten.
    In den Räumlichkeiten von Prime Destinations herrschte helle Aufregung. Wie ich erfuhr, wollte die Kundin ihre Reise in die Jugend noch an diesem Abend antreten. Ich stand im Büro von Doris, die sich nervös mit den Fingern durch die Haare fuhr.
    »Das ist kein Problem«, sagte sie. »Ich plane immer etwas mehr Zeit ein. Aber wir müssen uns beeilen. Hier – ziehen Sie sich rasch um!« Sie deutete auf einen Kleiderbügel mit schwarzen Sachen. »Sie können meine Toilette benutzen.«
    Als ich kurz darauf wieder ihr Büro betrat, trug ich schwarze Jeans und einen schwarzen Rollkragenpullover.
    »Sehr gut. Und jetzt ab mit Ihnen!«
    Wir eilten in den gleichen Ruheraum wie die beiden Male zuvor. Trax und Terry erwarteten mich bereits.
    »Schwarz steht dir gut.« Terry tätschelte mir die Schulter, als ich auf dem Liegesessel Platz nahm. »Fast so gut wie mir.«
    Nach ein paar Computer-Tests wandte sich Trax mir zu.
    »Entspannen Sie sich, es läuft alles wie gewohnt«, versicherte er. »Gute Reise, Callie! In einem Monat sehen wir uns wieder.«
    Die Narkosemaske näherte sich mir. Ich winkte meinem kleinen Team zum Abschied zu.
    Meine Träume waren diesmal höchst sonderbar. Tyler hatte den Kopf eines kleinen Vogels. Ich fand das im Traum ganz normal und suchte nach Vogelfutter für ihn, konnte aber keines finden. Deshalb rief ich nach Michael, doch der antwortete nicht, und so machte ich mich auf die Suche nach ihm. Wir wohnten auf einem verlassenen Bauernhof. Ich lief zur Scheune und erklomm die Leiter zum Heuboden. Als ich oben ankam, sah ich Michael mit einem Mädchen. Es war Florina. Die beiden lagen im Heu, umgeben von unzähligen Orangen.

kapitel 4
    kapitel 4   Lautes Dröhnen erschütterte meinen Körper. Mein Schädel hämmerte im Rhythmus mit. Ein

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