StasiPolka (German Edition)
Grund“, sagte Baranowski, „ein Loch im Rumpf, Totalschaden. Was noch schlimmer ist, an Bord fanden sie eine tote Frau. Die Polizei glaubt, sie ist eingebrochen, um zu stehlen und hat mit dem Gasherd hantiert. Peng.“
„Weiß Ivo Bescheid?“
„Mein Mann sagt, er hat mit den Polizisten geredet.“
„Er kann ihnen ausrichten, ich sei auf Reisen. Sie sollen ihm eine Kopie des Pr otokolls geben.“
„Sie werden wegen der Toten mit dir reden wollen. Ich setze besser einen A nwalt in Marsch.“
„Kann nicht schaden. Er soll sagen, dass er mich informiert hat, und ich späte stens in drei Tagen in Makarska bin. Irgendwas über die Frau?“
„Jung, dunkelhaarig, könnte eine Herumtreiberin sein. Keine Papiere, nicht mal eine Handtasche. Morgen werden sie herum fragen, ob jemand vermisst wird.“
„Wenn dein Mann an ein Foto der Toten kommt, soll er es faxen“, Vincent gab ihm seine Nummer, „die Aktion Klarschiff ist offenbar in vollem Gange.“
„Was war los“, fragte Rea, als Vincent aufgelegt hatte.
„Schiffbruch mit Dame“, sagte er und berichtete. Die beiden sahen ihn fassungslos an.
„Glaubst du an einen Einbruch?“ Jelena reagierte nüchtern.
„Schwer zu sagen.“
„Und das Schiff ist nicht mehr zu retten?“ Rea hatte ihn mit dem Boot hantieren sehen, vielleicht gefühlt, dass es ein Teil seines Lebens war.
„Keine Chance, wenn ein Kunststoffrumpf ein größeres Loch hat.“
Die beiden schwiegen. Vincent trank einen Schluck. Der Verlust des Bootes hä tte ihn vor einigen Wochen sicher mehr mitgenommen. Heute war wichtig, dass Rea gesund neben ihm saß. Sollte der Feind doch in Panik um sich schlagen, es traf ihn nicht mehr. Vincent würde den Kerl fassen und dann überlegen, was er mit ihm anfing.
„Ihr liebt doch beide das Wasser“, sagte er, „wir besorgen uns Prospekte und s uchen ein neues Boot aus.“
„Genau wie das alte“, sagte Rea.
„Mal sehen. Wenn ich nicht mehr allein segle, könnte es etwas größer sein. Außerdem wünsche ich mir schon lange ein Bugstrahlruder. Das Richtige für einen alten Mann.“
Darauf tranken sie zusammen.. Nach einiger Zeit fingen die beiden an, sich N amen für das neue Schiff auszudenken. Vincent ging ins Schlafzimmer, um Margriet anzurufen.
4 3
Die Allee, an deren Kopfende Teichmanns Haus lag, wirkte merkwürdig verlassen. Keine Wächter ringsum. Vincent fuhr an der Einfahrt vorbei, wendete und parkte draußen vor dem Gitter. Es war still, niemand stand zum Empfang bereit; der rote Ziegelbau mit dem großen Obstgarten ähnelte jetzt bei schräg stehender Sonne der Kulisse einer Fernsehserie im Gutsherrenmilieu.
Tief im Innern des Hauses tönte ein Gong, als er den Klingelknopf drückte. Sti lle. Nach dem dritten Läuten kam jemand schlurfend näher. Ein schmaler Jüngling, Hosenträger über kariertem Hemd, öffnete und trat zwei Schritte zurück. Er hatte die Hand am Abzug einer kurzen Repetierflinte und sah Vincent misstrauisch an.
„Ist Teichmann zu Hause“, fragte Vincent.
„Sind Sie Cruz?“
Vincent nickte. Der Leibwächter trat beiseite und winkte ihn herein. Gregor ha tte offenbar Personalsorgen. Im Vorbeigehen hätte Vincent diesem grünen Bengel seine Waffe dreimal abnehmen können, ließ es aber und wartete, bis der Junge die Haustür verriegelt hatte und ihm voraus ging.
Teichmann saß inmitten des Trümmerhaufens, der mal sein Wohnzimmer gew esen war, und blickte Vincent mit wackelndem Unterkiefer entgegen. Er hockte in einem Sessel, eine Wolldecke über den Schultern, eine zweite über den Knien, das graue Haar strähnig und ungekämmt. Noch ein Stirnband mit Feder, und er hätte an einer Highwaytankstelle indianische Andenken verkaufen können. Der Grünschnabel mit der Waffe setzte sich auf einen Stuhl neben der Flurtür.
„Hallo Gregor“, sagte Vincent, „ist die Putzfrau heute nicht gekommen?“
„Sieh dir an, was sie gemacht haben.“ Der alte Mann weinte tatsächlich.
Vincent sah sich um. Teichmanns Arbeitstisch war reif für den Sperrmüll, seine Instrumente und Teile eines Modells, an dem er gearbeitet hatte, lagen zertrampelt am Boden. Vor der großen Vitrine an der Längswand des Zimmers glitzerte zerbrochenes Glas, von den bunt bemalten Nachbauten alter Waggons und Zugmaschinen, die Gregor hier zur Schau gestellt hatte, war nur noch Schrott übrig. Die Verwüstung übertraf Vi ncents Erwartungen, aber alles in allem hatten sich Baranowskis Männer an seine Vorgaben gehalten.
„Wie
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