StasiPolka (German Edition)
konnte so was passieren? Hast du eine Ahnung, wer das getan hat?“
Teichmann schüttelte den Kopf, versuchte, Haltung zu bewahren. „Sie kamen heute morgen zwischen vier und fünf, haben meine Männer krankenhausreif geschlagen und dann diesen Raum demoliert. Ein maskierter Schlägertrupp. Keine Ahnung wer sie waren.“
„Sieht nach unseren russischen Brüdern aus“, sagte Vincent.
Teichmann fummelte unter seiner Decke, zog einen großkalibrigen Colt hervor und legte ihn auf das Tischchen neben seinem Sessel. „Ich habe ihnen doch nichts getan.“ Er breitete die Arme aus, großes Lamento. „Die können mir nicht die Schuld geben, wenn irgendwo ein durch geknallter Killer außer Kontrolle gerät.“
„Tun sie aber.“
„Damit habe ich nichts zu tun. Meine Kameraden und ich wollten nur das Geld, das stand uns zu. Warum sollten wir diesen Westdeutschen ein Vermögen überlassen, das unsere Werktätigen erarbeitet haben?“ Er hatte den Jargon noch gut drauf. „Dann ist uns alles entglitten.“
„Ihr hattet niemals eine Chance, an das Geld zu kommen“, sagte Vincent, „der deutsche Geheimdienst, selbst die Amerikaner wussten davon. Das musste dir klar sein. Wofür also die vielen Toten?“
„Ich gab nie den Auftrag, jemanden zu töten. Neulich in München, das waren nur Warnschüsse.“
„Gregor, ich hätte dich nicht für so verkalkt gehalten. Vom ersten bis zum let zten Tag hattest du keinen Durchblick, welche Manöver um dich herum abliefen. Wer zum Beispiel hat dir erzählt, dass ich Graham in München treffen wollte?“
Teichmann schwieg, überlegte, schätzte Vincent ab, jetzt waren seine Augen nicht mehr feucht.
„Soll ich es dir sagen? Es war Anna Schiller.“ Vincents Schlag saß. „Wo steckt sie eigentlich, sie ist doch dein Gast?“
Er starrte Vincent an, seine Hände verschwanden unter der Wolldecke. „Heute morgen abgereist“; sagte er schließlich, „wieder nach Hause. Woher weißt du?“
„War kein Geheimnis. Graham war so dumm, sie anzurufen, bevor er mich in München traf. Die beiden schliefen miteinander. Was wollte sie hier bei dir?“
Er antwortete nicht. Vincent ließ ihm etwas Zeit, früher oder später würde die a lte Härte zurück kommen. Und dazu Wut über die eigene Dummheit.
„Hast du dich nie gefragt, warum Hausser und Graham untertauchten? Kam dir nie der Gedanke, sie könnten loyal sein und nur die Hosen voll haben? Spätestens, als Grahams Faktotum in Brno flambiert wurde, kapierten die beiden, dass dir und deinen Stasispießern die Sache über den Kopf wuchs. Sie wollten ihre Haut retten, das war a lles. Du hast sie einfach fallen lassen, niemanden beschützt, weder sie noch Katja.“
„Katja könnte noch leben, wenn du dich von ihr fern gehalten hättest.“ Das war schon fast der alt e Gregor.
„Ohne Hände und Füße vielleicht. Ihr Mörder bekommt seine Strafe. Für mich ist die Jagd noch nicht vorbei.“
„Was willst du dann bei mir?“
„Alles fing bei dir an, Gregor. Und das brutalste Massaker geht au f das Konto von Ostdeutschen. Ihr Anführer heißt Wolf, hat vor Wochen mein Boot in Makarska ausgeräuchert und müsste jetzt den Arm in der Schlinge tragen. Kennst du ihn?“
Er zögerte nur kurz. „Ich kenne einen Wolf, der in Frage käme. Waisenhausju nge aus Pankow, saß in den Achtzigern im Jugendknast. Gemeinsamer Raub mit Todesfolge, Alkohol spielte eine Rolle, was in der Art. Danach kam die Wende. In der zweiten Hälfte der Neunziger ging er mit ein paar anderen Spinnern als Söldner auf den Balkan. Niemand, den ich kenne, will was mit ihm zu tun haben.“ Teichmann rasselte das herunter, als hätte er schon auf Vincents Frage gewartet.
„Kennst du diese Frau?“
Teichmann nahm das Foto der Toten vom Segelboot, das Feodor am Morgen gefaxt hatte. Er schluckte. „Gisela Soundso. Kommt aus dem Westen. Was ist mit ihr?“
„Sie war damals mit Wolf in Makarska . Gestern wurde sie beseitigt. Sie töten alle, die mit eurem Ostgeldcoup zu tun hatten. Sieh dich vor.“ Vincent ließ das einwirken. Teichmann kroch tiefer unter seine Decken.
„Es lief so“, sagte Vincent, „Wolf kannte den Ort, wo der Geiselaustausch a blief. Er hat bei erster Gelegenheit alle Entführer und dazu Graham abgeknallt, wollte mich fangen und foltern. Rea und Jelena sollten auch sterben.“
„Halt.“ Teichmann plinkerte mit den Augen, kam nicht mehr ganz mit. „Wo gab es Ge iseln, wer ist Jelena?“
„Jelena gehört zu Baranowski. Er ist ihr
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