StasiPolka (German Edition)
Vormund. Sie und Rea wurden von einem Kerl namens Tunsky entführt. Jetzt ist Feodor wütend.“
„Oh mein Gott.“ Das von einem alten Atheisten.
„Tunsky wiederum war ein Neffe von Terkossow“, fabulierte Vincent weiter, „Igor ist außer sich vor Wut. Jetzt glauben die Russen, jemand von euch hier in Berlin habe diesen Wolf los geschickt, um doch noch das Geld in die Finger zu kriegen.“ Vincent hob ein zerbrochenes Plastikteilchen auf und sah sich demonstrativ im Zimmer um. Teichmann verstand.
„Soweit ich das sehe, ist das Unsinn“, sagte Vincent, „einer von Wolfs Männern hat mir nämlich verraten, dass sie von einem Russen angeheuert wurden. Er soll gut deutsch sprechen.“ Teichmann hob den Kopf. „Dieser Russe hat Wolf und seine Leute unten an der Küste in Bereitschaft gehalten und sie erst in Marsch gesetzt, als klar war, wo der Geiselaustausch stattfinden sollte. Es muss ein Insider sein. Jetzt, wo alles schief gegangen ist, läuft er Amok.“
„Das musst du Baranowski sagen.“ Teichmann schöpfte wieder Hoffnung.
„Langsam. Zuerst will ich die undichte Stelle finden. Welcher deiner Spezis hat euren Coup an die Russen verraten? Was meinst du?“
„Das Geld sollte an einen Fond gehen, der alte Kameraden unterstützt. Aber von dem Projekt wussten nur Hausser und ich, später dann Graham.“
„Und Anna, nehme ich an. Hat sie dir auch die Laken gewärmt?“
Er saß in sich versunken da, konnte es nicht fassen.
„Was wollte sie eigentlich hier“, fragte Vincent.
Er zögerte. „Einsame Witwe sucht etwas Abwechslung. Zu Hause fiel ihr die Decke auf den Kopf. Sie mag Ber lin, hat Haussers alte Freunde getroffen, war in den Boutiquen, abends im Theater.“
„Allein?“
„Was weiß ich.“
Das reichte. „Sie wird bald sterben“, sagte Vincent und erhob sich. „Ich will s ehen, was ich für dich tun kann, Gregor. Verhalte dich still, geh nicht ans Telefon, bis ich es dir erlaube. Vor allem sprich nicht mit Anna.“ Beim Hinausgehen kam Vincent wieder in Versuchung, dem Bubi die Waffe abzunehmen. Fraglich, wie viel dieser Lehrling von ihrem Gespräch verstanden hatte.
Teichmann brachte Vincent zur Haustür. Er trug eine ausgebeulte Jogginghose und lief auf Socken.
„Lass aufräumen“, sagte Vincent und ging zum Auto.
Die Allee war so still, wie zuvor. Als Teichmanns Haus im Rückspiegel verschwand, griff Vincent zum Handy. Baranowski schien neben dem Telefon gewartet zu haben.
„War es recht so“, fragte er.
„Perfekt“, sagte Vincent, „Teichmann ist weich geklopft, scheißt sich vor Angst in die Hosen, er wird keine weiteren Scherereien machen.
„Gut. Gibt es was Neues?“
„Die Tote auf meinem Boot gehörte auch zu Wolfs Verein. Vielleicht seine Freundin. Anna Schiller ist auf und davon, nachdem deine Männer Teichmanns Wohnzimmermöbel umgeräumt haben.“
„Sie sind ihr gefolgt. In einer halben Stunde fliegt sie nach Wien.“
„Bleibt dran, ich denke, sie steht jetzt weit oben auf der Abschussliste unseres Killers. Genau die richtige Zeit für einen Hausbesuch bei ihr.“
„Warum wartest du nicht einfach ab, bis sie umgelegt wird? Was kann sie noch groß e rzählen.“
„Eine Menge. Davon abgesehen wird sie ja nicht vom Blitz getroffen. Jemand reist an, um sie zu beseitigen.“
„Und du willst ihn dir vornehmen?“
„Was würdest du tun, wenn sie Jelena erwischt hätten?“
Er ging darauf nicht ein. „Mit Igor habe ich gesprochen. Er weiß jetzt, wie Tunsky starb. Du bist aus dem Spiel. Sonst noch Wünsche?“
„Häng dich ans Telefon und mach die Anrufe, die wir besprochen haben. Dann warten wir ab, was passiert.“
„Das hätte ich fast vergessen“, sagte Baranowski, „heute morgen ist ein Ausflugsschiff vor der Küste in Brand geraten und gesunken. Die Ivona , zwei Mann Besatzung, Vater und Sohn. Beide tot. Sie waren unterwegs zu einer Touristengruppe in Baska Voda . Die Wasserpolizei fand nur noch Trümmer; ein Problem mit der Gasleitung, meinen sie.“
„Unser Mann ist gründlich“, sagte Vincent, „er hat die Liste fast abgearbeitet.“
Als Hansson in den Geradeausflug überging, rief Vincent die Rue Assaut an. P eter meldete sich. Im Hintergrund Frauenstimmen; es klang nach lebhafter Unterhaltung.
„Die Stimmung scheint gut zu sein“, sagte Vincent.
„Alles in Ordnung. Die Haushälterin ist zu Besuch.“
„Bestellen Sie ihr Grüße.“
„Bleibt es bei morgen Abend“, fragte er.
„Bis jetzt ja.“ Vincent
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