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StasiPolka (German Edition)

StasiPolka (German Edition)

Titel: StasiPolka (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gottfried Pesch
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sie gegangen war stellte er sich ans Fenster und starrte auf die Betonlandschaft des Terminals gegenüber. Eigenartig, aber nicht unangenehm, was Katja da alles in ihm aufrührte. Noch ein paar Tage mit dieser Frau, und er sah sich mit einem Blumenstrauß in der Hand die Allee entlang tanzen. Aber was machte das schon. Sie war in Ordnung und zehnmal mehr wert als ihr Kerl, der sie in diese Schwierigkeiten gebracht hatte. Übermorgen würde er sie in den Arm nehmen. Als Frau, nicht als Objekt.
    Es klopfte. Das Mädchen vom Empfang wedelte mit den Flugscheinen. Also dann.

10
     
    Wie gefällt es dir im Bristol ?“ Lukas rührte in seinem Capuccino und sah Vincent fragend an. Sie saßen in einem Cafe und beobachteten von drinnen das Treiben auf dem Warschauer Schlossplatz.
    „Sobald ich eintrete, vergesse ich, dass ich im  Ostblock bin.“ Lukas zuliebe übe rtrieb Vincent etwas. Das Bristol lag Wand an Wand mit der Residenz des polnischen Präsidenten und atmete aus jedem Winkel soliden altmodischen Luxus. Die polnischen Restauratoren waren Meister darin, alten Gemäuern eine Balance zwischen historischem Prunk und neuer Technik zu verpassen.
    Lukas nickte stolz. „Unsere Leute haben ein Händchen für morsche Gemäuer. A lle Polen sind Künstler.“
    Vincent setzte noch einen drauf. „Das sieht man deutlich in Sanssouci.“ War nicht mal so übertrieben. Der Alte Fritz hätte seinen Spaß daran gehabt, was die polnischen Bildhauerbrigaden mit seinen heruntergekommenen Schlössern anstel lten.
    Lukas strahlte. Vincent beschloss, das Thema zu wechseln, bevor der Pole  b egann, ihn abzuküssen. Er schob ihm einen Zettel mit den Namen der polnischen Glasfabrik und ihres Eigentümers zu. „Sagt dir das was?“
    Lukas überlegte nur kurz. „Prim Glass ist ein alter Schuppen, draußen an der E 77. Sie a rbeiten vor allem für die Bauindustrie, aber es sieht nicht so aus, als hätten sie viel zu tun. Ich kenne den alten Primnik. Ein Schlitzohr, hat seine Hände überall. Wohlhabend, aber nicht reich. Gerissen, doch ziemlich ehrlich.“
    „Und der Sohn?“
    „Ein Spinner. Hat in Amerika studiert und seine Frau von dort mitgebracht. Keine Ahnung was der arbeitet. Ich glaube, der Alte zieht ihn mit durch.“
    „Er ist der Manager bei Prim Glass.“
    Lukas lachte. „Das heißt nichts. Irgendeinen Grund braucht der Alte ja, um seinem Sohn monatlich einen Scheck in die Hand zu drücken.“
    „Es heißt, jemand aus dem Ausland wolle bei Prim Glass ei nsteigen.“
    „In diese Klitsche?“ Lukas sch üttelte den Kopf. „Wenn, dann ist jemand scharf auf das Grundstück oder will Geld waschen. Der Laden selbst ist viel zu schäbig.“
    „Kannst du mir morgen früh einen Termin mit dem Alten verschaffen? Sag ei nfach, ich wolle hier was bauen und suche einen Lieferanten. Vielleicht können wir im Bristol zusammen frühstücken.“
    „Ich versuche es.“ Lukas nahm sein Handy und wählte eine Nummer. Vermutlich nahm eine Frau den Anruf entgegen, denn er lächelte und balzte herum bis der Hörer zu einem Mann wechselte. ER wurde ernst und redete in schnellem Polnisch auf seinen Gesprächspartner ein. Es ging ein paar Minuten hin und her bis er auflegte.
    „So gut kenne ich Primnik auch nicht. Aber da gibt es einen Freund, der besser mit ihm kann. Er ruft den Alten an und erzählt ihm, dass ich einen Ausländer an der Angel habe, mit dem ich Kick - Back spielen will“, Lukas lachte vergnügt.
    Kick – Back gehört im Ostblock zur Folklore. Meistens geht es um fiktive Provisionen oder Steuerhinterziehung. Vincent kannte das Spiel in tausend Varianten. Alle funktionierten tadellos, besonders die, bei denen Frauen im Spiel waren.
    „Ist der Alte dafür nicht zu schlau?“
    „Na gut, ich schleppe ihn einfach für dich an.“ Lukas wurde wieder ernst.
    Vincent hatte mit Lukas in den Achtzigern praktisch im Sandkasten gespielt. D amals waren er und Sergei noch in der Ausbildung, und Lukas hatte in Ostberlin als besserer Bürobote für den polnischen Residenten gearbeitet. Die freundlichere polnische Spezialform des Sozialismus kam ihnen als jungen Burschen natürlich entgegen. Sergei brachte Lukas eines Tages mit, und zusammen fühlten sie sich unschlagbar.
    Als Vincent später nach Bonn und Brüssel ging, arbeitete Lukas in Frankreich. Für Vincent ein grober Fehler der  Polen, denn hoch aufgeschossen, hager und blond wie Lukas war, konnte er jederzeit als Klon der britischen Oberschicht durchgehen. Jetzt schrieb er

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