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Staub zu Staub

Staub zu Staub

Titel: Staub zu Staub Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Olga A. Krouk
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berührte ihren Bauch.
    Kristin lachte gekünstelt auf. „Und ich dachte, Jesus wäre ein Moralist und würde eine Frau nicht mal als solche anschauen, geschweige denn, anfassen.“
    „Er ist nicht Jesus.“ Mirjam wickelte sich in ihre Decke ein, enttäuscht darüber, dass auch Kristin bei all ihrer Stand-haftigkeit keinen Felsen in der Brandung darstellte. „Wie oft muss ich das noch sagen?“ Für mehr Überzeugungsarbeit hatte sie nicht die Kraft.
    Die goldglänzende Uhr auf der Kommode zeigte zehn vor elf. Mirjam reckte sich und berührte mit ihren Füßen etwas Weiches. Quer über das Bettende, die Beine vom Rand herabhängend, schlief Kristin. Ihr Mund stand halb offen und gab zischelnde Geräusche von sich. Um sie nicht zu wecken, stieg Mirjam vor-sichtig aus dem Bett. Erst als sie bereits in der Duschkabine stand, ertönte Kristins Stimme.
    „Mist! So spät! Und ich habe heute Frühschicht.“
    „Ruf an und sag, du bist krank!“ Mirjam drehte die Dusche auf. Durch das Wasserrauschen hörte sie ein Klopfen an der Tür. Es wurde geöffnet, eine kurze Unterhaltung folgte, wovon Mirjam kein Wort verstehen konnte. Sie wusch sich schnell, trocknete ihre Haare ab und zog einen Hotelbademantel über.
    „Wer war das?“
    Kristin deutete auf Kartons und Einkaufstüten vor dem Bettende. „Ich nehme an, das ist von Åke. Die rechten drei sind für mich, da liegen XXL-Sachen drin. Ich gehe dann in mein Zimmer. Bis gleich!“
    Mirjam durchwühlte die restlichen Tüten. Darin fand sie alles von Unterwäsche, einer hellblauen Hose mit einem passenden Blazer, einer Bluse und Kleinigkeiten, bis zur Haar- und Zahnbürste. Åke hatte wirklich an alles gedacht.
    Die Kleidung saß nahezu perfekt, wenn auch die Hose ein klein wenig zu weit war und zum Beckenansatz rutschte. Der weiche Stoff des Damenanzugs fühlte sich an, als reiche ihr Monatsgehalt nicht aus, um sich diese Klamotten leisten zu können. Mehrfach drehte sich Mirjam vor dem Spiegel. Nur die verdreckten Turnschuhe störten ihr elegantes Erscheinungsbild. Sie verwuschelte sich das Haar und ließ einige Strähnen über das Gesicht fallen, um das blaue Auge zu verdecken.
    Im Flur traf sie auf Kristin, die sich offensichtlich in Rekordzeit gewaschen und angezogen hatte. Sie trug ein dunkelgrünes Kleid, das mit Stoffraffung ihre Speck-röllchen kaschierte und farblich ihre grünen Augen betonte.
    Als Mirjam an Max’ Tür klopfte, ertönte Daniels muntere Stimme: „Mädels, seid ihr das? Also, der Auferstandene ist noch im Bad und ich kann nicht öffnen. Ah! Da kommt er schon.“
    Die Tür öffnete sich und Max erschien auf der Schwelle. Er hatte ein frisches Hemd und eine saubere Hose angezogen und stand mit nackten Füßen auf dem Teppich. „Morgen.“
    Mirjam lächelte ihm zu. „Morgen. Wie geht es dir? Was macht deine Wunde?“
    In seinen Augen entzündete sich kein Feuer. Auch unternahm er keine Versuche, sich in ein Monster zu verwandeln und die Welt in Brand zu setzen.
    „Ich habe nicht vor, daran zu sterben.“
    Ohne zu grüßen schob sich Kristin an ihnen vorbei, blieb in der Mitte des Zimmers stehen und stieß einen verärgerten Laut hervor. „Hat er die ganze Nacht so verbracht?“
    Mit ihrer Präsenz versperrte sie Mirjam die Sicht, so musste sie an Max vorbei, um den Grund für Kristins Empörung zu sehen. Daniel saß im Sessel, seine Handgelenke waren mit Heftpflaster an den Lehnen befestigt. Er blähte die Wangen auf.
    „Ja. Es ist übrigens höllisch unbequem hier.“ Trotz aller angeblicher Qualen grinste er.
    Max ordnete sein feuchtes Haar mit einem Kunststoffkamm, säuberte die Zinken und steckte ihn ein. „Was sollte ich sonst tun? Ihn im Bad einsperren oder auf den Balkon verbannen? Ansonsten habe ich mich an die Genfer Konvention gehalten und ihn nicht gefoltert.“
    Daniel zog eine Schnute. „Du hast mir keine Gute-Nacht-Geschichte vorge-lesen.“
    Kristin warf Max einen vernichtenden Blick zu. Sie sah sich um, zog unter dem Bett den Verbandskasten hervor und holte eine Schere heraus, mit der sie das Pflaster durchschnitt.
    Daniel rappelte sich hoch und deutete eine Verbeugung an. „Danke, my Lady.“ Er reckte sich. „Übrigens, der ist voll putzig, wenn er schläft. Wusstet ihr, dass er im Schlaf redet? Zuerst hat er irgendwas von einer Wüste erzählt.“ Er schnalzte mit der Zunge. „Meintest du damit diese Geschichte, wo der Teufel dich in der Wüste auf die Probe gestellt hat? Hast du auch dieses Mal bestanden?“ Mirjam

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