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Staub zu Staub

Staub zu Staub

Titel: Staub zu Staub Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Olga A. Krouk
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hielt inne, während Max’ Gesicht sich verfinsterte. Ob der Albtraum doch real war? Auf keinen Fall! Sie weigerte sich, nur daran zu denken. „Naja, wie auch immer“, plauderte Daniel weiter. „Später redete er mit jemandem, was ich gar nicht kapiert habe. ’Ku samno i berieydach’ hieß es, oder so ähnlich.“ Er holte seine Brille von der Kommode und putzte die Gläser mit einem Taschentuch.
    „Du spinnst wohl. Ich kann kein Aramäisch.“ Max setzte sich auf das Bett und konzentrierte sich auf das Anziehen seiner Socken, als gäbe es in diesem Augenblick nichts Wichtigeres im Universum.
    „Aha. Und woher weißt du, dass es Aramäisch ist? Ist euch bekannt, dass das die Muttersprache Jesu war?“
    „Fang jetzt nicht wieder damit an. Ich dachte, wir hätten diese Frage schon geklärt. Außerdem bin ich hier fürs Klugscheißen zuständig.“
    „Yes, Sir!“ Daniel salutierte. „Und wer ist Maria?“
    Maria … Der Name hallte unangenehm in Mirjam wider. Hatte er auch vor dem Tod Aramäisch gesprochen? Glaubte er damals, diese Frau vor sich zu sehen? Maria, nicht Mirjam.
    Langsam richtete Max sich auf. „Lass es.“
    „Du hast ständig diesen Namen wiederholt.“
    In Max’ Augen blitzte Zorn auf. Die Muskeln an seinem Kiefer bewegten sich, als knirsche er mit den Zähnen. „Sag mal, musst du nicht pinkeln?“ Mit nur einer Socke bekleidet trat er auf ihn zu. „Das Bad ist frei.“
    „Ist das die Magdalena?“ Daniel steckte die Hände in die Taschen und schaukelte auf den Fußsohlen vor und zurück. „Hast du die Schnepfe tatsächlich aufs Kreuz gelegt?“
    „Sie war keine Sünderin!“ Max schmetterte ihm seine Faust ins Gesicht. „Ihr Name ist heilig!“
    Die Wucht warf Daniel gegen den Sessel, der unter ihm umkippte.
    „Scheiße, du hast mir die Nase gebrochen!“ Er presste sich die Hände vor die Nase, durch seine Finger quoll Blut und tropfte auf den beigefarbenen Teppich. Seine Brille lag neben ihm, ein Glas war herausgesprungen. Max stürmte ins Bad und knallte die Tür hinter sich zu. Daniel stöhnte. In seinen Augen glänzten Tränen. „Die haben doch gesagt, er kann keiner Fliege was zu leide tun.“
    Kristin eilte zu ihm. Sie hob den Sessel auf, half Daniel hinein und nahm ihm sanft die Hände vom Gesicht. „Lass mal sehen.“
    Blut und Rotz strömten über seine Lippen zum Kinn. Er legte den Kopf in den Nacken, während Kristin seine Nase befühlte. Schließlich holte sie aus dem Verbandskasten etwas Mull und riss ein Stück ab.
    „Es ist nichts gebrochen.“ Vorsichtig tupfte sie ihm das Blut ab und steckte ihm die kleinen Mullfetzen in die Nasenlöcher. „Das geht bald vorbei.“
    Im Bad rauschte Wasser. Mirjam machte einen Schritt zur Tür.
    „Spinnst du?“, zischte Kristin sie an. „Lass ihn jetzt in Ruhe. Oder willst du, dass er dir auch eine reinhaut?“
    „Oh ja, kümmere du dich lieber um diesen Kerl!“ Dennoch blieb sie stehen.
    Kristin tauschte inzwischen die blutgetränkten Stöpsel gegen neue aus. „Was meintest du mit‚ die haben gesagt, er kann keiner Fliege was zuleide tun?“
    „Einmal“, nuschelte Daniel, „habe ich Fried… meinen Vater gefragt, warum Jonathan sich bei der ganzen Kreuzigungsgeschichte nicht gewehrt hat. Und da hieß es: Er kann sich nicht helfen, er kann keinem Menschen Leid zufügen, solange das nicht von – na ja - oben kommt oder jemand einen unbändigen Wunsch ausspricht. Oder so ähnlich.“ Er zog seine Nasenstöpsel heraus und wischte das Blut mit dem Handrücken ab. Mirjam waren die mitleidigen Blicke zuwider, die Kristin ihm zuwarf. Merkte sie denn nicht, was für ein Spielchen er trieb? Der Typ wollte sich einschleimen, um später sie alle seiner Sekte auszuliefern. Ein böser Verdacht beschlich Mirjam: Vielleicht hatte Kristin sich doch entschieden – für Friedmann und nicht für Max. Und ihr nächtlicher Besuch mit der Versöhnung war nur eine Show gewesen?
    Kristin nahm ihm den blutgetränkten Mull aus der Hand. „Wieso nennst du deinen Vater beim Nachnamen?“
    „Gewohnheit. Keiner in der Organisation weiß, dass wir verwandt sind.“
    „Warum bist du dieser komischen Organisation überhaupt beigetreten?“
    „Tja. Wie soll ich es sagen? Ich wollte meinen Vater haben. Wenigstens so. Verstehst du?“
    „Ja.“ Kristin lächelte traurig. „Besser, als du denkst. Nachdem mein Vater weggegangen ist, bin ich oft an seiner Wohnung vorbeigefahren. Ich habe gehofft, ihn wenigstens kurz zu sehen.“
    „Hast du

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