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Staub zu Staub

Staub zu Staub

Titel: Staub zu Staub Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Olga A. Krouk
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Stimme am anderen Ende erkannte er nicht sofort, aber schon die ersten Worte ließen ihn wie eine Sprungfeder vom Bürostuhl schnellen.
    „Wir haben Ihre Unterlagen geprüft und die Blut- und DNS-Probe getestet. Es ist in der Tat … unglaublich, auch wenn es Ihnen seltsam vorkommen mag, dieses Wort aus dem Mund eines Wissenschaftlers zu hören. Ich bin befugt, Ihnen auszurichten, dass wir Ihren Geschäftsvorschlag annehmen. Verfügen Sie bereits über – ähm – das Objekt?“
    Tilse versteifte sich. „Sicher“, log er und setzte sich wieder, während all seine Sorgen in unendliche Ferne rückten. Mit so viel Geld hätte niemand, absolut niemand, ihm seine Tochter nehmen können. „Ich melde mich demnächst. Und dann vereinbaren wir die Einzelheiten. Sie werden bald von mir hören.“
    Er beendete das Gespräch und tippte sich mit dem Handy an die Lippen. Verflucht, wieso meldete sich Walters nicht? War ihm etwas zugestoßen?
    Durch die Rolloschlitze betrachtete er den wolkenverhangenen Himmel. In seine Gedanken schlich sich das 8. Kapitel des Evangeliums nach Matthäus, Vers 28. Es überraschte ihn, wie klar er sich an die Passage erinnerte, denn sonst kannte er die Bibel eher schlecht als recht.
    Da baten ihn die Dämonen: Wenn du uns austreibst, dann schick uns in die Schweineherde! Er sagte zu ihnen: Geht! Da verließen sie die beiden und fuhren in die Schweine. Und die ganze Herde stürzte sich den Abhang hinab in den See und kam in den Fluten um. Die Hirten flohen, liefen in die Stadt und erzählten dort alles, auch das, was mit den Besessenen geschehen war. Und die ganze Stadt zog zu Jesus hinaus; als sie ihn trafen, baten sie ihn, ihr Gebiet zu verlassen
.
    Vielleicht hatte Jonathan Walters schon längst dazu gezwungen, sich in die Elbe zu stürzen, wie die armen Besessenen von Gadara? Quatsch! Er rieb sich die Nasenwurzel. Jonathan war nicht der Sohn Gottes, sondern bloß ein Mensch. Mit sehr kostbaren Zellen. Das Handy klingelte erneut.
    „Ja?“, knurrte er, ohne die Nummer angeschaut zu haben.
    „Tilse. Sie sind aber schnell“, ertönte Friedmanns gemächliche Stimme. „Ich brauche Sie heute in der St. Joseph Kirche, spätestens um halb drei.“
    „Bitte? Was soll ich da?“
    „Sie müssen eine ganz besondere Beichte abnehmen.“
    „Ich bin kein Priester, der das Recht hat, das Sakrament der Beichte zu vollziehen.“
    „Das ist unwichtig. Geben Sie demjenigen, den Sie dort antreffen, Ihren Generalschlüssel vom Kloster. Und seien Sie pünktlich.“ Ein unsicherer Ton mischte sich in seine Stimme. „Ich muss mich um etwas anderes kümmern.“
    Kurz überlegte Tilse, ob er nach Walters fragen sollte, ließ es aber sein. Der alte Mann durfte keinen Verdacht schöpfen. „Ehrlich gesagt, passt mir das gar nicht. Ich überschlage mich hier im Büro förmlich.“
    „Was ist denn los?“
    „Die Geräte, die ich an die Charité Berlin geliefert habe, waren fehlerhaft. Ich hätte sie prüfen müssen, aber in den letzten Tagen stand mir der Kopf woanders.“
    „Ich habe jemanden, der sich darum kümmern kann. Machen Sie sich keine Sorgen. Das werden wir schon regeln, gehen Sie in die Kirche.“
    Tilse atmete tief durch. Wenn Friedmann sich um etwas kümmerte, verschwanden Probleme wie von Gotteshand. Der Vergleich zauberte ein Lächeln auf seine Lippen. Schließlich war es der alte Mann gewesen, der mit seinen Beziehungen die Firma damals aus dem Konkursloch gezogen hatte. Aber mit der Zeit hatte sich sein Unternehmen einen Platz unter den Besten gesichert und die Spenden für Friedmanns Organisation fielen nicht weiter ins Gewicht. Bis zur Jagd auf Jonathan.
    „Halb drei? In Ordnung. Ich werde da sein.“
    „Schön.“ Tilse konnte hören, wie sein Oberhaupt lächelte. „Ich warte auf Sie zu Hause.“
    Die Kirche stand in einer Mulde zwischen zwei Backsteingebäuden, davor befand sich ein kleiner Hof mit einem Eisentor. Eine Stätte der Frömmigkeit mitten in der grauen Stadt. Tilse bemühte sich die wenigen Stufen hinauf und trat ein. Die weißen Wände begrüßten ihn mit Stille, die seine Kopfschmerzen milderte. Sein Blick schweifte zum Bild des mahnenden Jesu am Altar.
    „Was hast du mir gegeben?“, flüsterte er. „Ich brauche dich nicht.“
    Er schlenderte zum Beichtstuhl und machte es sich in der mittleren Kabine bequem, soweit die schmale Holzbank es erlaubte. In der Dunkelheit erinnerte er sich an die eigenen Beichten und wie sehr er diese Enge hasste. Auch an das Gespräch mit

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