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Staub

Staub

Titel: Staub Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Cornwell
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und zwar einen schlechten, der das Gewicht ihres Gutachtens abschwächen will, indem er ihre siebzehn Jahre lange Ausbildung an der Universität unterschlägt und sie im Zeugenstand auf »Ma’am«, »Mrs.«, »Ms.« oder – was das Schlimmste ist – »Kay« reduziert.
    »Ich habe das Gefühl, dass es gegen meine Anwesenheit hier gewisse Widerstände gibt …«, beginnt sie.
    »Widerstände? Ich fürchte, das verstehe ich nicht ganz.«
    »Ich denke schon …«
    »Lassen wir die Unterstellungen.«
    »Bitte fallen Sie mir nicht ins Wort, Dr. Marcus. Ich bin freiwillig hier.« Als sie den zugemüllten Tisch und die lieblos behandelten Bücher betrachtet, fragt sie sich, ob er mit seinen eigenen Besitztümern auch so nachlässig umgeht. »Was in Gottes Namen ist denn hier passiert?«
    Er schweigt einen Moment, als brauchte er Zeit, um zu begreifen, was sie meint. »Die Medizinstudenten von heute«, erwidert er dann gleichmütig. »Wahrscheinlich hat ihnen nie jemand beigebracht, hinter sich aufzuräumen.«
    »Haben die sich in fünf Jahren wirklich so verändert?«, fragt sie spöttisch.
    »Vielleicht missdeuten Sie mein Verhalten«, wechselt er jetzt in denselben einschmeichelnden Tonfall wie gestern am Telefon. »Zugegeben, ich habe ziemlich viel um die Ohren, aber ich freue mich trotzdem sehr, dass Sie hier sind.«
    »Sie wirken aber nicht sehr erfreut.« Sie fixiert ihn mit Blicken, während er standhaft an ihr vorbeischaut. »Zunächst möchte ich Folgendes klarstellen: Nicht ich habe Sie angerufen, sondern Sie mich. Warum?« Das hätte ich eigentlich schon gestern fragen sollen, denkt sie sich.
    »Ich habe geglaubt, ich hätte mich klar ausgedrückt, Kay. Sie sind eine sehr angesehene forensische Pathologin und genießen als Beraterin einen guten Ruf.« Es klingt wie eine abgedroschene Empfehlung für jemanden, den er insgeheim eigentlich nicht ausstehen kann.
    »Wir kennen uns nicht. Wir sind uns nie begegnet. Und es fällt mir schwer zu glauben, dass Sie mich angerufen haben, weil ich anerkannt bin und einen guten Ruf habe.« Sie hat die Arme verschränkt und ist froh, dass sie einen streng wirkenden dunklen Hosenanzug trägt. »Ich mag solche Spielchen nicht, Dr. Marcus.«
    »Und ich habe ganz gewiss keine Zeit dafür.« Jede Spur von geheuchelter Herzlichkeit ist auf einmal wie weggeblasen, und engstirnige Verbissenheit blitzt auf wie eine scharfe Klinge.
    »Hat man Sie angewiesen, mich anzurufen?« Sie wittert Politik.
    Er schaut zur Tür, ein Wink mit dem Zaunpfahl, dass er ein beschäftigter und wichtiger Mann ist, auf den acht Fälle und eine Mitarbeitersitzung warten. Vielleicht befürchtet er auch, jemand könnte sie belauschen. »Das bringt uns nicht weiter«, sagt er. »Ich halte es für das Beste, dieses Gespräch zu beenden.«
    »Gut.« Sie greift nach ihrem Aktenkoffer. »Ich habe nicht die geringste Lust, mich wie eine Schachfigur herumschieben zu lassen. Und auch nicht, den halben Tag lang in irgendeinem Hinterzimmer Kaffee zu trinken. Für jemanden, die nicht offen mit mir ist, kann ich nicht arbeiten. Und meine Regel Nummer eins lautet, Dr. Marcus, dass Offenheit die Grundvoraussetzung darstellt, wenn man mich um Hilfe bittet.«
    »Meinetwegen. Wenn Sie Offenheit wollen, bitte sehr.« Sein herrischer Tonfall kann seine Furcht nicht verbergen. Er will nicht, dass sie geht. Eindeutig nicht. »Offen gesagt war es nicht meine Idee, Sie hinzuzuziehen. Offen gesagt wollte der Gesundheitsminister eine Meinung von außen hören und ist irgendwie auf Sie gekommen«, erklärt er, als sei ihr Name aus einem Hut gezogen worden.
    »Dann hätte er mich selbst anrufen sollen«, erwidert sie. »Das wäre aufrichtiger gewesen.«
    »Ich habe ihm angeboten, das zu übernehmen. Offen gesagt wollte ich nicht, dass Sie sich unter Druck gesetzt fühlen«, entgegnet er, und je öfter er die Phrase »offen gesagt« in den Mund nimmt, desto weniger glaubt sie ihm. »Es geht um Folgendes: Dr. Fielding konnte weder Todesursache noch Todesart Gilly Paulssons feststellen, und deshalb hat sich der Vater des Mädchens an den Gesundheitsminister gewandt.«
    Sie zuckt zusammen, als Dr. Fieldings Name fällt. Sie wusste nicht, ob er noch hier arbeitet, und hat auch nicht danach gefragt.
    »Und wie ich schon sagte, hat der Gesundheitsminister daraufhin mich angerufen. Er sagte, er wolle eine Untersuchung mit allen Schikanen. Das waren seine Worte.«
    Der Vater muss ziemlich großen Einfluss haben, denkt Scarpetta. Anrufe von

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