Staubige Hölle

Mechaniker.
    Dell hielt an, und die Männer stiegen aus. Der Junge wollte seinem Vater folgen, doch der Mann schüttelte den Kopf. »Warte hier.« Der Junge blieb beim Fahrzeug.
    Der Mechaniker führte sie zur Garage hinüber. Eine verrostete Metalltür mit einem neuen Vorhängeschloss und einer silbernen Kette. Er entriegelte die Tür, die aufschwang. Die Garage war leer bis auf einen Stahlschrank und eine Werkbank vor der hinteren Wand. Der Mechaniker ging zu dem Schrank, öffnete ihn und sprach unterdessen über die Schulter mit Goodbread.
    Â»Was braucht der Major?« Ein weiterer aus der Mannschaft, die Goodbread durch Namibia und Angola gefolgt war. Um die Welt sicher zu machen vor dem Kommunismus.
    Â»Ich will eine Pumpgun, ein Gewehr und zwei Pistolen.«
    Â»Kein Problem.«
    Der Mann holte die Waffen aus dem Schrank und legte sie auf die Werkbank. Goodbread nahm die Schrotflinte und untersuchte sie.
    Â»Während der Major sich was aussucht, würde ich gern ein paar Worte mit meinem Jungen reden.«
    Goodbread nickte. Der Mann ging hinaus, zurück zum Truck und verschwand aus dem Blickfeld. Goodbread griff in den Schrank und fand eine Schachtel roter Patronen. Öffnete die Schrotflinte und lud sie. Dann drückte er sich an die Wand und linste durch den Spalt zwischen Garagentor und Scharnier.
    Â»Junge, folge mir.«
    Goodbread marschierte. Wirkte mit einem Mal wieder jung und agil. So wie er am Vorabend gewesen war, als die Bullen gekommen waren. Energiegeladen. Dell folgte seinem Vater zum Pick-up. Der Mechaniker stand mit dem Rücken zu ihnen vor der hinteren Stoßstange. Drehte sich zu Goodbread. Steckte etwas in die Tasche.
    Â»Wen rufst du an, Jan?«, fragte Goodbread.
    Â»Niemanden.« Versuchte ein Lächeln.
    Â»Gib dein Telefon meinem Jungen«, sagte Goodbread.
    Â»Major, komm schon, du kennst mich …«
    Goodbread lud die Schrotflinte durch. Der Mann griff in die Tasche und holte das Telefon heraus. Zögerlich. Dann reichte er es Dell, der auf das ölverschmierte gläserne Display eines älteren Samsung blickte. Der drückte auf die grüne Wiederwahl-Taste und hielt sich das Telefon ans Ohr. Statisches Rauschen, dann eine träge Stimme. »Polizei.«
    Dell drückte den Anruf weg und fragte sich, ob das wohl der fette Constable war, den er die Tür des Polizeireviers hatte ausfüllen sehen. »Die Bullen«, sagte er.
    Â»Ich bin nicht mal durchgekommen«, sagte der Mechaniker.
    Goodbread starrte ihn an und schüttelte den Kopf. »Du jämmerlicher Scheißkerl. Wie viel bieten sie für uns?«
    Der Mann zuckte die Achseln. »Im Fernsehen haben sie von fünfzigtausend gesprochen.« Kratzte sich die Bartstoppeln. »Meine Frau ist weg. Ich hab Schulden.«
    Â»Herzergreifend. Wenn ich meine Gitarre dabei hätte, würde ich mitsingen, und das ist weiß Gott die Wahrheit.« Er hustete. »Du und ich, Jan, wir beide müssen mal einen kurzen Spaziergang machen.«
    Â»Major. Bitte.«
    Der Junge war jetzt alarmiert und spürte die Gefahr. Kam halb aus dem Truck gerutscht. »Pa?« Die Stimme so hoch wie die eines Mädchens.
    Â»Bleib drin, Deon.«
    Das Kind gehorchte.
    Â»Du kommst mit mir, und deinem Jungen wird nichts passieren«, sagte Goodbread. »Verstanden?«
    Der Mechaniker nickte. Sah seinen Sohn an. Hob eine Hand. Ließ sie sinken. Schien etwas sagen zu wollen, schluckte dann, drehte sich um und ging um das Haus. Goodbread immer einen Schritt hinter ihm. Dell und der Junge schauten ihnen nach, bis sie verschwunden waren.
    Â»Wo gehen sie hin, Onkel?«
    Dell fand keine Worte. Sah in die blauen Augen, die zu ihm aufblickten. Sah seine toten Kinder. Der Junge blinzelte, als die Schrotflinte krachte. Vögel schossen vom Dach des Hauses in die Luft, schwarz wie Schrapnelle vor dem Hintergrund des Himmels. Ein weiterer Knall. Dann kam Goodbread zurück, die rauchende Pumpgun in der Hand. Dell sah, dass der Junge weinte. Lautlos.
    Â»Steig vorne ein, Deon«, sagte Goodbread auf Afrikaans. Der Junge tat, was ihm gesagt wurde, gehorsam wie ein Jagdhund. Goodbread lehnte die Schrotflinte gegen den Vordersitz. »Du wartest hier mit dem Jungen«, sagte er zu Dell.
    Dell rutschte hinter das Lenkrad. Der Junge zitterte, und Tränen zogen Spuren durch den Staub auf seinem Gesicht. Dell staunte über die Kreise der Hölle, die ihm offenbart wurden,