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Staubige Hölle

Staubige Hölle

Titel: Staubige Hölle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roger Smith
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Erschöpfung anzusehen war. »Wie fühlen Sie sich?«
    Â»Ganz okay.«
    Â»Dann können Sie von Glück reden. Die Männer, mit denen Sie zusammen in diesem Taxi waren, sind tot.«
    Â»Ich weiß.«
    Â»Ein Trucker hat sie heute Morgen gefunden und hergebracht. Vielleicht müssen Sie mit der Polizei reden. Drüben in Dundee.«
    Â»Natürlich«, sagte er. Auf gar keinen Fall!
    Die Ärztin spielte mit einem Blatt Papier. Er sah, dass es die gefaxte Hochzeitseinladung war. Zerrissen und blutverschmiert. Sie hob das Blatt. »Das hier steckte in Ihrer Tasche, als sie bei uns eingeliefert wurden.« Kurzes Schweigen. »Sind Sie hier, weil Sie zu dieser Hochzeit möchten?«
    Â»Vielleicht.«
    Â»Zu wessen Familie gehören Sie?«
    Â»Zu der des Mädchens.«
    Â»Okay. Und wie alt ist sie?«
    Â»Sechzehn. Glaube ich.«
    Sie tippte mit dem Finger auf die Einladung. Zögerte, bevor sie sprach. »Dieser Mann. Der Bräutigam. Vor nicht allzu langer Zeit war er als Patient hier.«
    Die Ärztin sprach nicht weiter. Zondi wartete, dass sie fortfuhr, aber sie tat es nicht. Sie wühlte in der Schreibtischschublade, fand ein Tablettendöschen und stellte es vor ihn.
    Â»Gegen Ihre Kopfschmerzen.« Sie goss Mineralwasser in ein Glas und schob es zu Zondi hinüber. »Nehmen Sie jetzt zwei Tabletten.« Stand auf. »Falls Sie Symptome wie Übelkeit und Schwindelgefühl entwickeln, kehren Sie bitte umgehend hierher zurück. Haben Sie das verstanden?«
    Â»Ja.«
    Â»Gut.«
    Sie hob die Akten vom Schreibtisch und legte sie in einen Stahlschrank. Knallte die Tür zu. Eine Akte war auf der verschrammten Oberfläche des Schreibtischs liegen geblieben. »Ich muss jetzt los, zu meiner üblichen Visite auf der Station.« Die Ärztin knipste ein Lächeln an und sofort wieder aus, verließ den Raum und schloss die Tür hinter sich.
    Zondi trank einen Schluck Wasser, rührte die Tabletten aber nicht an. Er schaute auf die braungelbe Aktenmappe und las verkehrt herum: MAZIBUKO M ., zog die Akte über den Schreibtisch und drehte sie zu sich um. Überflog sie. Inja Mazibuko war vor drei Monaten mit einer Kugel im Bein im Krankenhaus aufgenommen worden. Zondi blätterte um. Stieß auf das Ergebnis der Blutuntersuchung. Brauchte keinen Abschluss in Medizin, um zu sehen, dass Inja nicht nur HIV -positiv war, sondern auch, dass seine T-Helfer-Zellen praktisch nicht mehr existierten. Er hatte AIDS im fortgeschrittenen Stadium.
    Zondi verstand jetzt auch, warum Inja das Mädchen heiratete, das seiner Mutter so sehr ähnlich sah.

Kapitel 35
    Sunday fühlte sich wie in einem dieser Träume, in denen die Zeit so langsam vergeht wie ein Fluss aus dunklem Matsch. Sie saß auf einer Decke im Staub und arbeitete an dem hölzernen Webstuhl. Mit jeder Bewegung raunten die Verlobungsperlen ihr etwas zu.
    Richard redete monoton auf Englisch und erzählte der kleinen Schar schwitzender weißer Leute, dass sie ihm nun zur Bierzeremonie folgen sollten, mit der die Führung dann auch zu Ende wäre. Nachdem sie das Bier serviert hatte, würde Sunday schnell in die Hütte laufen, wo ihre Tasche wartete. Sie würde sich umziehen und zu Siphos Auto gehen. In die Freiheit.
    Sunday sah von ihrer Webarbeit auf und starrte an den rosa Gesichtern mit ihren spitzen Nasen und hellen Augen vorbei. Sah etwas Ungewöhnliches. Einen schwarzen Touristen. Einen großen Mann in teuren Jeans und Reeboks. Er stand am Rand der Gruppe. Sie hörte Richard mit ihm sprechen, und er antwortete auf Zulu. Aber er kam aus der Stadt. Ganz sicher, mit diesen Klamotten.
    Als sie vom Webstuhl aufstand und zur Zeremonie-Hütte ging, spürte sie, wie ihr die Blicke des Mannes folgten. Als sie sich jedoch umdrehte, sah er schnell fort, wobei die Sonne wie Feuer auf dem Gestell seiner Sonnenbrille tanzte.
    ***
    Zondi betrachtete das Mädchen, das den Touristen Bier servierte, und sah ihre Mutter. Nach dem Mord an Jola und der Flucht nach Johannesburg hatte Zondi sich von seiner Sehnsucht nach Thandi befreit, seiner ersten und vielleicht einzigen echten Liebe. Es war eine Art abrupter emotionaler Entzug mit allen Nebenwirkungen. Ein Torkeln durch Alkohol geschwängerte Nächte mit lockeren Soweto-Mädels in Hinterzimmern, die ungewaschen waren und nach Vaseline und Bier stanken. Es gab Zeiten, da wäre er beinahe schwach geworden,

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