Staubige Hölle
Tag für Tag.
Goodbread kehrte mit zwei weiteren Handfeuerwaffen und einem Gewehr zurück. Seine Taschen prall gefüllt mit Munition. Er stieg in den Truck. Der Junge saà zwischen ihm und Dell. »Okay, fahren wir.«
»Wohin?«
»Zurück auf die LandstraÃe.«
»Was ist mit ihm?« Dell deutete mit einem Kopfnicken auf das Kind, das durch die Windschutzscheibe starrte und lautlos weinte.
»Fahr einfach.«
»Ich werde nicht zulassen, dass du ihm etwas antust.«
»Für was zum Teufel hältst du mich?«
Darauf hatte Dell keine Antwort. Er lieà den Motor an. Als sie das Tor erreichten, stieg Goodbread aus, öffnete es und schloss es hinter ihnen. Stieg wieder ein, und sie holperten Richtung Stadt. Dell fand eine SeitenstraÃe, auf der sie das Polizeirevier umfahren konnten, dann hatten sie die Stadt hinter sich gelassen und fuhren wieder auf Asphalt.
Fast eine Stunde lang fuhren sie, ohne dass jemand etwas sagte. Das Kind zitterte, als wäre ihm kalt. In der Ferne sah Dell ein Auto im Schatten einer Akazie parken. Als sie näher kamen, konnte er einen Mann, eine Frau und drei Kinder erkennen, die an einem steinernen Tisch saÃen und aÃen.
»Fahr weiter, bis sie unser Nummernschild nicht mehr lesen können«, sagte Goodbread und sah über seine Schulter zurück.
Dell sah, wie die Picknickenden zu kleinen Punkten in seinem Rückspiegel wurden.
»Das müsste genügen«, sagte Goodbread.
Dell fuhr an den StraÃenrand, und Goodbread öffnete seine Tür und stieg aus. Winkte dem Jungen, er solle ihm folgen. »Du gehst jetzt zu dem Tantchen da und dem Onkel. Hörst du mich, Junge?« Das Kind nickte, sah sie beide an und setzte sich dann in Bewegung. Nackte FüÃe auf heiÃem Schotter.
Goodbread war wieder in dem Fahrzeug, schlug die Tür zu. »Fahr.«
Dell fuhr.
Kapitel 34
Zondi fühlte sich benommen. Er schloss für einen Moment die Augen und schützte sich vor dem Sonnenlicht, das ihm durch die Fenster des Krankenhausflurs entgegenknallte. Musste sich an der Wand abstützen. Holte tief Luft und bekam eine volle Ladung Desinfektionsmittel, dazu den bitteren Geruch von Tod und Krankheit in die Lungen.
Ãberall um ihn herum befanden sich Männer und Frauen in bunt gestreiften Schlafanzügen. Schlurften mit leeren, traumatisierten Blicken den Korridor entlang. SaÃen zusammengesackt auf Bänken. Auf dem Boden. In Rollstühlen. Ausgemergelt, hohlwangig. Die Haut überzogen mit Läsionen. Aus Lippen hustend, von Pilzinfektionen dick verklebt wie mit aufgeschäumter Butter.
Südafrika hat die höchste HIV -Quote der Welt. Und Bhambathaâs Rock befand sich im Epizentrum, mitten im Gebiet mit der höchsten Infektionsrate. Einer von drei Menschen hatte das Virus. Viele Jahre der Unwissenheit, des Aberglaubens, der staatlichen Gleichgültigkeit und Fehlinformation hatten eine ganze Generation ausgelöscht und Babys zurückgelassen, die von den GroÃeltern aufgezogen werden. Eine Seuche, die in ihrer Grausamkeit fast biblische Dimensionen hat.
Thabo Mbeki, ehemaliger Präsident von Südafrika, glaubte nicht an einen Zusammenhang zwischen HIV und AIDS . Der Gesundheitsminister hatte verkündet, man könne die Krankheit durch Verzehr von Roter Beete und Knoblauch heilen. Der neue Präsident, ein Zulu, sagte, man brauche beim Vögeln kein Gummi überziehen, sondern müsse lediglich anschlieÃend duschen.
Zondi trug Jeans und ein sauberes Hemd. Ein neues Paar Reeboks an den FüÃen. Ihm pochte der Schädel, und der ganze Körper tat ihm weh. Er würde hier rausgehen. Die Leute um ihn herum nicht. Er erreichte eine Holztür, an der eine Karte befestigt war: Dr. M. Lambert. Marie? Martine? Er klopfte.
»Ja. Herein.« Diese Stimme mit dem deutlichen Akzent.
Er öffnete die Tür. Die blonde Ãrztin saà hinter einem metallenen Schreibtisch und schrieb einen Bericht in eine braune Akte. Neben ihr lagen weitere Aktenmappen. Eine Plastikflasche Mineralwasser und zwei Gläser standen neben dem Aktenstapel.
»Nehmen Sie Platz, Mr. �«
»Zondi. Disaster Zondi.«
Stirnrunzelnd blickte sie zu ihm auf. »Disaster? Wie in Katastrophe und schreckliches Unglück?«
Er setzte sich. »Ja. Es ist eine lange Geschichte.«
Sie erlaubte sich ein unaufmerksames Lächeln und rieb ihre blauen Augen, denen die
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