Staubige Hölle
Flachmann an. Dell schüttelte den Kopf.
»Trink, Junge. Du hast deine gottverdammte Unschuld verloren.«
Dell erwiderte nichts. Goodbread seufzte und nahm einen tiefen Schluck, wobei seine Zähne gegen die Ãffnung des Flachmanns klapperten. »Du hast dein Leben gerettet, indem du diesen Mann erschossen hast. Und mein Leben, nicht dass es auch nur einen Furz wert wäre. Und das Leben des Mädchens.«
Dell starrte seinen Vater schweigend an. Sah die bläuliche Verfärbung seiner Haut unterhalb der Wangenknochen. Hörte, wie er nach Luft rang. Sah zu dem Mädchen hinüber, das dort kauerte und das Fernglas starr vor den Augen hielt.
Goodbread gluckste. »Das Mädchen hat sich in den Kopf gesetzt, wir wären Engel, die von ihrer toten Mama geschickt wurden, um sie vor Inja Mazibuko zu retten.«
»Was hast du ihr erzählt?«
»ScheiÃe, ich werde das Kind nicht enttäuschen. Dafür haben wir noch jede Menge Zeit. Und das Gute ist, wir müssen uns keine Sorgen machen, dass sie wegläuft.«
»Und was machen wir jetzt?«
»Wie warten, Junge. Darauf, dass der Hund uns aufspürt.«
»Und dann?«
Der alte Mann seufzte. Hustete. Schnappte nach Luft. »Sohn, wir haben zwei tote Männer zurückgelassen. Ich schätze mal, das ändert den Spielverlauf ein wenig.«
»Du meinst, es gibt kein Zurück mehr? Wir reiten nicht mehr mit Inja Mazibuko auf einem Pferd gefesselt in die Stadt, um dem Sheriff die ganze Wahrheit zu erzählen, durch die ich meine Freiheit zurückerhalten werde?«
»Glaube nicht, dass es so kommen wird.«
»Du hast gewusst, dass es nicht so kommen würde. Von Anfang an.«
Der alte Mann zuckte mit seinen knochigen Schultern. »Es war immer eine Möglichkeit.«
»Du bist ein toter Mann. Was kümmertâs dich? Du willst nichts anderes, als mit rauchenden Colts abzutreten. Die Legende vom gottverdammten Bobby Goodbread.« Schüttelte den Kopf über den alten Mann, der ihn unter pergamentenen Lidern ansah und nichts sagte. »Du hast nicht den Mumm, dich selbst umzubringen, stimmtâs?« Sah seinen Vater zusammenzucken. »Und, was ist das hier? Sterbehilfe?«
Goodbread nahm einen Schluck aus dem Flachmann. Wischte sich mit einer Hand über den Mund. »Du willst Gerechtigkeit, Sohn?« Dell schwieg. »Es gibt einmal die Gerechtigkeit, die du im Gerichtssaal findest. Und dann gibt es noch die Gerechtigkeit, die du dir selbst suchst.« Steckte sich eine Zigarette an. Ein feuchtes Rasseln in den Lungen, als er den Rauch inhalierte. »Es ist absolut möglich, dass wir nicht heil aus dieser Sache herauskommen werden. Aber wir können Inja Mazibuko mitnehmen, wenn wir untergehen. Schätze, das ist Gerechtigkeit genug.«
»Dann legen wir den Hund um?«
»Wir legen den Hund um.«
»Und was ist mit seinem Herrn?«
Goodbread seufzte. »Lass uns mal nicht zu ehrgeizig sein, Junge.«
Dell nickte. »Sag mir, wie es laufen soll.«
»Wir warten auf ihn. Schätze, er wird bald kommen. Nach Einbruch der Dunkelheit. Wir sind in der überlegenen Position. Und wir haben das Mädchen. Müssten in der Lage sein, ihn zur Strecke zu bringen.«
»Und das ist dein Plan?«
»Ja, Sohn. Das ist mein Plan.«
Dell starrte seinen Vater an. Dann streckte er eine Hand aus. »Gib mir die Flasche da.« Er griff nach dem Flachmann und nahm einen langen kräftigen Schluck und spürte, wie sich der Alkohol bis hinunter in seine Eingeweide brannte.
Kapitel 55
Zondi fuhr über die Schotterpiste, weit entfernt von der Stadt. Meile um Meile erodiertes Ãdland, das unter einem lodernden Himmel flirrte. Es war Jahre her, seit er das letzte Mal hier drauÃen gewesen war, aber nichts hatte sich verändert. Frauen und junge Mädchen marschierten mit Wasserbehältern und Feuerholzbündeln auf dem Kopf durch die Gegend, warfen ihm in seinem Wagen verstohlene Seitenblicke zu. Junge Männer erhoben sich aus der Erde am StraÃenrand, ohne Hemd, die kräftigen Oberkörper bleich unter dem Staub. Starrten ihm nach, die Augen getrübt durch das Haschrauchen. Er rechnete mit dem Schuss einer Waffe. Explodierendes Glas. Nichts.
Zondi fuhr weiter, der BMW warf einen langen Schatten über den Sand, und er sah sich selbst mit achtzehn, wie er über Jola stand, den Stein hoch über den Kopf erhoben. Der Körper des
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