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Staubige Hölle

Staubige Hölle

Titel: Staubige Hölle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roger Smith
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Jugendlichen von den Stichwunden mit einem Muster aus Blut überzogen, die Augen weiß in dem dunklen Gesicht. Der um Gnade schreiende Mund.
    Weiter oben fing ein Haufen verbogenen Metalls die Sonne ein, das Licht zurückgeworfen von Autowracks, die hoch gegen den Himmel gestapelt waren. Ein kleines steinernes Gebäude mit ungestrichenen mistbraunen Wänden kauerte hinter den Autowracks.
    Zondi bog von der Straße ab und hielt neben einem verrosteten Drahttor, das schief an einem Holzpfosten hing. Kein Zaun. Nur ein Tor wie ein unnützer Wachposten. Er stieg aus und trat in die Hitze. Vorbei an dem Tor, folgte einem Fußweg, der durch die Autowracks zu der offenen Tür des Gebäudes führte. Ging hinein.
    Seine Augen benötigten einen Moment, um sich an die fensterlose Dunkelheit zu gewöhnen. Ein leerer Raum. Zwei Männer kauerten auf dem Betonboden und beobachteten ihn. Die Glutspitzen von Joints. Es roch intensiv nach Gras, Schweiß und Paraffin. Aus einem Radio irgendwo hinten dröhnte Zulu-Pop.
    Verbogenes Metall und Werkzeug lagen um die Männer verteilt. Ein Amboss. Ein Schlosserhammer. Ein Bohrer. Zondi hatte keine Ahnung, was sie heutzutage herstellten, aber in seiner Kindheit war dies die Werkstatt eines Waffenschmieds gewesen. Wo Gewehre aus Metallschrott gefertigt wurden. Für die es keine Nachfrage mehr gab, da die Gegend heute mit gestohlenen Waffen überschwemmt wurde.
    Der jüngere Mann erhob sich. Er war in Zondis Alter, aber nicht größer als ein Kind. Eine Schulter reichte bis dicht unter sein Ohr, die andere hing tief herab, als würde sie von einer unsichtbaren Hand nach unten gezogen. Der Bucklige stieß eine Rauchwolke aus. »Nun sieh dir das an, Vater«, sagte er zu dem Mann, der zu Zondi heraufstarrte. »Sieh nur, wer nach Hause gekommen ist.«
    Der kauernde Mann schloss mit dem Daumen einen Nasenflügel und rotzte Schleim auf den Boden direkt neben Zondis Schuh. Wiederholte die Prozedur mit dem anderen Nasenloch. »Dann kehrt die Kokosnuss also zurück«, sagte er.
    So sahen ihn diese Menschen hier: dunkel auf der Außenseite, aber innen weiß. Zum Teufel mit ihnen.
    Der Ältere ächzte und wuchtete sich hoch. Trug nur Shorts. Barfuß. Ein kräftiger Mann mit einem harten Bauch und den Narben vieler Kämpfe. Zondi sah das Licht aus der Tür durch die leeren Löcher in den Ohrläppchen seines Onkels fallen, die so weit gedehnt waren, dass sie ihm fast bis auf die Schultern reichten. Ein unzeitgemäßes Zulu-Ritual. Die Ohren des alten Mannes waren als Kind gestochen worden, und jedes Jahr waren die Ohrläppchen mit dickeren Stöcken gedehnt worden, bis er knöcherne Scheiben groß wie eine Cola-Dose tragen konnte.
    Die Ohren von Zondis Vater hatten ganz genauso ausgesehen, wie er in seinem schlichten Kiefernholzsarg lag, nach einem Streit verfeindeter Gruppen auf der Strecke geblieben. Steifer schwarzer Anzug. Gestärktes weißes Hemd. Als einziger Farbklecks der kunstvolle Ohrschmuck.
    Â»Was machst du hier, Sohn von Solomon?«, fragte sein Onkel. Eine förmliche Begrüßung mit einem Schuss Sarkasmus.
    Â»Ich brauche eine Kanone«, sagte Zondi. »Ich bezahle.«
    Der alte Mann lachte und zeigte Zondi die wenigen Zähne, die er noch hatte. Gelb und schief, gesäumt von den dichten Löckchen eines weißen Barts. Er musste mindestens achtzig sein. Sah aber zwanzig Jahre jünger aus. »Und wen, Junge, willst du damit erschießen?«
    Zondi zuckte die Achseln. »Vielleicht niemanden.«
    Â»Vielleicht Inja Mazibuko?« Sein Onkel lächelte. »In diesem Tal trägt der Staub Worte, Junge. Das weißt du doch.« Lachte. Schüttelte den Kopf, wobei seine Ohrläppchen flatterten wie Knetelappen. Dann hörte er auf zu lachen, gluckste noch einmal, starrte weiter Zondi an, sprach aber zu seinem Sohn. »Der Bursche hier macht Feuer im Wind.«
    Â»Sag, Onkel, kannst du mir jetzt mit einer Kanone aushelfen, oder nicht?«
    Der alte Mann kratzte sich am Bart, nickte dann langsam. »Ja, ja.«
    Â»Wie viel?«
    Â»Du bist der Erstgeborene meines Bruders, wie kann ich da Geld nehmen?« Sah auf Zondis Handgelenk. »Gib mir deine Uhr.« Streckte eine Hand aus, die Nägel lang und braun, hart wie Dorne.
    Zondi zögerte. Zuckte die Achseln. Öffnete den Verschluss seiner Breitling und hielt sie dem alten Mann hin, der sie ihm aus der Hand

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