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Staubige Hölle

Staubige Hölle

Titel: Staubige Hölle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roger Smith
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riss und das Zifferblatt sofort ans Licht hielt, grunzte, die Uhr dann einsteckte. »Hol ihm eine Kanone«, sagte er zu seinem Sohn.
    Der Bucklige verschwand auf den Hof. Zondis Onkel stand im Eingang, blickte zur Straße hinaus. Deutete mit dem Kopf auf den BMW . »Ist das dein Halb-Vierer?«
    Â»Ja.«
    Â»Du kannst mit dem Ding nicht herumfahren. Nicht, wenn du gegen Inja Mazibuko Krieg führst. Nimm den Ford.« Er zeigte auf einen alten Pick-up, der im Schatten des Gebäudes stand. Der Lack verblasst zur Farbe von Sand. Eine ersetzte Tür in Hellblau. Die vordere Stoßstange nicht vorhanden.
    Zondi wusste, dass der alte Bastard Recht hatte. Mit dem BMW war er ein viel zu gutes Ziel. »Und was muss ich dir dafür geben?«, fragte er.
    Das Lächeln mit Zahnlücke. »Nichts. Lass einfach deine Wagenschlüssel hier. Als Pfand.« Wieder streckte er die Hand aus. Zondi ließ die Schlüssel in die Hand fallen. Wusste, dass er seinen BMW nicht mehr wiedersehen würde. Scheiß der Hund drauf, er war versichert.
    Sein Cousin war zurück, eine rosa Plastiktüte in der Hand. Zondi nahm die Tüte, spürte ihr Gewicht, sah hinein. Eine Vector Z-88 9 mm Automatik, vier Schachteln Munition. Die Standarddienstwaffe der südafrikanischen Polizei. Ein Bulle hatte sie ihnen verkauft. Oder sie hatten ihn wegen der Waffe umgebracht.
    Der alte Mann sprach mit seinem Sohn. »Er nimmt den Ford. Lass ihn an.«
    Der Bucklige taumelte hinaus zu dem Pick-up. Zondi ging zu seinem BMW, um seine Reisetasche zu holen. Als er zurückkehrte, rauchte der Pick-up wie eine Dampflok. Sein Cousin hockte vorne, pumpte das Gaspedal.
    Zondi wartete, bis der behinderte Mann herausglitt, und setzte sich dann hinter das Steuer. In dem Truck stank es nach Benzin und nach etwas Widerlichem. So als wäre eine Leiche darin verwest, die dabei entstandenen Flüssigkeiten offenbar in das Polster und die Fußmatten eingesunken. Er versuchte, die Seitenscheibe herunterzukurbeln. Die Scheibe sauste wie ein Fallbeil in die Tiefen der Tür. Er gab dem ratternden Motor mehr Gas und holperte vom Hof, wobei er die beiden Männer im Rückspiegel beobachtete, der mit einem Draht befestigt war. Sein Onkel lachte und schüttelte den Kopf, sein Cousin schwang seinen Buckel von einer Seite zur anderen.
    Zondi wendete und machte sich auf den Rückweg zur Stadt. Die gestohlene Waffe stieß gegen seine Rippen. Er hatte das Gefühl, als würde dieser Ort erneut Anspruch auf ihn erheben. Stück für Stück.

Kapitel 56
    Inja stand nackt unter einem Kameldornbaum, nichts als magere Schenkel und ein baumelnder auberginefarbener Penis. Rauch stieg um ihn auf, als eine korpulente Frau in BH und Fellen Kräuter in ein Holzfeuer warf. Ihr Gesicht, das durch eine weiße Paste gespenstisch wirkte, war im Rauch kaum zu erkennen.
    Die Frau verbeugte sich und reichte Inja eine tönerne Kalebasse, gefüllt mit einer Flüssigkeit in der Farbe von Scheiße. Der Geruch brannte ihm in der Nase, als er schluckte, die Medizin war so bitter wie der Tod. Augenblicklich wurde ihm schwindlig, und er sank auf die Knie. Ein heftiger Magenkrampf, Kotze spritzte auf den Sand. Schweiß brach ihm am ganzen Körper aus wie Morgentau, er spuckte Speichelfäden aus. Rang nach Luft. Ein weiterer Krampf packte ihn, und wieder musste er sich übergeben. Und wieder. Bis er leer war. Gereinigt.
    Der Rauch hob sich für einen Moment, und Inja konnte einen alten Mann vor einer Lehmhütte kauern sehen, das Gesicht so gefurcht wie die Erde. Ein Affenfell und eine Schlangenhaut hingen über der Tür. Eine fransige rote Fahne, das Symbol eines Medizinmanns, hing wie eine Zunge an einer Holzstange, die über die Hütte ragte. Der sangoma , gekleidet in Fellen und Perlenschnüren, nuschelte etwas auf Zulu und segnete ein Fleischermesser mit einer langen, flachen Klinge. Er stand auf und kam mit dem Messer in den Händen auf Inja zu, der neben dem Feuer kniete.
    Der sangoma schnitt Inja zweimal horizontal über die knochige Brust. Keine tiefen Wunden, dennoch lief Blut über Injas Oberkörper, sammelte sich in seinem Schoß, tropfte von dort auf seine Oberschenkel und Knie. Der Medizinmann sang, während er eine Dose Schuhcreme aufschraubte. Tauchte seine Finger in die schwarze Paste aus verkohlten Kräutern und tierischem Fett. Schlacht-Medizin, die Kugeln in Wasser verwandeln konnte, wie

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