Staubige Hölle
saÃ, im Dunkeln, bevor er drauÃen auf dem Korridor das leise Klatschen von Schuhen vernahm. Die Schritte hörten vor dem Nachbarzimmer auf, und dann schrammte ein Schlüssel in einem Schloss.
Ehe er groà nachdachte, durchquerte er den Raum, öffnete die Tür, trat auf den Korridor hinaus und erwischte die belgische Ãrztin gerade eben noch, als sie ihre Tür schon schloss. Sie verharrte im Türspalt, das Stethoskop glänzte zwischen ihren Brüsten, das Neonlicht färbte ihren weiÃen Kittel blau. Sie sagten kein Wort. Zondi trat zurück, sie kam wieder heraus und folgte ihm in sein Zimmer.
Er setzte sich aufs Bett und knipste die Lampe an. Sie griff um ihn herum, machte das Licht wieder aus. Eine lockere Strähne ihres Haares strich über sein Gesicht. Sie küssten sich, und er drückte sie aufs Bett. Verharrte über ihr. Zog ihr Jeans und Slip herunter. Lieà ihr das T-Shirt und den weiÃen Kittel an, der nach Chloroform stank und menschlichen Ausscheidungen und Krankheit und Tod. Er hörte ein metallisches Klirren, als sie ihr Stethoskop auf den Nachttisch legte, auf seine Pistole.
Zondi fand ein Kondom in seiner Brieftasche, und sie nahm es ihm ab. Das Abrollen des Gummis über sein Fleisch war das einzige Vorspiel. Sie lieà sich aufs Bett zurückfallen und zog ihn in sich. Es ging schnell. Sex als Schmerzmittel.
Hinterher lagen sie nebeneinander, und sie fand ihre Zigaretten in der Tasche des Kittels. Er hörte das AnreiÃen eines Streichholzes, registrierte den Schwefelgeruch und beobachtete, wie ihr Gesicht sich orange verfärbte, als sie die Zigarette anzündete. Sie schüttelte die Flamme aus und inhalierte den Rauch. Ein langes Seufzen beim Ausatmen. Lauter als ihr Höhepunkt.
»Also, Disaster Zondi, dann erklär mir mal deinen Namen. Ist das ein ⦠Spitzname?«
»Nein. Er steht in meiner Geburtsurkunde.«
»Ist es vielleicht das, was du für deine Eltern warst? Ein Desaster, eine Katastrophe?«
»Sie waren ungebildete Zulus. Konnten kein Englisch. Sie dachten, ein Desaster wäre etwas Gutes.«
Die Belgierin stieà lachend Rauch aus. »Manchmal ist es das ja auch.«
Sie berührte ihn und spürte, dass er wieder bereit war. Diesmal war es langsamer, und sie lieà sich gehen. Schrie dabei. Dann stand sie auf und zog sich schnell an.
»Ich hoffe, du kannst jetzt gut schlafen«, sagte sie, als sie zur Tür ging. Als verabschiede sie sich von einem Patienten.
Kapitel 64
Dell saà zitternd unter dem Mond, der fahl und hässlich über der zerklüfteten Landschaft hing. Er zitterte nicht vor Kälte, noch immer stieg restliche Tageshitze aus dem Boden auf. Er hörte den Klang von Metall gegen Stein und bemerkte, dass er die Pistole in seiner zitternden Hand hielt. Er hob die Waffe, betrachtete ihren blauen Schimmer im Mondschein.
Dell öffnete den Mund und führte den Lauf tief ein. Registrierte die Schärfe des Kordits, den bitteren Geschmack des Metalls und etwas beinahe SüÃes, wahrscheinlich Waffenöl. Spürte, wie sich der Bogen des Korns gegen seinen Gaumen drückte. Die leichten Kerben des Abzugs unter seinem Zeigefinger. Schloss die Augen. Erhöhte den Druck auf den Abzug. Wollte endlich Befreiung. Sein Finger erstarrte, als er seine Familie sah. Nicht das verkohlte Fleisch im Leichenschauhaus: seine Frau und Kinder. Lachend. Glücklich. Lebendig.
Rosie. Mary. Tommy.
Dell öffnete die Augen und zog den Lauf langsam wieder aus seinem Mund heraus. Er atmete rauh und in StöÃen. Aber das Zittern war weg. Er wusste, dass er ein anderer geworden war, nicht mehr der, der er früher gewesen war. Er wollte sterben. Aber noch nicht jetzt. Er hatte mit Inja Mazibuko noch eine Rechnung offen.
Dell lehnte sich gegen den Felsen zurück. Lauschte in die Nacht. Zikaden. Ein Vogelruf. In der Ferne das Brüllen eines Tiers. Er musste eingeschlafen sein, denn als er die Augen aufschlug, blutete der Sonnenaufgang rosafarben in den Himmel. Sein Mund war völlig trocken, und er wusste, es gab kein Wasser.
Dell stand auf und lief den Abhang hinunter zu dem abgefackelten Pick-up. Er hörte ein Bellen, das nicht von einem Hund war, und blieb stehen. Ging vorsichtig weiter, umrundete die verruÃte Haube des Toyotas. Eine Hyäne fraà die Eingeweide seines Vaters. Das Tier sah zu ihm auf, die Schnauze feucht vor Blut. Fletschte die Zähne.
Dell
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