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Stauffenbergs Gefaehrten

Titel: Stauffenbergs Gefaehrten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Antje Vollmer , Lars-Broder Keil
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drangsaliert wird. Goswin schweigt sich nach dem Krieg darüber aus.
    Am 9. April 1945 wird im KZ Sachsenhausen Hans von Dohnanyi durch den Strang hingerichtet. Josef Müller wird gerettet, als er in einer Gruppe von über 130 »Sippen- und Sonderhäftlingen« der Gestapo auf dem Weg nach Südtirol befreit wird. Nach dem Krieg gehört er zu den Gründern der CSU , ist 1946 bis 1949 Vorsitzender der Partei.
    Randolph von Breidbach-Bürresheim erlebt am 22. April 1945 noch die Befreiung des KZ s zusammen mit rund 3000 anderen schwer kranken Häftlingen, die bei der Evakuierung des Lagers zurückgelassen worden sind. Sein Gesundheitszustand hat sich trotz der Fürsorge von Mitgefangenen weiter verschlechtert. Gegen eine Tuberkulose sind auch die sowjetischen Militärärzte machtlos. Am 13. Juni stirbt Randolph mit 32 Jahren.
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    Denkmal der Familie für Randolph von Breidbach-Bürresheim in der kleinen Petruskapelle beim Schloss Fronberg in der Oberpfalz
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    Mithäftlinge berichten, dass sie ihn als stillen, bescheidenen und dankbaren Menschen kennengelernt hätten, der seine Haft mit Fassung und ohne Klagen getragen habe. Sie verschweigen nicht, dass er gequält worden sei. Auch Lucie Frahm schildert in Briefen an Randolphs Mutter ihre Erinnerungen. Frahm ist wie andere Frauen aus Oranienburg zur Pflege der Kranken verpflichtet worden. Durch sie erfährt Maria-Anna von Breidbach-Bürresheim im Januar 1946 vom Tod ihres Sohnes. Der Berliner Historiker Winfried Meyer hat Ausschnitte der Briefe veröffentlicht. Im ersten schildert Lucie Frahm, dass Randolph der einzige Deutsche unter den 32 bettlägerigen Patienten gewesen sei – und ihr Sorgenkind. Neben den gesundheitlichen Problemen habe er vor allem seelisch gelitten, häufig von seinem Zuhause und seiner Familie gesprochen und sich nichts sehnlicher gewünscht, als noch einmal sein Bayern wiederzusehen. Die Pflegerin fährt später selbst nach Fronberg, um über seine letzten Wochen zu berichten.
    Alle Bemühungen, Breidbachs Leiche in die Heimat zu überführen, scheitern. Er findet seine Ruhe schließlich in einem Massengrab. Die Familie setzt ihm zu Hause ein Denkmal in der kleinen Petruskapelle beim Schloss.
    In einem weiteren Brief antwortet Lucie Frahm am 1. Februar 1946 auf ein Schreiben von Randolphs Mutter, die nach einem Abschiedsbrief gefragt hat. Dazu könne sie nichts mitteilen, antwortet sie: »Ihr Sohn hatte ja eine schreckliche Abneigung vor jeglicher Schreiberei. Er wollte nichts Schriftliches mehr aus seinen Händen geben, er muß damit furchtbare Erfahrungen gemacht haben.«
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    Lars-Broder Keil

 
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    Hans Bernd Gisevius (1904–1974)
    Â»Was habe ich eigentlich mit diesen Generälen gemein?
    Und jetzt soll ich für sie sterben?«
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I.
    Was kann ein Einzelner oder eine Gruppe von Menschen am Verlauf der Geschichte ändern? Wie viel Spielraum hat ein Subjekt in der Zwangsläufigkeit von Ereignissen? Sind wir Getriebene, oder kann die gute oder schlechte Absicht einzelner Individuen historische Weichenstellungen sogar entscheidend beeinflussen?
    Der Kalte Krieg begann bereits mitten im heißen. Längst bevor die Waffen schwiegen, Sieger und Besiegte endlich ausgemacht waren und die traumatisierten Menschen mühselig die Trümmer ihrer Existenz zusammensuchten, bestimmte die Nachkriegskonstellation der großen Blockkonfrontation zwischen Ost und West bereits die Deutung der Gegenwart.
    Es war schon in den letzten Kriegsjahren nicht ganz einfach gewesen, die Allianz der Großen Drei aus Washington (Roosevelt), Moskau (Stalin) und London (Churchill) zusammenzuhalten, die der gemeinsame Kampf gegen Hitler und das NS -Regime geschmiedet hatte. Wer aber genug Ehrgeiz und Phantasie hatte, sich die kommende Weltordnung vorzustellen, der begann, die Koordinaten neu zu denken. In diese neue machtpolitische Konstellation geriet unweigerlich auch – ohne genau begreifen zu können, was da eigentlich geschah – der verzweifelte Kampf der Verschwörer des 20. Juli. Vor allem prägten die neuen Perspektiven dann auch die Rückschau auf die Bedeutung des Attentats und auf diejenigen, die dafür ihr Leben gewagt hatten.
    Am 1. Februar 1945 wird von der schweizerischen Zentrale des amerikanischen Nachrichtendienstes OSS (Office of Strategic Services), die der spätere CIA -Chef Allen W. Dulles 1942 in Bern

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