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Stauffenbergs Gefaehrten

Titel: Stauffenbergs Gefaehrten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Antje Vollmer , Lars-Broder Keil
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können wir auf diese Weise sparen und wie viel Trümmer!«
    Jetzt, so will uns Gisevius übermitteln, waren plötzlich alle Anwesenden für diesen Plan. Von Hansen und Nebe wird er beschworen, am folgenden Tag noch einmal zu Beck zu gehen. Ein Flugzeug stehe, von Hansen organisiert, bereit – ursprünglich sei es für Gisevius (!) vorgesehen gewesen, falls die Gestapo ihn bedrohen sollte. Nun aber sollen Beck, Goerdeler und »ein paar weitere Zivilisten« damit zu Generalfeldmarschall Hans Günther von Kluge an die Westfront fliegen, um ihn von der »Westlösung« zu überzeugen.
    Am 16. Juli wird dieser Vorschlag Beck unterbreitet, natürlich von Gisevius. Beck aber will erst einmal mit Stauffenberg sprechen.
    Am 17. Juli treffen sich Polizeichef Helldorf und Abwehrchef Hansen bei Strünck, offenbar auf Betreiben von Gisevius. Die Bedenkenträger verstärken also ihre gegenseitige Skepsis. »Beide sind sich einig, mehr gefühlsmäßig, als daß sie durchschlaggebende Begründungen geben könnten, die Sache müsse schiefgehen.« 22 Das ist keine gute Ausgangsbasis, um drei Tage später selbst das Äußerste für das Gelingen des Staatsstreichs beizutragen. »Beide drängen daher auf mich ein«, so Gisevius, »ich müsse Beck gegenüber unbedingt auf der Westlösung beharren.«
    Am selben Tag erfährt Nebe bei einer Mittagsrunde mit den SS -Oberen, dass ein Haftbefehl gegen Goerdeler vorliegen soll. Wieder fährt Gisevius, diesmal mit Hansens Auto, zu Beck, er überbringt die Hiobsbotschaft über Goerdeler und drängt jetzt erst recht auf die »Westlösung«. Beck reicht es allmählich mit diesen ständigen Interventionen, so kurz vor dem Attentatstermin. Gisevius: »Erstmals höre ich aus Becks Munde eine scharfe Reaktion. Er könne sich nicht von uns hereinreden lassen. Wenn wir seine Führerstellung anerkennten, müßten wir ihm auch in der Frage Attentat oder Westlösung die letzte Entscheidung lassen. Stauffenberg habe ihm gestern Abend das Ehrenwort gegeben, kommenden Donnerstag die Bombe, so oder so, zur Auslösung zu bringen. Diesem Angebot habe er sich nicht entziehen können. Diese letzte Chance müsse er loyalerweise Stauffenberg gewähren.« 23
    Auch am 18. Juli ist Gisevius gegen Mittag bei Beck. »Nun sage ich Beck auf den Kopf zu, woran es meines Dafürhaltens [nach] mangelt. Er muß endlich die Führung übernehmen: auch und gerade die militärische!«
    Am 19. Juli, erneut bei Beck, heißt es: »Es gibt nichts mehr zu besprechen. Hoffen wir, daß morgen dieses qualvolle Warten sein Ende findet.« Beck verbittet sich aber, zum 20. Juli auch noch von Gisevius abgeholt zu werden. Ulrich Wilhelm Graf Schwerin von Schwanenfeld ist derjenige, den er dafür ausersehen hat.
    Â 
VII.
    Am 20. Juli ist Gisevius schon um 11 Uhr bei Helldorf. Gegen 12 Uhr kommt ein Major, den Olbricht geschickt hat, »kleine Figur, kreidebleich, sichtlich nervös, ganz und gar nicht kriegerisch wirkend … Der ganze Anblick wirkt irgendwie komisch.«
    Offensichtlich ist es Major von Oertzen, der hier von der Altherrenrunde so verspottet wird. Er ist einer der besten Leute Tresckows, den dieser Stauffenberg und Olbricht zur Verfügung gestellt hat. Er zeichnet sich während der ganze Aktion durch Ruhe und große Tapferkeit aus und wird sich angesichts seiner drohenden Festnahme am 21. Juli – ähnlich wie Tresckow am gleichen Tag – mit einer Gewehrsprenggranate umbringen, um niemanden zu verraten.
    Helldorf erklärt dem jungen Major, erst tätig werden zu wollen, wenn das Ersatzheer unter Leitung der Verschwörer alle wichtigen Gebäude und damit auch seine Zentrale umstellt hat. »Erst die Wehrmacht, dann die Polizei«, so habe er seine Rolle verstanden. Die folgenden Stunden verbringt die Herrenrunde mit Räsonieren und Warten auf Nebe; bei all ihrer konspirativen Erfahrung haben sie den untereinander ausgemachten Treffpunkt missverstanden. Gegen 16.30 Uhr kommt der angekündigte Anruf Olbrichts, der Helldorf in die Bendlerstraße einberuft. Natürlich fährt Gisevius »in Helldorfs Limousine« mit, den Potsdamer Regierungspräsidenten Bismarck, der gerade vorbeigeschaut hat, lassen sie auch gleich in die Zentrale des Putsches folgen, obwohl er kaum eingeweiht ist und dort Irritationen auslöst.
    Im Bendlerblock sieht

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