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Staustufe (German Edition)

Staustufe (German Edition)

Titel: Staustufe (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alex Reichenbach
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Tiefgarage des Präsidiums zu parken, bis die Kriminaltechnik Zeit dafür hatte. Alles in der Hoffnung, dass nicht Familienangehörige auf das Gefährt Anspruch erheben würden. «Nö, wahrscheinlich nicht», prophezeite der zuständige Kollege. «Weil, verheiratet ist der Typ nicht. Sagt das Meldeamt. Außerdem haben wir den Reisepass in seiner Tasche gefunden. Zusammen mit ungefähr Zehntausend Euro Bargeld. Interessant, ne?»
    Winter war verblüfft. Da stimmte ja gar nichts. Wer zehntausend Euro mit sich trug, hatte doch andere Pläne, als sich von einer Mainbrücke zu stürzen.
    Er rief gleich noch einmal bei Fock an.
    «Chef, der Wagen auf der Schwanheimer Brücke. Das kann auch ein Kapitaldelikt sein, kein Suizid. Ich finde, das gehört zu uns. Sprechen Sie mal mit den Leuten von der Direktion Süd. Dann lassen Sie mich die Sache übernehmen. Ich bin doch jetzt vom Mainmädchen freigestellt.»
    «So, mein Lieber. Auch ich kann denken. Aber da wir dick überlastet sind, bin ich zufrieden damit, die Ermittlungen vorläufig der Schupo zu überlassen. Die haben heutzutage auch alle Abitur, das sind keine Idioten. Wenn Sie sich gerne in Ihrer Freizeit mit dem Fall befassen möchten, habe ich kein Problem. Ansonsten fällt heute das Briefing aus, um zirka neun bekommen Sie eine Mail mit Ihren Aufgaben. Und bitte keine Störungen mehr, ich gehe jetzt in eine Vernehmung.»
    «Sorry, Chef. Habe verstanden.»

    Gegen neun betrat Aksoy den Raum, gefolgt von einem drahtigen kleinen Mann um die vierzig. Er trug einen kamelhaarfarbenen Mantel. Sein Haupt zierte eine kastanienbraune, gefärbt wirkende Lockenpracht, die sich um eine Stirnglatze rankte, und auf der großen Nase hatte er eine schwarzrandige Brille, die eine vage Ähnlichkeit mit Woody Allen unterstrich.
    «Hallo, hallo, hallo», sagte der Mann, «Sven Kettler. Ihr wartet ja schon alle sehnsüchtig auf mich, aber ich war leider, leider, leider etwas krank, und ihr Lieben, ich sage euch, ihr wollt gar nicht wissen, was ich hatte. Gestern konnte ich immerhin schon Bananen essen. Es geht aufwärts. Du bist der Andi Winter, stimmt’s? KHK Andi Winter? Wir hatten letztes Jahr das Vergnügen, der Fall mit den Chinesen.» Er schüttelte dem etwas überrumpelten Winter die Hand und wendete sich Aksoy zu. «Wie heißt du noch mal?»
    Aksoy grinste. «Hilal Aksoy. Hilal mit Vornamen, Aksoy mit Nachnamen.»
    «Hi-lahl? So richtig?»
    «Ja.»
    «Was bist du? Kriminaloberkommissar?»
    «Nein, nur KK.»
    « Me too. Bis jetzt.» Er nahm den Mantel ab, rieb sich die Hände, sah sich um. «Na bestens. Wo ist mein Rechner?»
    Aksoy grinste. «Da gäbe es ein kleines Problem. Wir müssen uns diese Woche einen teilen, solange ich eben da bin. Am besten, du setzt dich erst mal hier an den Tisch und liest dich in die Akte Mainmädchen ein.»
    «Ach, apropos Mädchen», sagte Kettler. «Euer Chef rief mich eben an. Er meint, du und ich, wir beide sollten uns heute früh als Allererstes eine gewisse Sara Winter abgreifen.»

    Guido Naumanns Wahlverteidiger, Dr. Friedrich von Wohlzogen, war groß, muskulös gebaut und trug eine silberne Nickelbrille in einem starken, bulligen Gesicht. Der volle, noch nicht angegraute Haarschopf war zurückgekämmt. Wohlzogen saß ruhig wie eine Buddhastatue. Alle Lebendigkeit lag in den kleinen hellen Äuglein, die Naumann durch die Nickelbrille anblitzten.
    «Das ist alles?», fragte er.
    «Ja», antwortete Naumann. «Ich schwöre.»
    Naumann kam sich blöd vor, sobald ihm dieses «Ich schwöre» herausgerutscht war. Herrgott, er war doch kein kleines Kind, das gegenüber den Eltern eine Untat abstreitet. Er bereute fast, dass der Verleger ihm den noblen Wohlzogen als Anwalt besorgt hatte. Der Mann verunsicherte ihn.
    Vom ersten Moment an hatte Naumann gespürt, dass Wohlzogen ihm nicht die Achtung entgegenbrachte, die er von anderen gewohnt war. Für die meisten war er der große Schriftsteller. Journalisten, Buchhändler, Bürgermeister von preisverleihenden Kleinstädten fühlten sich geehrt, mit ihm reden zu dürfen. Doch für Wohlzogen war Guido Naumann anscheinend nichts Besonderes. Vielleicht glaubte der Anwalt ja, es handele sich bei ihm um irgendeinen Schmuddelautor. Naumann hatte den Verdacht, dass der Mann seinen Namen überhaupt nicht gekannt hatte, bevor der Verleger ihn bat, seine Verteidigung zu übernehmen. Wahrscheinlich gehörte der Adelsspross zu der Sorte von Kulturbanausen, die in der FAZ den Politik- und Wirtschaftsteil lasen,

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