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Staustufe (German Edition)

Staustufe (German Edition)

Titel: Staustufe (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alex Reichenbach
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gestern. Jedenfalls hatte ich den Eindruck, dass Sara die Jungenleiche auf den Fotos bekannt vorkam, was sie jedoch abstritt. Ich habe sie gestern nicht weiter bedrängen wollen. Aber sollten wir sie jetzt nicht doch offiziell vorladen?
    Es war klar, was Aksoy damit sagen wollte. Es ließ sich nicht mehr vermeiden. Winter rief sofort Fock an. Der war natürlich nicht da, aber Hildchen stellte ihn zu seinem Handy durch.
    «Ja?»
    Dem Hintergrundgeräusch nach zu urteilen, hatte er Fock im Auto erwischt. Fock war, entgegen seinem Ruf, früh schon bienenfleißig für die SoKo Krawatte.
    «Winter hier. Chef, es gibt ein Problem. Meine Tochter Sara ist in einem Freundeskreis, der offenbar Kontakt zu dem Mainmädchen hatte und möglicherweise auch zu dem unbekannten toten Jungen von gestern. Meine Tochter müsste also vernommen werden. Ich gelte ja nun als befangen. Soll ich einfach die Kollegen die Vernehmung machen lassen?»
    «Uuunangenehm», murmelte Fock langgedehnt. «Uuunangenehm. Sie Ärmster. Gut, was machen wir? Wir haben im Augenblick leider die Presse am Hals, ansonsten würde ich … Ach, mir fällt da gerade ein, der neue Mitarbeiter Kettler ist wieder gesund. Der Ersatz für Gerd Weber. Er wird sicher bald bei Ihnen eintrudeln. Und die Dame vom KDD haben Sie ja auch noch. Na bestens! Dann teilen wir den Kettler doch zum Mainmädchenfall ein. Sie sind ab jetzt nur noch für die SoKo Krawatte zuständig. Und sehen Sie mal in Ihre Post. Es gibt Neuigkeiten.»
    Winter legte auf, erleichtert, die Beichte hinter sich zu haben. Zum Glück hatte Fock verständnisvoll reagiert und nicht nachgebohrt, wie lange er schon von der Beteiligung seiner Tochter wusste. Doch Winter war zugleich zutiefst frustriert. Natürlich war es die einfachste und korrekteste Lösung, ihn ganz aus dem Mainmädchen-Team zu nehmen. Aber für ihn war das nicht irgendein Fall. Es war sein Fall. Vielleicht gerade weil seine Tochter damit zu tun hatte. Weil es um ein junges Mädchen wie seine Tochter ging, dem er innerlich geschworen hatte: Du wirst nicht ungesühnt bleiben.
    Wäre Gerd statt der Aksoy noch hier … Gerd hätte ihm nicht so die Pistole auf die Brust gesetzt. Sie hätten das ohne Fock geregelt. Denn eigentlich war es eine Lappalie, Sara war doch bloß Zeugin. Sie hätten sich Sara privat zur Brust genommen, und man hätte das irgendwie aus der Akte herausgehalten. Aber nun war er aus dem Spiel. Die Aksoy konnte sich in dem Fall profilieren. Und Winter hatte keinerlei Kontrolle darüber, wie die anderen mit seiner Tochter umsprangen.
    Immerhin neigte die Aksoy ja zu sanften Verhören. Aber dieser Kettler, der vom Kommissariat für organisierte Kriminalität zu ihnen wechselte, den konnte er nicht einschätzen. Die Vernehmung von Schülerinnen hatte bisher garantiert nicht zu seinen Aufgaben gehört.
    Seufzend öffnete Winter die nächste Nachricht. Ein Rundschreiben von Hildchen an die gesamte Kriminaldirektion:
Leerer, offener Wagen mit totgelaufener Batterie wurde auf der Schwanheimer Brücke gefunden. Es handelt sich um einen Leasingwagen, derzeitiger Nutzer ein Geschäftsmann namens Konstantin Herbold, wird in seiner Firma heute vermisst und ist nicht erreichbar. Die Untersuchung liegt bis auf weiteres bei der Direktion Süd. Mutmaßlich Suizid oder vorgetäuschter Suizid. Bitte erwägen: Möglicher Zusammenhang mit SoKo Krawatte oder Mainmädchen. Die Schwanheimer Brücke liegt etwa zwei Kilometer westlich vom Fundort Mainmädchen.
    Na, das war ja interessant. Der Fall wurde immer verworrener. Als Mitarbeiter der SoKo Krawatte hatte Winter immerhin das Recht, in der Sache des verschwundenen Geschäftsmannes Nachforschungen anzustellen. Er meldete sich gleich noch einmal bei Fock.
    «Chef, auf die Gefahr, Sie zu stören. Der Wagen auf der Schwanheimer Brücke sollte kriminaltechnisch untersucht werden. Wir haben zuhauf Spuren aus dem Hotelzimmer im Fall Krawatte, und kein einziger der Stricher passte bisher. Es könnte doch sein …»
    «Ja, Winter, möglich ist alles. Fingerabdrücke wurden ohnehin schon genommen. Der Rest erübrigt sich wahrscheinlich. Nein, beruhigen Sie sich, der Wagen geht sicher nicht gleich an die Leasingfirma zurück. Aber Sie können ja bei den Kollegen von der Direktion Süd mal nachfragen, wie die das handhaben wollen.»
    Winter kontaktierte die Führungsgruppe Süd. Es stellte sich heraus, dass der Wagen bei der Leasingfirma noch bis Monatsende bezahlt war. Winter schlug vor, ihn in der

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