Steam & Magic 01 - Feuerspiel
Zeit dafür gefunden.
»Wink?« Liams dunkles Gesicht wurde blass. »Nein. Ich nahm an, sie sei mit Miss Hadrian unterwegs. Ihre Kutsche fehlt, genauso wie die von Sir Merrick.«
Caroline schüttelte den Kopf. »Wink ist zu Hause geblieben, um George zu reparieren.«
Liam fluchte derb. »George liegt im Unterrichtszimmer, in Einzelteile zerlegt. Von Wink gab es keine Spur.«
Caroline hastete dicht hinter ihm die Treppe hinauf, Sally und die Kinder stapften hinterher.
Die Kinderstube war ein Schlachtfeld. Wink, Becky und Johnson hatten sich offenkundig heftig gewehrt. Doch ebenso offenkundig waren sie überwältigt worden. Becky und Johnson lagen, an Händen und Füßen gefesselt, auf dem Boden und von Wink fehlte jede Spur. George lag auf dem Boden, sein Kopf auf dem Arbeitstisch, so dass er nicht helfen konnte. Verdammt.
Johnson blinzelte zu Caroline auf, als sie ein scharfes Messer aus einer eleganten Scheide an ihrem Gürtel zog – ein Geschenk von Merrick, das sie seit dem letzten Angriff immer bei sich trug. Sie durchtrennte seine Fesseln, während Liam Becky befreite, die noch ohnmächtig war und einen bösen Kratzer an der Wange hatte.
»Miss Caro«, krächzte Johnson. »Entschuldigung. Es waren zu viele. Und sie hatten diesen Dunst … es vernebelte uns die Sinne.«
»Haben Sie sie erkannt?« Liam half dem Diener auf und in einen Sessel.
»Sie trugen Masken gegen das Gas.« Johnson nahm ein Glas Wasser von Nell entgegen, während Caroline Becky auf weitere Verletzungen hin untersuchte. Abgesehen von dem Schlag ins Gesicht schien sie unversehrt und wurde langsam wieder wach. »Ihre Gesichter waren vollkommen verdeckt.«
»Miss Wink«, stöhnte sie. »Sie hatten es auf Wink abgesehen. Stürmten hier rein und zeigten gleich auf sie.«
Sie waren wegen Wink gekommen? Das war schlimmer, als Caroline befürchtet hatte. Sie brauchten Merrick.
»Ich gehe runter und sehe nach den anderen.« Liam stand auf und gab Caroline ein Zeichen. »Sally, Sie und die Kinder bleiben hier und kümmern sich um Ihre Schwester. Johnson, wenn Sie sich bereit fühlen, kommen Sie nach.«
»Ich bin jetzt bereit.« Der kräftige Diener erhob sich leicht schwankend und nickte Liam zu. »Gehen wir.«
Sie rannten in den Ballsaal, wo Berry und Tommy wohl Fechten geübt hatten. Berry war noch ohnmächtig, aber Tom war wach und hatte sich schon fast von seinen Fesseln befreit.
»Gideon MacKay«, fauchte er, sobald Caroline ihm den Knebel aus dem Mund genommen hatte. Die darauf folgenden Flüche hätten jedem alten Seemann zur Ehre gereicht.
Caroline blinzelte. Sie war vollkommen baff. »Gideon?« Vielleicht war der Schlag auf Tommys Kopf härter gewesen, als er dachte. Gideon MacKay war ein harmloser Charmeur. Sicher war er über ihre Verlobung mit Merrick nicht erfreut gewesen, aber das war doch kein Grund, sich an Wink zu vergreifen.
»Er steckt hinter dieser ganzen Sache. Verdammt nochmal, warum haben wir das nicht erkannt?« Liam band Mr. Berry los und prüfte seinen Puls und die Pupillen. »Er wird sich erholen. Früher oder später.«
»Wir konnten ihnen ein paar Schläge verpassen.« Tommy deutete auf die blutigen Spitzen der Degen, die ein paar Meter entfernt auf dem Boden lagen. »Deshalb weiß ich auch, dass es dieser verdammte MacKay war. Ich hab ihn am Hals erwischt und er musste die komische Maske abnehmen.«
»Haben sie hier drinnen Gas verwendet?« Liam schüttelte Mr. Berry, der stöhnte, ohne die Augen zu öffnen.
»Ja.« Tommy stand auf und ging zu einem Stuhl am Rand des Saals. Er bückte sich und zog eine Metallkugel darunter hervor, ungefähr so groß wie eine Grapefruit, mit Steckern, die in alle Richtungen standen, und Löchern wie ein Teeei, nur größer. »Sie haben diese Dinger auf den Boden geworfen und dann kam das Gas raus. Wir wurden ganz benommen davon.«
Liam nahm die Kugel und schnupperte daran, dann schüttelte er sie und es klapperte gläsern. »Äther, eine ziemlich Menge, in einem Glasballon. Die Stecker müssen das Glas zerbrochen haben, so dass er austreten konnte.«
»Das war ein gezielter Angriff, um Wink zu entführen«, erklärte Caroline. »Johnson, fühlen Sie sich in der Lage, ein Pferd zu nehmen, zu Scotland Yard zu reiten und Sir Merrick zu holen?«
»Ja, Ma’am.« Seine aufrechte Haltung und der entschlossene Blick bekräftigten seine Worte.
»Sagen Sie ihm, er soll Constable McCullough und mich vor Gideon MacKays Stadthaus treffen. Merrick hat sich damals bei einem Besuch
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