Steam & Magic 01 - Feuerspiel
ausgebildet?« Berrys dünne Lippen kräuselten sich spöttisch. »Auf einem Internat, möchte man hoffen?«
»Nein, tatsächlich wurde ich zu Hause erzogen, von einer Abfolge von Gouvernanten und Hauslehrern, so wie viele junge Frauen.« Sie wandte sich von ihm ab und sprach ihren Dienstherrn an: »Was mich erinnert: Nells musisches Talent übersteigt meines bei Weitem. Vielleicht könnte sie einmal in der Woche Gesangsunterricht bekommen? Und haben Sie vielleicht weiterführende Texte zu Technik und Mechanik, die wir borgen könnten? Winks Kenntnisse übersteigen die verfügbare Lektüre im Unterrichtsraum.«
»Selbstverständlich. Die Bibliothek steht Ihnen zur Verfügung – vorausgesetzt, Sie können die Kinder davon abhalten, beim Lesen zu essen. Pfefferminzstangen hinterlassen abscheuliche Flecken.«
»Sollte das Mädchen nicht weiblichere Fertigkeiten erlernen? Aquarellmalerei, vielleicht, oder Sticken?«, näselte Berry. »Es kann zu nichts Gutem führen, wenn Frauen Zugang zu den männlichen Berufen gestattet wird.«
Das verächtliche Schnauben, bemerkte Caroline mit leichtem Schrecken, war gar nicht von ihr, sondern von Dorothy gekommen. »Noch so eine Bemerkung an meinem Tisch, Edward, und Sie fliegen in hohem Bogen raus. Ich weiß, dass Sie der beste Tutor sind, den der Orden zu bieten hat, aber Sie werden Ihre Zunge im Zaum halten und Merricks Mündel nicht mit ihren albernen Ansichten verderben.«
»Tante!«
»Miss Hadrian!«
Beide Männer riefen gleichzeitig.
Dorothy schüttelte den Kopf. »Geben Sie auf, die Herren. Es ist lächerlich zu glauben, die Kinder könnten Geheimnisse voreinander behalten, genauso wie vor einer fähigen Gouvernante. Also, Winifred und Caroline, ganz offen: Merrick und Edwin arbeiten für die Krone und gehören einer Geheimorganisation an, die sich mit Kriminellen von sowohl sterblicher als auch übernatürlicher Art beschäftigt. Nachdem Tommy die erforderliche Veranlagung besitzt, wird er nun darauf vorbereitet, dem Orden beizutreten, wenn er älter ist. Ich glaube, ich kann mich darauf verlassen, dass dieses Wissen unter uns bleibt, habe ich Recht?«
»Selbstverständlich.« Caroline hätte nicht sagen können, dass sie sonderlich schockiert war. Von dem Wenigen, was sie über Merrick und sein Zusammentreffen mit den Kindern wusste, hatte sie etwas in dieser Art vermutet.
Wink nickte. »Von mir erfährt niemand etwas – das Gleiche gilt für die anderen. Wenn Sie gestatten, Miss Dorothy, in Wapping lernt man, den Mund zu halten. Von uns haben Sie diesbezüglich nichts zu befürchten.«
»Das habe ich auch nicht erwartet«, sagte Sir Merrick. »Aber wohl gesprochen, Winifred. Wird der Zoobesuch dir neue Inspiration für automatische Tiere liefern? Brauchen wir in unserem Haus vielleicht noch einen Löwen oder einen Greif oder Drachen, zusätzlich zu deinem bemerkenswerten Wachhund?«
Wink lachte und sah wieder aus wie ein normales junges Mädchen. »Wünschen Sie sich vielleicht ein Haustier zu Weihnachten, Sir Merrick? Ich könnte Sie mir mit einem Panther aus dunkler, geölter Bronze vorstellen.«
»Ausgezeichnete Wahl, meine Liebe.« Dorothy strahlte das Mädchen an. »Und was würde wohl zu Miss Caro passen? Ein Kätzchen? Ein Pekinese?«
Caroline errötete und warf Mr. Berry einen bösen Blick zu. »Nachdem wir tatsächlich auch Sticken und andere Fertigkeiten üben, würde ich ein hübsches Taschentuch bevorzugen.«
Der Diener räumte ihre Teller ab und stellte einen großen, rotierenden Aufsatz in die Mitte des Tischs, der mit Obst, Nüssen und Käse beladen war. Dann tippte er mit weiß behandschuhtem Finger gegen den Mechanismus und setzte ihn in Bewegung. Langsam drehte sich das radartige Gebilde, und die beladenen Schalen hoben und senkten sich in einem eleganten Tanz und boten ihren Inhalt einem Speisenden nach dem anderen dar.
Caroline sah gebannt zu, während die anderen ihre Teller bestückten. Sir Merrick wählte ein paar Apfelschnitze und etwas Cheddar, während sich Dorothy für Stilton und Birnen entschied. Immer, wenn eine der Servierschalen berührt wurde, hielt der Mechanismus inne und gab jedem Zeit, sich zu bedienen. Wink war zu fasziniert, um den Delikatessen Beachtung zu schenken, doch irgendwann überkam sie der Drang, das Gebilde zu testen. Bald häufte sich ein kleiner Berg von Nüssen und Obst auf ihrem Teller.
»Du kannst den Aufsatz nach dem Essen in aller Ruhe untersuchen, meine Liebe.« Dorothy lächelte vergnügt. »Ich
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