Steam & Magic 01 - Feuerspiel
Tür zu ihrem kleinen Lesesalon blieb sie stehen.
»Winifred, ich würde mich gerne kurz mit Miss Caro unterhalten. Kannst du nachsehen, ob Sally Hilfe braucht, die Jungen bettfertig zu machen?«
»Ja, Miss Dorothy.« Wink drückte Carolines Hand, bevor sie ging. »Es tut mir leid, dass ich so einen Wirbel verursacht habe.«
»Das ist schon in Ordnung, Wink. Du hast nichts Verwerfliches getan.« Caroline lächelte ihr nach, als sie ging.
Dorothy führte Caroline in ihren Lesesalon und setzte sie auf einen Stuhl. »Es ist wirklich keine Affäre, Caroline. Ihre Abstammung ändert nichts für Merrick oder mich. Und Edwin Berry wird früher oder später auch drüber hinwegkommen.«
»Es kann einfach nicht sein«, murmelte Caroline. »Die Sidhe existieren doch gar nicht.«
»Doch, das tun sie. Genauso wie Vampire, Werwölfe, Geister und andere Geschöpfe wirklicher sind, als die meisten Leute denken. Aber anders als Vampire und Geister sind Feen und Werwölfe lebende Wesen und können Mischehen mit Menschen eingehen.«
Caroline schüttelte nur den Kopf.
»Dann haben Sie also Schwierigkeiten mit technischen Geräten – in diesem Fall werden wir Ihnen keine Arbeiten an der Nähmaschine auftragen. Können Sie Zugfahren, oder ist das zu viel Eisen für Ihr Gefühl?«
»Ich bin wohl eine unbeabsichtigte Technikfeindin.« Unwillkürlich verzog sie das Gesicht. »Ich bin schon Zug gefahren, aber ich habe jedes Mal dicke Handschuhe getragen und darauf geachtet, so wenig wie möglich zu berühren. Dennoch haben bei einer Fahrt die Bremsen in meinem Wagon versagt. Wir kamen mit einem Ruck zum Stehen, aufgrund der Wagons vor uns.«
»Tja, dann werden wir aufpassen. Wie sieht es mit Luftschiffen aus?« Zum Glück schien Dorothy eher neugierig als abgestoßen zu sein.
»Das habe ich nie versucht. Ich möchte nicht andere Leute in Gefahr bringen.«
»Eine weise Entscheidung, meine Liebe.« Dorothy tätschelte Carolines Knie. »Wissen Sie, das könnte auch der Grund für die Scherereien mit vorhergehenden Arbeitgebern sein. Ich vermute, Ihr Vater war Angehöriger der Leannan Sidhe – der Liebesfeen. Sie sind berüchtigt für ihre Anziehungskraft. Ihre arme Mutter hatte wahrscheinlich gar nicht die Chance, ihm zu wiederstehen. Nur gut, dass Angehörige des Ordens gegen die meisten Formen der Magie immun sind. Merrick müsste gegen eine unnatürliche Anziehung gefeit sein – obwohl eine natürliche Anziehung selbstverständlich nicht auszuschließen ist. Ob nun durch Feenblut oder nicht, Sie sind eine sehr hübsche junge Frau.«
»Danke.« Caroline war zu sehr mit all den Neuigkeiten beschäftigt, um im Moment mehr zu sagen. Schließlich brachte sie ein Gedanke zum Lächeln. »Trage ich wirklich dazu bei, dass Jamie und Piers genesen?«
»Das ist anzunehmen. Und der arme Philodendron. Und vermutlich können Sie Ihre Fähigkeiten gezielter einsetzen, wenn Sie üben und mehr von ihnen wissen. Es sind Gaben, verstehen Sie – keine Bürden.«
»Danke, Miss Dorothy. Ihr Beistand bedeutet mir sehr viel.«
»Gut. Sie haben schon jetzt Wunder mit den ungestümen Kindern gewirkt. Ich würde Sie wirklich ungern verlieren – und die Kinder sicher auch.«
Caroline antwortete mit einem schiefen Lächeln: »Dasselbe gilt für mich. Es ist schwer, sie nicht ins Herz zu schließen, diese kleinen Rabauken.«
»Oh ja, das ist es. Ich hatte schon jede Hoffnung aufgegeben, noch einmal Kinder in diesem Haus zu sehen, nachdem Merrick sich wohl gegen das Heiraten entschlossen hat. Es ist schön, Leben in diesen Mauern zu haben.« Ein Quietschen und Scheppern hallte von der Kinderstube zu ihnen und sie zuckten beide zusammen und lachten. Dorothy schüttelte den Kopf. »Ich lasse Sie besser wieder das Chaos bändigen. Gute Nacht, Caroline. Ruhen Sie sich aus und seien Sie versichert, dass Sie im Hause Hadrian hochwillkommen sind.«
Caroline erwiderte den warmen Händedruck und eilte zur Kinderstube. Doch schon bevor sie dort ankam, hörte sie Nell singen und der Krawall verstummte. Selbst die Jungen unterbrachen ihre Tätigkeiten, um ihrer hübschen Stimme zu lauschen, als sie ihren Puppen ein Schlaflied sang.
Schweigend stand Caroline in der Tür zum Schlafzimmer der Mädchen und sah zu, wie Nell ihre Puppen in die Betten steckte und sie auf die Wangen küsste. Das Schauspiel war so anrührend, dass Caroline eine Träne verdrücken musste. Sie hörte, wie sich jemand räusperte und wandte sich um. Tommy stand neben ihr in der Tür und
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