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Steam & Magic 01 - Feuerspiel

Steam & Magic 01 - Feuerspiel

Titel: Steam & Magic 01 - Feuerspiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cindy Spencer Pape
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Interesse an Miss Bristol also ehrlich sein. Ob es aber auch ehrenhaft war, würde er noch vor Ablauf der Nacht erfahren. Schließlich stand die Frau unter seinem Schutz.
    Dorothy kam als Erste die Stufen herunter, in einem ihrer üblichen strengen, dunkel gehaltenen Kleider, die aber immer elegant aussahen. Dafür war ihr Grinsen so leichtherzig und schelmisch, wie Merrick es seit Jahren nicht gesehen hatte.
    »Was heckst du aus, Tante?« Er kannte sie zu gut. Wenn sie so lächelte, führte sie etwas im Schilde. »Und wo bleibt Caro, ich meine, Miss Bristol?« Wann hatte er angefangen, sie insgeheim bei ihrem Vornamen zu nennen? Höchst unangebracht.
    »Sie sagt den Kindern Gute Nacht und muss jeden Augenblick hier sein.«
    Und tatsächlich, kaum eine Minute später erschien eine Gestalt am Kopf der Treppe. Merrick konnte sich gar nicht an ihr sattsehen. Wo war seine züchtige, mausgraue Gouvernante geblieben? Sie hatte ihre triste Verkleidung abgelegt und sich zu einem Pfau gemausert, in einem leuchtend blauen Samtkleid, das viel zu viel von ihren üppigen oberen Rundungen zeigte, in der Taille eng anlag und dann glockenförmig in modisch mit Volants besetzten Röcken auslief. Eine schlichte Perlenkette zierte ihren Hals und winzige Perlenstecker tupften ihre Ohrläppchen. Über einem Arm hing ein bunt gemusterter Paisley-Schal und ein blaues Samtband war in ihre einfache Frisur geflochten. Dorothy hatte sie sogar dazu überredet, die Brille abzulegen, so dass ihre smaragdgrünen Augen noch stärker leuchteten als sonst. Kurz, sie war eine Schönheit geworden. Merrick würde die anderen Männer mit seinem Spazierstock zurückschlagen müssen, insbesondere Gideon.
    Ach verdammt.
    »Sind Sie wirklich sicher, dass die hohen Absätze nötig sind, Miss Dorothy? Ich stürze wahrscheinlich in den Tod, wenn ich die Treppe herunterkomme.«
    »Unsinn.« Dorothy ergriff Merricks Arm, obwohl er doch die Treppe erklimmen und der jungen Frau zu Hilfe eilen wollte. »Sie sind so gelenkig wie die Kinder. Halten Sie sich einfach lose am Geländer fest und schweben sie mit all der Anmut herab, die Sie normalerweise zu verstecken suchen.«
    Caroline – ja, zur Hölle, für ihn war sie einfach nicht mehr Miss Bristol – verdrehte die Augen und kicherte verschmitzt. »Nun, wenn ich mich umbringe, haben Sie es sich selbst zuzuschreiben, wenn Sie sich eine neue Gouvernante suchen müssen.« Sie hob den Kopf, raffte mit einer Hand die Röcke, legte die andere auf das Geländer und begann ihren langsamen Abstieg.
    Am Fuß der Treppe bot Merrick ihr den Arm an und hoffte, sie würde seine körperliche Reaktion auf sie nicht bemerken. Wie immer gab es diesen kurzen elektrischen Schlag, als sie sich berührten, selbst durch ihren Handschuh und seinen Ärmel. »Sie sehen bezaubernd aus, Miss Bristol. Sollen wir gehen?«
    »Danke, Sir Merrick, aber das Lob gebührt Ihrer Tante. Ich habe ihr versichert, dass nichts von alledem notwendig sei. Ich muss Ihnen beiden danken, aber ich fürchte, sie bestand darauf, mich kostspielig auszustaffieren.«
    Er lachte. »Meine Tante muss niemandem Rechenschaft ablegen, ihr Vermögen gehört ihr ganz allein.« Obwohl Merrick vorhatte, ihr Carolines Kleider zu erstatten. Die Frau arbeitete für ihn, nicht für Dorothy, und Merrick hatte es satt, sie in ihren scheußlichen Kleidern durch das Haus irrlichtern zu sehen. »Sie wohnt bei mir, weil dieses Haus zu groß für einen von uns allein ist.«
    »Es spielt keine Rolle«, sagte Dorothy, nahm Merricks anderen Arm und schob sie alle in Richtung Tür. »Es war mir ein Vergnügen, mit Caro einkaufen zu gehen, also habe ich es getan. Und damit genug. Also, wer wird sich heute Abend wohl alles auf der Veranstaltung tummeln? Wir können Caro auf der Hinfahrt eine Einführung geben.«
    Caro. Ja, der Kosename passte zu ihr – jung, hübsch, intelligent – irgendwie vermittelte er all diese Eigenschaften. Während die Kutsche auf Gideons neues Haus zurollte, sann Merrick über die Verwandlung nach, über die er nicht ganz glücklich war. Es war besser, sicherer gewesen, als nur er die Schönheit unter den tristen Kleidern gesehen hatte. Jetzt konnte er nicht einmal mehr vorgeben, sie nicht anziehend zu finden. Die Männer würden sie wie Fliegen umschwärmen, obwohl sie strenggenommen im Dienst war. Doch vielleicht konnte er da etwas unternehmen …
    Und noch ehe er sich besann, formten seine Lippen bereits die Worte: »Tante, nach Edwins Entdeckung und der

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