Steam & Magic 01 - Feuerspiel
ungewöhnlichen Situation mit meinen Mündeln sollten wir Miss Bristol vielleicht als Freundin der Familie ausgeben. Ihre Mutter könnte eine Schulfreundin von dir oder von meiner Mutter gewesen sein.«
»Eine ausgezeichnete Idee, Merrick.« Dorothy nickte zustimmend. »Sie hat sich entschieden, selbst für sich zu sorgen, anstatt von Unterhalt zu leben, dabei ist sie ein willkommener Gast in unserem Haus und wäre es mit oder ohne Kinder gewesen. Als sie von unserer Notlage erfuhr, kam sie uns sogleich zur Hilfe, da wir beide keinerlei Erfahrung mit Kindern haben.«
»Womit sie auf weithin angemessenere Art unter meinem Schutz steht.« Merrick bemerkte, wie sich Carolines Augen bei seiner Feststellung weiteten. Sie öffnete den Mund, vielleicht um zu widersprechen, doch er hob abwehrend die Hand und blickte ihr in die Augen. »Und deshalb solltest du uns lieber Merrick und Dorothy nennen, während du ab jetzt Caro für uns bist. Ist das akzeptabel?«
»Ich verstehe wirklich nicht, warum das alles nötig ist.« Sie sah ihn an. »Warum diese Täuschung? Warum kann ich nicht einfach die Gouvernante sein?«
Dorothy antwortete, bevor Merrick die Worte fand. »Zum einen vermuten viele Leute bei einem jungen, heiratsfähigen Hausherrn immer gleich das Schlimmste, wenn du alleine ihm unterstehst. Als meine Protegee bist du in einer weitaus respektableren Position, so idiotisch das sein mag. Außerdem gibt es mir Gelegenheit, dich öfter zu gesellschaftlichen Anlässen mitzunehmen, als es andernfalls möglich wäre – eine Aussicht, die ich reizvoll finde. Wie gesagt, hatte ich nie eine Tochter. Und schließlich ist da deine, sagen wir mal, gemischte Herkunft. Den meisten Leuten würde das nie auffallen. Für die Familien des Ordens wird sie jedoch offensichtlich sein, und viele von ihnen halten sich gegenwärtig in der Stadt auf. Mir ist es lieber, sie halten dich für die Tochter einer alten Freundin, als dass sie mutmaßen, du hättest dich als eine Art Spionin unter uns gemischt.«
Merrick zog eine Grimasse. Ein Spion im Orden war genau das, wovor er sich in Acht nehmen sollte, aber er wusste, dass es nicht Caro war.
Er behielt ihre Hand auf seinem Arm, als sie in Gideons neues Haus spazierten, wo sie ein Butler an der Tür empfing, in dem Merrick den ehemaligen Oberdiener des älteren MacKay erkannte. Nachdem sie Mäntel und Hüte abgegeben hatten, ließ Merrick Caroline noch immer nicht los, als sie in einen ziemlich geräumigen Salon geführt und von Evelyn und Sir William MacKay in Empfang genommen wurden.
Gideon zog es magnetisch an Caros Seite. Während Merrick mit seinem früheren Mentor plauderte, gelang es Gideon irgendwie, Caro zu entführen und sie rundherum vorzustellen.
»Sie ist reizend«, hörte Merrick Lady MacKay zu Dorothy sagen. »Du hast Glück, dass du jemand hattest, der sofort einspringen und mit den Kindern aushelfen konnte.«
»Absolut«, stimmte Dorothy zu. »Obwohl ich ihr schon angeboten hatte, mich für ein paar Monate zu besuchen und mir Gesellschaft zu leisten, aber sie hat ihren Stolz und besteht darauf, für sich selbst zu sorgen.«
Die gute Dorothy. Sie konnte lügen, ohne mit der Wimper zu zucken.
»Was für ein Goldschatz. Und Gideon scheint äußerst angetan von ihr. Ich schätze, ich werde deine Miss Bristol schon bald kennenlernen.«
»Komm doch bald mal zum Tee zu uns. Wir haben mittlerweile zwei ausgezeichnete Kindermädchen, jetzt kann ich Caroline auch manchmal von den Kindern weglocken. Dieses Mädchen sollte wirklich eine eigene Familie haben. Sie kann großartig mit Kindern umgehen.«
Merrick hörte mit einem Ohr den Frauen zu, während er vorgab, seine gesamte Aufmerksamkeit Sir Williams Ausführungen über den dampfbetriebenen Mähdrescher und seine negativen Auswirkungen auf das Einkommen der Kleinbauern zu widmen – ein Thema, dem sich Merrick normalerweise mit Hingabe gewidmet hätte. Doch jetzt sah er, wie Gideon die Hand von hinten an Caros Hüfte legte, und verspürte den merkwürdigen Impuls, hinzuzueilen und sie ihm über dem Handgelenk abzutrennen.
Das konnte noch ein sehr langer Abend werden.
Das Essen im engen Kreis der Familie entpuppte sich als Festmahl für dreißig geladene Gäste, darunter unglaublicherweise der Duke und die Duchess of Trowbridge, die Caroline ohne eine Spur von Herablassung als Angehörige des Hauses Hadrian begrüßten. Caroline kam sich einmal mehr vor wie Aschenbrödel auf dem Ball, doch irgendwie hatte sie es sich
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