Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Steam & Magic 01 - Feuerspiel

Steam & Magic 01 - Feuerspiel

Titel: Steam & Magic 01 - Feuerspiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cindy Spencer Pape
Vom Netzwerk:
Tanzfläche, und tanzte mit einem blassen Mann in schwarzem Domino. Seine Lippen waren knallrot und übergroß geschminkt und über seine Unterlippe ragten lange, spitze Eckzähne. Caro folgte anmutig der Schrittfolge einer Polonaise und lächelte ihren Tanzpartner höflich an. Ihre Unbefangenheit verriet Merrick, dass sie ihren falschen Vampir durchschaute. Als das Stück zum Ende kam, stellte er sich an den Rand der Tanzfläche und fing Caroline ab, als ihr Partner sie in Richtung der offenen Flügeltür auf die Terrasse führen wollte.
    »Ich glaube, dieser Tanz gehört mir, meine Dame?«
    Sie kicherte. »Selbstverständlich, Sir Merrick.« Mit einem Knicks und einem Lächeln verabschiedete sie sich von ihrem alten Tanzpartner. »Vielen Dank für diesen Tanz, Eure Schaurigkeit.«
    Als sie auf die Tanzfläche gingen und zum Walzer ansetzten, tuschelte sie: »Er hat fürchterlich nach Reispuder und Lippenrouge gestunken und seine Augen waren mit Kohle nachgezogen. Was für ein Unsinn.«
    »Es ist genau der Humbug, den ich erwartet hatte«, bestätige Merrick. »Nach diesem Tanz würde ich gerne gehen, wenn es dir recht ist.«
    »Wir können auf der Stelle gehen, wenn du möchtest.«
    Sie passte sich seinen Bewegungen an, als wären sie zwei Hälften einer komplizierten Maschine, die eigens dafür konzipiert war, auf die engste Art zusammenzupassen. Er konnte sich diese Gelegenheit nicht entgehen lassen, sie in der Öffentlichkeit im Arm zu halten. »Nach dem Tanz.«
    In der Kutsche auf dem Heimweg setzte er sich Caro vorsichtshalber gegenüber, um nicht zu sehr in Versuchung zu geraten, während er ihr erzählte, was er erfahren hatte. »Ich werde morgen Abend dorthin gehen und sehen, was ich in Erfahrung bringen kann.«
    »Aber natürlich gehen wir dorthin.« Caroline faltete seelenruhig ihren Domino zusammen und legte ihn zurück in die Schachtel.
    »Du kommst nicht mit. Das ist kein Ort für eine Dame, Caro. So, wie es sich anhört, ist es kaum besser als ein Freudenhaus.« Merrick legte seinen Domino auf ihren und verschränkte die Arme vor der Brust. Diesmal würde er sich nicht erweichen lassen.
    »Dann bin ich eben keine Dame, Meister«, imitierte sie Jamies Akzent auf höchst gekonnte Weise. »Es gab auch Perücken in den Truhen auf dem Dachboden – und wenn ich mich entsprechend kleide, bemerkt niemand, dass ich kein loses Frauenzimmer bin.«
    »Kommt nicht infrage.« In der Dunkelheit funkelte er sie wütend an.
    »Dann bitte ich Mr. MacKay.« Merrick spürte, wie sie zurückfunkelte, und hörte das Klopfen ihrer Schuhspitze auf dem Boden.
    »Ich schließe dich in deinem Zimmer ein.«
    »Das Schloss bekomme ich auf, du Tölpel. Ich bleibe nicht zu Hause.«
    »Sei doch vernünftig, Caro. Ich bin für so eine Situation ausgebildet. Du nicht.«
    »Aber auch du bist nicht unverwundbar, oder? Jemand muss dir Rückendeckung geben. Und du hast selbst gesagt, dass du niemandem aus deinem Orden trauen kannst.«
    »Nein, aber ich habe auch Freunde beim Scotland Yard. Ich kann einen von ihnen bitten, mich zu begleiten.« Er dachte sofort an Constable Liam McCullough, den jungen Werwolf. Sein Alter und der Reichtum seiner Familie machten ihn zum perfekten Kandidaten für eine solche Lokalität.
    »Und wer geht dann auf die Damentoilette, dem besten Ort in der Welt, um Tratsch zu hören?« Ihr Einwand war vernünftig, aber aus ihrem Ton sprach reine Sturheit.
    »Niemand. Ich möchte nicht mehr darüber reden.«
    »Wir werden sehen.« Er konnte nur undeutlich ausmachen, wie sie den Kopf zurückwarf, bevor sie für den Rest der Fahrt in Schweigen versanken.
    »Wenn du versuchst, mich heimzuschicken, folge ich einfach in einer Droschke.«
    Merrick blickte sein Gegenüber finster an. Caroline hatte ihn in der Kutsche erwartet, als er nach dem Abendessen am nächsten Abend einstieg. Und sie hatte sich komplett verwandelt. Nichts war mehr übrig von der mausgrauen Gouvernante oder der vornehmen jungen Dame. Diese Caro war eine Sirene in smaragdgrünem Samt mit ungehörig eng geschnürter Taille. Die Brüste schoben sich einladend nach oben und ihr Dekolleté zeigte verstörend viel Haut. Ihr goldenes Haar wurde von einem waghalsigen Turm aus roten Locken verdeckt, aus dem mehrere Korkenzieher auf ihre milchig weißen Schultern herabhingen. Kohle, Puder und Rouge waren fachmännisch zum Einsatz gekommen und veränderten die Form ihrer Augen und Wangen, während ein schwarzer Schönheitsfleck ihren Mund breiter erscheinen

Weitere Kostenlose Bücher