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Steels Ehre: Jack Steel und die Schlacht von Höchstädt 1704. Historischer Roman (German Edition)

Steels Ehre: Jack Steel und die Schlacht von Höchstädt 1704. Historischer Roman (German Edition)

Titel: Steels Ehre: Jack Steel und die Schlacht von Höchstädt 1704. Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iain Gale
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das Messer wieder aus der Tasche holte, und zuckte zusammen, als er sich selbst in die Hand schnitt, wenngleich nicht sehr tief. Danach drückte er den vom Blut klebrigen Knauf des Messers in Kretzmers Hand, nahm ihm die Stichwaffe wieder ab und ließ sie zu Boden fallen.
    Schließlich mühte der Major sich sichtlich ab, den fetten Kaufmann, der nach wie vor nicht aus seinem Rausch aufgewacht war, aus dem Stuhl zu ziehen. Von hinten schlang er ihm beide Arme um den Leib und schleifte Kretzmer durch den Raum zu dem Tisch, vor dem Louisa stand, immer noch ohne Bluse und zitternd vor Angst.
    »Los, du Hure!«, knurrte er. »Mach seine Hose auf.«
    Louisa wusste selbst nicht mehr, was sie tat, als sie zögerlich die Hand ausstreckte und sich am Hosenlatz des Kaufmanns zu schaffen machte. Sowie sie die Breeches aufgeknöpft hatte und die Hose dem beleibten Mann auf die Füße rutschte, stieß Jennings Louisa zu Boden und ließ den kraftlosen Kretzmer auf sie sinken. Die junge Frau rang nach Luft, als sie das Gewicht des Bayern auf sich spürte. Erst jetzt kam der Kaufmann langsam zu Bewusstsein, während Jennings sich bückte und Kretzmers fleischige Hände auf Louisas Brüste legte. Mit einem bösen Lächeln suchte er ihren Blick.
    »Danke, meine Liebe. Ich denke, du hast es genauso genossen wie ich, oder etwa nicht? Und nicht vergessen – ein Wort, und dein Vater ist ein toter Mann.«
    Mit der flachen Hand schlug er dem Kaufmann ins Gesicht und weckte ihn dadurch endgültig. Verwirrt und erschrocken schaute Kretzmer um sich und wollte sich mit beiden Händen prustend vom Boden hochdrücken. Erst da begriff er, dass er halb auf Louisa lag, und stammelte Unverständliches.
    Jennings war währenddessen zur Tür geeilt, vergewisserte sich noch einmal, dass das von ihm arrangierte Bild der fleischlichen Begierde so blieb, wie es war, und rief mit lauter Stimme durch die Schänke.
    »Wachen! Zu mir! Rasch, zu mir! Alarm! Wachen!«
    Kurz darauf waren draußen auf dem Marktplatz der entseelten Stadt Schritte von Soldaten zu hören. Die Wachen kamen angelaufen – Jennings’ Plan ging auf.

7.
    An der Tür zum Wirtshaus versperrte Slaughter seinem Lieutenant den Weg. Steels Augen waren groß von Zorn und Besorgnis.
    »Wo ist sie? Geht es ihr gut?«, drängte er.
    Es war eine dumme Frage, die er sogleich bereute. Der Sergeant schenkte ihm ein sanftes Lächeln und legte ihm beschwichtigend eine Hand auf die Schulter, nicht zuletzt, um Steel daran zu hindern, unüberlegt vorzupreschen. Slaughter wusste sehr genau, wie ungehalten und ungestüm sein Offizier mitunter handelte, und in dieser angespannten Situation hätte der bayerische Kaufmann keine Chance.
    »Kommt, Jacob, lasst mich durch. Ich muss zu ihr.«
    »Vielleicht wartet Ihr noch einen Moment. Sie wird es schon schaffen. Sie ist eine starke Frau.«
    »Jacob, hört zu, lasst mich durch. Ich habe ja Taylor an meiner Seite.«
    Als der Name des Corporals fiel, lockerte der Sergeant seinen Griff ein wenig und zog schließlich seine Hand zurück. Matt Taylor besaß ein paar medizinische Kenntnisse und kannte sich recht gut mit Kräuterheilkunde aus. Slaughter wusste, dass Steel das guthieß. Im Verlauf der letzten Monate war Taylor zum Apotheker der Kompanie ernannt worden. Recht passend, wie Slaughter fand, denn bevor Taylor sich wegen Betruges in die Armee geflüchtet hatte, war er drei Jahre lang bei der Ehrwürdigen Apothekergesellschaft Londons in der Lehre gewesen. Außerdem hatte er Botanik am Physic Garden in Chelsea studiert. Seither nutzte Taylor die Heilkraft der Kräuter und Wurzeln, um alle möglichen Krankheiten zu kurieren, seien es Koliken, Skorbut oder Zahnschmerzen, sogar Malaria, die durch Stechmücken übertragen wurde.
    »Also gut, Sir. Kommt, Matt.«
    Die drei Männer durchquerten rasch die Schankstube und betraten den hinteren Raum. Jennings stand bei der Tür, mit dem Rücken zum Geschehen.
    »Ich habe getan, was ich konnte, aber da war es schon zu spät. Der Schurke hatte längst seinen Spaß gehabt. Ein schändlicher Anblick. Armes Mädchen. Könnt Ihr da was machen, Steel? Nicht gerade mein Bereich, fürchte ich.«
    Jennings lächelte entschuldigend und hielt auf die Tür des Wirtshauses zu. Ein kalter Schauer erfasste Steel, als er tiefer in den hinteren Raum trat. Der Geruch von Körperausdünstungen hing in der Luft. Louisa kauerte in einer Ecke. Sie hatte sich die zerrissene Kleidung notdürftig umgelegt, starrte mit leerem Blick zu Boden und

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