Steels Ehre: Jack Steel und die Schlacht von Höchstädt 1704. Historischer Roman (German Edition)
hatten. Kurz darauf hatte sich die Marschformation in klar gegliederte Schlachtreihen verwandelt. Steel nahm seine Position in der Mitte der Kompanie ein, vier Schritte vor seinen Männern, und schaute nach links.
»Ich sehe jetzt, was Seine Hoheit mit uns vorhat, Henry. Er glaubt, dass wir wieder einmal in einen Frontalangriff übergehen können. Wir wollen ihn für das in uns gesetzte Vertrauen nicht enttäuschen.«
Steel schaute an Hansam vorbei, der links von den Grenadieren stand, unmittelbar neben zwei nervös wirkenden Trommlerjungen. Weiter dahinter sah Steel McInnery und Laurent bei der ersten und zweiten Kompanie stehen. Die beiden Offiziere lachten und riefen sich etwas zu, was Steel auf die Entfernung nicht verstehen konnte. Hinter der dritten und vierten Kompanie, im Zentrum des Bataillons, waren die Fahnen zu erkennen: die rote Seide der Regimentsfahnen, daneben das azurblau-weiße Andreaskreuz von Schottland. Die Banner flatterten stolz über dem Bataillon, gehalten von den jungen Fähnrichen. Hinter den Fahnen ragte die kräftige Gestalt von Sergeant Macwilliam auf, der seine Hellebarde festhielt, die er ohne zu zögern als Stock einsetzen würde, wenn auch nur einer der Männer in den Reihen einen halben Schritt zurückwich.
Hinter dem Sergeant, vor den Pionieren, saß Sir James Farquharson auf seinem kastanienbraunen Wallach. Es war auf die Entfernung schwer zu erkennen, aber Steel hatte den Eindruck, dass sich in den Zügen des Kommandeurs eine Mischung aus Stolz und schierem Schrecken abzeichnete. Steel zupfte an seinem Kragen herum und kratzte sich am Hals. Die Läuse, die alle Männer plagten – Offiziere wie einfache Soldaten gleichermaßen –, wurden in der Wärme besonders aktiv.
Slaughter grinste und sprach eher leise. »Wieder das alte Problem, Sir?«
»Das alte Problem, Jacob. Ich will verflucht ein, aber ich weiß auch nicht, warum diese elenden Biester immer dann aktiv werden, wenn wir kurz vor dem Kampf stehen. Ob ich je meine Kleidung mal für mich allein haben werde?«
»Muss an Eurem Blut liegen, Sir. Es dürfte durch den Marsch wärmer sein, wenn Ihr versteht, was ich meine. Vor der Schlacht ist das wohl so. Wisst Ihr was, Sir, Ihr solltet Euch mal an Taylor wenden. Der schwört auf Lavendel und Mandeln. Reibt Euch damit ein. Er meint, dass man dann nichts mehr von den kleinen Blutsaugern sieht. Meint Ihr nicht, dass Ihr die Biester ein für alle Mal loswerden wollt, nachdem wir die Froschfresser erledigt haben? Großer Gott, ich dachte, Miss Louisa hätte Euch die schlechten Manieren ausgetrieben. Ist nicht gut, wenn sich ein Offizier wie Ihr dauernd kratzt, falls ich mir die Bemerkung erlauben darf, Sir.«
»Nein, Jacob, die Bemerkung dürft Ihr Euch nicht erlauben, und Ihr wisst genauso gut wie ich, Sergeant, dass dieses Geziefer nicht wählerisch ist. Selbst diejenigen, die Wert auf Reinlichkeit legen, sind dauernd betroffen. Unser letzter König hatte während der Feldzüge auch immer damit zu kämpfen.«
Williams lachte. Das war es, was Slaughter hatte provozieren wollen, und Steel wusste es. Lachen war das einzige Mittel vor einer Schlacht, ein Mittel, das besonders die jüngsten Zugänge im Regiment nötig hatten. Das Lachen baute Spannungen ab. Nur das half, und natürlich andere Ablenkungen; Gespräche aller Art. Man redete über alles Mögliche, nur nicht über die Aussicht auf den nahenden Tod, Verstümmelungen und unaussprechliche Schmerzen.
Steel versuchte, nicht weiter auf den ärgerlichen Juckreiz zu achten, und schaute an der vordersten Reihe entlang, die sich wie ein schier endloser Fluss aus Rot nach links erstreckte.
»Also, Tom. Was haltet Ihr von Eurem ersten planmäßigen Aufmarsch vor dem Kampf? Seht Ihr all die Regimenter? Man kann sie an den Fahnen unterscheiden. Dort hinten, zum Beispiel, seht Ihr Lord North bei der gelben Fahne, dahinten das Regiment des Herzogs von Marlborough unter dem Georgskreuz. Dann kommt Ingoldsbys Truppe, Waliser zumeist, und zuletzt die rote Fahne der Yorkshiremen von Brigadier Rowe. Die ganze Brigade hat sich zum Kampf eingefunden.«
»Ein großartiger Anblick, Sir. Wäre ich Franzose, würde ich jetzt in meinen Stiefeln zittern.«
Steel spähte hinüber zum Feind. Und fragte sich, wie viele Franzosen dort von der anderen Seite der Ebene herüberblicken mochten.
Als der Nebel sich in den frühen Morgenstunden gelichtet hatte, war Steel überrascht gewesen, dass die Zelte im französischen Lager noch standen. Hatte
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