Steels Entscheidung: Historischer Roman (German Edition)
Du hast mich gebeten, meine Mission für mich zu behalten. Na ja, so viel kann ich dir verraten: Dein König hat damit nichts zu tun. Mit diesem Mann habe ich nichts zu schaffen. Aber sag mir, wo lebst du hier überhaupt? Verheiratet bist du nicht, aber hast du eine Geliebte?«
»Während der letzten Jahre waren die Armee und König James’ Sache meine Geliebten, aber ich will gern zugeben, dass es Frauen gab. Aber keine von ihnen war so wie deine. Du weißt ja selbst, dass der Feldzug und die Liebe sich nicht gut vertragen. Außerdem werde ich bald an die Front zurückkehren.«
»Nach Flandern? Ich wundere mich, dass wir uns nie auf dem Schlachtfeld begegnet sind.«
»Das wundert mich auch. Warst du nicht in Blenheim? Und in Ramillies? Die Vorsehung muss uns durch das Gemetzel auf diesen Feldern geführt haben, ohne uns zusammenzubringen. Wohin kehrst du zurück?«
»Das hat man uns auch diesmal noch nicht gesagt. Würde mich nicht wundern, wenn sie uns runter nach Spanien schicken.«
»Ja, auf der Iberischen Halbinsel gibt es jede Menge zu tun«, meinte Alexander. »Manch einer bei Hofe möchte die Schande von Flandern vergessen machen, indem er in Spanien Erfolg sucht.«
»Oder ich bleibe in Brabant. Dann würden sich unsere Wege kaum kreuzen. In Spanien müsstest du gegen Peterboroughs Männer kämpfen. Und das dürfte nicht angenehm werden, weil du dann deine Landsleute vor der Klinge hättest.«
»Wir haben auch den Bürgerkrieg überstanden. Der Krieg, den ich führe, ist gar nicht so anders, Jack. Ich kämpfe für meinen König und für die Ehre.«
»Genau wie ich. Trinken wir darauf.« Er leerte seinen Becher und schenkte sich nach. »Und im Augenblick? Bleibst du in Paris?«
»Das Regiment ist in St. Germain stationiert«, erwiderte Alexander. »Wir beschützen den König am Hof. Uns geht es hier ganz gut, Jack, und ich erhalte ausreichend Sold. Dazu freie Verpflegung. Aber in Wahrheit wäre ich froh, wenn wir den Befehl zum Abmarsch erhielten. In einer Stadt wie Paris bekomme ich früher oder später schlechte Laune. Ich brauche diesen Krieg, Jack. Außerdem werde ich erst zufrieden sein, wenn der wahre König in St. James’s sitzt.«
»Du weißt, dass ich mich deinem Traum nicht anschließen kann. Auch ich glaubte immer, ich wäre getrieben von Krieg, aber das hat sich geändert, Alexander. Auch du wirst das eines Tages anders sehen. Jetzt redest du noch so, aber was ist, wenn du mir irgendwo auf dem Schlachtfeld gegenüberstehst? Auge in Auge. Was dann? Wem würde dann deine Treue gehören?«
Alexander starrte ihn an. »Ich werde nicht recht schlau aus dir, Jack. Wirklich. Und du irrst, wenn du so von mir denkst, über die Liebe und die Wahrheit und die Überzeugung. Wir dienen vielleicht unterschiedlichen Idealen, aber du bist immer noch mein Bruder.«
»Und du meiner. Noch Wein?« Steel wandte sich zum Ausschank um. »Mädchen, noch eine Karaffe!«
Alexander schüttelte den Kopf. »Ich kann immer noch nicht glauben, dass du hier bist. Was für ein Zufall. Und du bist verheiratet, sagst du, mit einer Lady?«
»Mit der ehrenwerten Henrietta Vaughan.«
»Jack, du alter Schurke. Eine Dame mit Titel? Ich wette, sie ist obendrein hübsch und besitzt eine Menge Geld.«
»Deine erste Vermutung ist richtig. Du hast nie eine schönere Frau gesehen. Aber was das Geld anbelangt, stehen wir nicht allzu vermögend da.«
»Aber ihr Vater ist Lord Rumney. Ein reicher Mann. Verdammt reich sogar. Er hat sie doch nicht etwa ohne einen Penny stehen gelassen, Jack?«
»Nein, das nicht. Zumindest weiß ich nichts davon. Aber ich glaube, die Mitgift, die er ihr zudachte, fiel dann doch kleiner aus, als Henrietta es erhofft hatte. Auch mit mir als Schwiegersohn ist er sicher nicht zufrieden. Aber was kümmert mich das alles, solange ich Henrietta liebe.«
Alexander musste grinsen. »Du bist offenbar ganz hingerissen von ihr, Bruderherz. Sie muss ja ganz schön was zu bieten haben, wenn sie sich so tief in dein Herz gebrannt hat. Ich frage mich, wann ich sie kennenlernen werde. Falls überhaupt. Oder ob ich je meiner eigenen Henrietta begegnen werde.«
»Hast du noch nicht die Richtige gefunden? Du hast mir noch gar nichts von deinen Geliebten erzählt. Aber ich nehme an, dass der Hof von König James voll ist mit hübschen jungen Frauen.«
Alexander lächelte. »Es gab da ein paar Damen.«
»Ein paar? Wie ich dich kenne, Bruder, hast du in St. Germain nicht nur einer Dame das Herz gebrochen.«
»Ich
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