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Steels Entscheidung: Historischer Roman (German Edition)

Steels Entscheidung: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Steels Entscheidung: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iain Gale
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heißt. Ihr seid ein verdammter Spion.«
    Steel verspannte sich, blieb aber in seiner Rolle. »Wie könnt Ihr es wagen! Ihr habt die Stirn, mich auf offener Straße zu beleidigen? Ich bin ein Offizier. Ranghöher als Ihr!«
    »Ich beleidige Euch? Oh, nein, Meister. Oh, nein. Da irrt Ihr. Ihr seid derjenige, der hier Beleidigungen ausspricht. Ihr seid kein irischer Offizier, Meister. Euer ganzes Gerede von Roths Männern in Cremona. Da habt Ihr Euch verraten, Meister. Es waren Dillons tapfere Jungs, die das Tor in Cremona hielten. Das weiß doch jeder echte Ire. Ihr aber seid so irisch wie der verdammte Marlborough!«
    Steel konnte O’Driscoll inzwischen ziemlich gut erkennen; sein unbedecktes Auge blitzte im Zwielicht der Straße. Er sah auch, dass der Mann mit einem Kavalleriesäbel bewaffnet war.
    Ohne zu zögern, zog Steel seinen schweren Degen, machte einen Satz nach vorn und schlug blitzschnell nach dem Kopf des Gegners. Doch der Mann parierte den Schlag trotz seiner Augenklappe mit der Leichtfüßigkeit eines erfahrenen Soldaten. Steel erkannte sofort, dass ihm kein leichter Kampf bevorstand. Aber er hatte es schon mit ganz anderen Gegnern aufgenommen. Kein Grund also, die Sache jetzt nicht zu Ende zu bringen.
    Erneut sprang er ansatzlos nach vorn und zielte auf den Oberkörper. Der Ire wehrte den Angriff abermals ab und wich mit einem Seitenschritt aus. Im selben Augenblick traf er Steel am Bein. Ausgerechnet an der lädierten Wade. Steel zuckte vor Schmerz zusammen, behielt jedoch den Überblick und schlug nochmals zu. Diesmal wurde er für sein beherztes Vorgehen belohnt, denn die scharfe Klinge traf den Iren am rechten Unterarm und schnitt bis ins Fleisch. Der Mann gab ein Heulen von sich. Steel nutzte die Chance, setzte nach und erwischte den Iren am Oberarm. Der Degen zertrümmerte das Schulterblatt.
    Der Ire ließ den Säbel fallen und hielt sich taumelnd die Wunde. Mit erhobenem Degen ging Steel auf ihn los. Unter anderen Umständen hätte er den Mann vermutlich verschont, aber in diesem Augenblick gab es nur eine Lösung. Er sog die Luft ein und war im Begriff, dem Gegner die Klinge in die Brust zu treiben, als er ein Geräusch hinter sich vernahm.
    Steel drehte sich halb um und gewahrte die Schatten zweier Gestalten auf dem Kopfsteinpflaster. Er wirbelte herum, machte einen Satz nach vorn und schlug instinktiv nach den schemenhaften Gestalten im Halbdunkel. Er hatte mit einer solchen Wucht zugeschlagen, dass ihm der Degen entglitt und mit einem Scheppern aufs Kopfsteinpflaster fiel. Der Unbekannte schrie auf, geriet ins Stolpern und hielt sich den rechten Arm, der schlaff und verdreht herabhing – es hatte nicht viel gefehlt, und Steel hätte den Mann verstümmelt.
    Derweil blickte Steel sich verzweifelt nach seinem Degen um. Diesen Moment nutzte der dritte Gegner, löste sich mit einem Schrei aus den Schatten und zielte auf Steels Brust. Steel konnte zwar zurückweichen, stand aber dann mit dem Rücken zur Hauswand. Er saß in der Klemme. Nur ein Narr würde jetzt noch sein Ziel verfehlen. Mit einem triumphierenden Grinsen holte der Ire zum Schlag aus. Steel wappnete sich gegen den Hieb.
    Stattdessen erstarrte der Mann; die Hand mit dem Degen verharrte oberhalb des Kopfes, das Grinsen wich einer Grimasse, in der sich Erstaunen und Schmerz abzeichneten. Dann sickerte Blut aus der Brust des Mannes und färbte das Hemd rot: Die Spitze eines Degens ragte aus der Brust. Wie benommen sah Steel, dass der Mann tot zur Seite sackte. Sofort tauchte ein anderes Gesicht im Zwielicht auf. Alexander Steel wischte das Blut von der Degenklinge und schob die Waffe zurück in die Scheide.
    »Hast ein verdammtes Glück, Jack, dass ich beschlossen habe, dir zu folgen. Ich hatte so ein komisches Gefühl, dass irgendwas nicht stimmt. Und ich hatte recht.«
    Steel bückte sich, um seinen Degen aufzuheben, und sah seinen Bruder ungläubig an. »Ich verdanke dir mein Leben, Alexander. Nicht zum ersten Mal.«
    »Jeder hätte dich damals aus dem See gerettet. Es war Zufall, dass ich es war. Und jeder Bruder hätte das getan, was ich gerade für dich getan habe.« Er stieß den toten Iren mit der Stiefelspitze an. »Was waren das eigentlich für Schurken?«
    »Keine Ahnung. Hab sie nie zuvor gesehen.«
    »Ich habe doch gehört, dass der eine dich mit Namen angeredet hat, Jack. Zumindest mit ›Johnson‹.«
    Steel schüttelte den Kopf. »Dich werde ich wohl nie täuschen können, kleiner Bruder. Aber du solltest mich nicht

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