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Steels Entscheidung: Historischer Roman (German Edition)

Steels Entscheidung: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Steels Entscheidung: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iain Gale
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umbringen, Jack! Ohne mit der Wimper zu zucken. Und er wäre nicht sehr wählerisch in seiner Methode. Warum, zum Teufel, bist du hier? Nein, sag es mir nicht. Eigentlich will ich es gar nicht wissen. Weiß Gott, was ich letzten Endes noch mit dieser Information anstelle. Du solltest so schnell wie möglich verschwinden. Geh, ehe es zu spät ist und man dich festnimmt.«
    Alexander schüttelte den Kopf und rieb sich die Augen. Steel schaute betreten zu Boden und schwieg. Als er wieder Alexanders Blick suchte, sah er, dass sein jüngerer Bruder lächelte.
    »Ich hätte mir denken können, dass du so etwas tust. Du bist zu verwegen. Warst immer schon ein Tausendsassa. Mit dem Schlachtfeld gibst du dich also nicht mehr zufrieden, wie? Nicht genug Gefahren für dich da draußen? Nicht genug Tod und Verderben?«
    Steel blickte Alexander fest in die Augen und wunderte sich, dass sein jüngerer Bruder nach wie vor imstande war, tief in seine Seele zu schauen. Doch er entdeckte auch eine Gewissheit in Alexanders Augen: Was immer er, Steel, getan haben mochte, wem auch immer er Treue geschworen hatte – die Liebe seines jüngeren Bruders war ihm weiterhin sicher.
    Steel wollte etwas sagen, doch Alexander kam ihm zuvor. »Wir sollten uns länger unterhalten. Vielleicht brauchst du meine Hilfe. Aber hier ist es zu riskant.« Er lachte. »Du scheinst mir ja durchaus in der Lage zu sein, einen irischen Offizier zu spielen. Vielleicht sollten wir uns in einer Taverne treffen. Zusammen einen trinken. Wie früher, was, Jack? Schätze, du kannst noch immer mehr vertragen als ich.« Steel musste lächeln. »Ich habe so viele Fragen. Aber du darfst mir nicht erzählen, warum du hier bist. Ich will es nicht wissen und möchte auch nicht in die Sache hineingezogen werden. In diesem verfluchten Krieg ist es schwer genug, überhaupt am Leben zu bleiben.«
    »Du warst also in viele Gefechte verwickelt?«
    Alexander grinste. »War ich das? Du auf jeden Fall, nehme ich an. Ob ich in Gefechte verwickelt war? Wie ich schon sagte, wir haben uns sicher viel zu erzählen. Ich kenne einen Ort ganz in der Nähe, wo wir ungestört reden können. Kommt«, sagte er, nun wieder lauter. »Wir können ungehindert durchs Torhaus. Immer schön irisch denken, Captain Johnson, und nicht zu viel nach hinten schauen.«
***
    Eine Stunde und zwei Flaschen Rotwein später konnte man zwei Offiziere der Irischen Brigade, die sich ungewöhnlich ähnlich sahen, an einem Ecktisch in einer kleinen Schänke zusammensitzen sehen. Die Taverne lag an der Ecke Rue Babylon und Rue du Bar – nicht unbedingt ein Ort, den Steel für ein Wiedersehen mit seinem Bruder ausgesucht hätte. Es war eine Spelunke, ein Hurenhaus, eine Anlaufstelle für Straßenhändler und andere Bewohner der Gosse. Aber ihm sollte es recht sein.
    Alexander hatte darauf gebrannt, Neuigkeiten von der Familie zu hören, und Steel hatte ihm alles erzählt, was es zu erzählen gab. Leider war es nicht sehr viel, denn seit dem Tod des Vaters hatte Steel kaum noch Kontakt zu dem älteren Bruder in Schottland gehabt. Carniston House, südwestlich von Edinburgh, und all die geheimen und verwunschenen Orte, die die beiden als Brüder gekannt hatten, gehörten beinahe einer anderen Welt an.
    So kam es, dass Alexander enttäuscht war. »Ich sehne mich nach Carniston, Jack. Ich möchte das alte Haus noch einmal sehen, ehe ich sterbe.«
    »Sterben? Warum solltest du so schnell sterben? Du siehst gesund aus. Kaum wie ein Invalide.«
    Alexander zuckte die Schultern. »Ich war wegen einer Beinverletzung hier. Außerdem ist mein Colonel ein alter Freund von Charpentier. Das Hospital ist eine gute Einrichtung. Was das angeht, sollten deine Vorgesetzten den Franzosen nacheifern. Wir müssen unsere Soldaten ehren, Jack, auf welcher Seite sie auch kämpfen mögen. Besonders die Verwundeten. Jedes zivilisierte Land sollte eine solche Einrichtung haben.«
    »Ich meinte nur, dass ich mir nicht vorstellen kann, dass du so schnell stirbst, Alexander.«
    Steels jüngerer Bruder starrte in seinen Weinbecher. »Du weißt doch, wie das ist, Jack. Was der Krieg aus einem Mann macht. Und du weißt, wie schnell dir das Schicksal ins Gesicht schlägt. Das weiß jeder Soldat. Die Göttin Fortuna verschont niemanden, Jack. Aus ihren Händen erfahren alle dieselbe Behandlung. Die Würfel des Schicksals kennen weder Rang noch Privilegien. Kanonenfeuer oder Musketenkugeln werden uns eines Tages auslöschen, auch uns beide, glaub mir.« Er

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