Stefan Loose Reiseführer Thailand - Der Süden von Bangkok nach Penang (German Edition)
allem im ländlichen Raum die Mehrheit der Stimmen erhielten oder kauften. Als im Mai der Anführer des Putsches, General Suchinda Kraprayoon, der nicht dem Parlament angehörte, zum Ministerpräsidenten ernannt wurde, gingen die Massen auf die Straße. Die Demonstrationen gipfelten in gewalttätigen Auseinandersetzungen mit zahlreichen Toten und der Verhaftung des charismatischen Leiters der Palang Dharma-Partei, Chamlong Srimuang , sowie 4000 seiner Anhänger. Der König intervenierte, die Gefangenen kamen frei, und General Suchinda („Big Su”) musste zurücktreten.
Unter dem Druck der Straße kam es im September 1992 zu Neuwahlen, aus denen eine Fünf-Parteien-Koalition unter dem demokratischen Premierminister Chuan Leekpai hervorging. Die Palang Dharma-Partei verlor im Lauf des Jahres 1994 durch innerparteilichen Streit an Ansehen. Die Mai-Unruhen von 1992 hatten jedoch das demokratische Bewusstsein gestärkt. Außerparlamentarische Gruppen setzten die Politiker unter Druck, die Reformen fortzuführen und vor allem die Lebensbedingungen auf dem Land zu verbessern. Aufgrund von Korruptionsvorwürfen zerbrach die Fünf-Parteien-Koalition im Mai 1995. Chuan Leekpai verlor die Neuwahlen, bei denen viel über Stimmenkäufe in ländlichen Regionen gemunkelt wurde. Der Führer der Chart Thai-Partei, Banharn Silpa-archa, wurde zum 21. Premierminister Thailands ernannt. Aber auch diese Sieben-Parteien-Koalition ging schnell in die Brüche, sodass Ende 1996 wieder Neuwahlen anstanden.
Aus ihnen ging Chavalit Yongchaiyudh, ein ehemaliger General, als Sieger hervor. Die überwältigende Mehrheit der Wähler in Bangkok stimmte jedoch für die Opposition. Die wankelmütige Palang Dharma-Partei wurde nahezu aufgerieben.
Zu dieser Zeit kündigte sich mit dem Verfall der Immobilienpreise und dem Zusammenbruch einiger Grundstücksgesellschaften die erste Wirtschaftskrise an. Der Rücktritt zweier Finanzminister, ein rapider Währungsverfall und der Vertrauensverlust beim IWF wie bei der Bevölkerung zwangen Chavalit, im November 1997 sein Amt niederzulegen. In dieser schwierigen Situation beauftragte König Bhumipol den demokratischen Ex-Ministerpräsidenten Chuan Leekpai, eine neue Koalition zu bilden, die mit einer dünnen Mehrheit wichtige Reformen durchsetzen musste.
Seit 2001: Aufstieg und Fall der Thaksin-Regierung
Unter diesen Bedingungen fand Thaksin von der neu gegründeten Partei Thai Rak Thai („Thais lieben Thais”) mit seinen großzügigen finanziellen Versprechungen und offener Polemik gegen westliche Ausländer und Minderheiten Gehör. Er gewann im Januar 2001 mit einer überwältigenden Mehrheit die Wahlen. Thaksin bildete eine Drei-Parteien-Koalition, um mit einer Zweidrittel-Mehrheit Gesetze schnell verabschieden zu können, und berief in sein Kabinett viele alte Gesichter aus gescheiterten Regierungen.
Bei der Wahl im Februar 2005 gelang es Thaksin erneut, die Regierung zu bilden – diesmal sogar mit absoluter Mehrheit. Nach den Wahlen allerdings verstärkte sich hauptsächlich in der städtischen Bevölkerung der Widerstand gegen die zunehmend autokratisch und diktatorisch herrschende Thaksin-Regierung. Die Einschränkung der Pressefreiheit, die persönliche Bereicherung des Thaksin-Clans und der selbstherrliche Regierungsstil waren Anlässe für Demonstrationen. Nach monatelangen Protesten kam es im April 2006 zu Neuwahlen, die alle wichtigen Oppositionsparteien boykottierten. In vielen Wahlkreisen wurden nicht genügend Stimmen abgegeben, sodass trotz des Wahlsiegs der Thai Rak Thai-Partei deren Abgeordnete als nicht gewählt galten. Der Oberste Gerichtshof erklärte die Wahlen im Mai fürungültig und legte einen neuen Wahltermin im Oktober 2006 fest.
Thaksins Fall begann mit dem Verkauf seines Telekomkonzerns Shin Corp., der beim Aufbau der Mobilfunknetze von staatlichen Zuschüssen profitiert hatte. Die staatliche Singapurer Temasek Holdings Ltd. hatte für fast US$2 Mrd. knapp 50 % der Firma gekauft, wofür Thaksin, dank entsprechend geänderter Gesetze, keine Steuern zahlen musste. Das nahm ein Großteil der Mittelschicht nicht hin. Als am 19. September 2006 das Militär unter General Sonthi Boonyaratkalin putschte, wurden die Einheiten in Bangkok freundlich begrüßt. Aller Wahrscheinlichkeit nach hat auch der Kronrat unter Vorsitz des früheren Ministerpräsidenten Prem den Umsturz geduldet. Der König bestätigte Sonthi in einer Rede als Vorsitzenden des neuen „Rates für demokratische
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