Steh dir nicht im Weg
wie ein Trampeltier. So sicher und elegant kriege ich das niemals hin. Bevor ich nicht so gut tanzen kann, zeige ich mich nicht in der Öffentlichkeit. Aber ob ich das jemals schaffe, das ist echt die Frage. Dieses eine Paar war ja wirklich unglaublich!«
Unser Bekannter bewertet sich selbst sehr schlecht und die anderen sehr gut, das ist ein typischer Konkurrenzbezugsrahmen. Wer schon eine Tanzparty mit einem Konkurrenzdenken angeht, wird das im Alltag und bei der Arbeit vermutlich noch viel ausgeprägter tun. So kann man sich ausrechnen, wie viel Stress und Belastung er sich selbst erschafft, indem er alle möglichen Vorkommnisse innerlich zu Hochleistungswettbewerben aufbauscht.
Dass man sich selbst und die eigenen Fähigkeiten gern mit anderen misst und immer wieder die Herausforderung durch Wettbewerbssituationen sucht, ist jedoch nicht das eigentliche Problem. Es sind die blockierenden Gedanken dabei, die solche Situationen zu |43| einer Belastung machen. Man kann eine Konkurrenzsituation durchaus auch dazu nutzen, um sich in positivem Sinne anzuspornen – dazu muss jedoch das Denkmuster ein anderes sein. Mehr zur Wirkung negativer und positiver Denkmuster erfahren Sie im nächsten Kapitel.
Wie Sie mit Stress-Situationen umgehen
Jetzt soll es jedoch zunächst wieder um Sie gehen. In diesem Kapitel können Sie Ihren eigenen Umgang mit Stress analysieren. Nehmen Sie sich genügend Zeit, sich an Situationen zu erinnern, die bei Ihnen Stress auslösen. Überlegen Sie sich bitte, worauf Sie typischerweise mit Stress reagieren. Durchleben Sie diese Situationen in Ihrer Vorstellung noch einmal. Achten Sie bitte auf folgende Punkte und schreiben Sie die Antworten anschließend auf:
Welches sind typische Stress-Situationen für Sie?
Wo im Körper spüren Sie den Stress am deutlichsten?
Wie schätzen Sie die Situation ein?
Was denken Sie über sich selbst?
Was denken Sie über andere Menschen, die an der Situation irgendwie beteiligt sind?
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Wenn Sie im Geist mehrere Stress-Situationen durchgespielt und die Antworten notiert haben, wird Ihnen der Zusammenhang zwischen bewertenden Gedanken und Stress sicher immer deutlicher. Vielleicht |45| erkennen Sie bei sich ja auch ein Muster, das sich abzeichnet, dass es nämlich immer wieder ähnliche Bewertungen sind, die Sie in Stress bringen. Zunächst brauchen Sie gar nichts weiter zu tun, als auf Ihre Gedanken zu achten. Wie Sie sie Schritt für Schritt verändern können, werden wir im weiteren Verlauf des Buches erklären. Im nächsten Kapitel geht es erst einmal darum, dass Sie ein besseres Verständnis dafür entwickeln, was sich in Ihrem Kopf alles abspielt – und was das bewirkt.
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|46| 2. Was unsere Denkmuster bewirken können
Wir wollen und können Ihnen kein allgemein gültiges Glücksversprechen geben. Auch Menschen, die schwierige Situationen mit konstruktiven Denkmustern bewältigen, die also entweder keine automatisierten negativen Gedanken entwickelt oder aber gelernt haben, mit diesen umzugehen, können nicht immer nur zufrieden und glücklich durch das Leben gehen. Selbstverständlich lösen schwerwiegende Probleme wie der Verlust eines geliebten Menschen oder der Verlust des Arbeitsplatzes, ein Unfall oder eine Krankheit auch bei ihnen zunächst Gefühle von Niedergeschlagenheit oder Trauer aus. Doch der Unterschied zu Menschen mit automatisierten negativen Gedanken zeigt sich bereits nach einiger Zeit: Wer gewohnheitsmäßig negativ denkt, fühlt sich eher gelähmt und braucht sehr viel länger, um aus einem tiefen Loch wieder herauszukommen, als Menschen mit konstruktiven Denkmustern. Einigen Menschen gelingt das leider überhaupt nicht, und sie verharren dann in ihrem gelähmten, unglücklichen Zustand.
Die Forschungen von Psychologen wie zum Beispiel dem amerikanischen Professor Martin Seligman, der das Phänomen der »erlernten Hilflosigkeit« (mehr dazu in dem gleichnamigen Abschnitt ab Seite 55) als Erster erkannt und erforscht hat, zeigen, dass Menschen mit konstruktiven Denkmustern auch nach schweren Schicksalsschlägen schneller wieder in der Lage sind, ihr Leben in die Hand zu nehmen und sich nicht als Opfer der Umstände zu fühlen (nachzulesen in seinem Buch
Erlernte Hilflosigkeit
, Weinheim 2000).
Umso mehr gilt das erst für die Bewältigung geringerer Schwierigkeiten |47| . Man wird ja zum Glück nicht wöchentlich mit schweren Schicksalsschlägen konfrontiert, sondern kann den Umgang mit automatisierten
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