Steh dir nicht im Weg
Denkstrategien ziehen selbstverständlich auch veränderte Verhaltensmöglichkeiten nach sich.
Doch zuvor ist es notwendig, noch einiges zum besseren Verständnis dessen darzustellen, was im Kopf alles passiert, damit daraus Ereignisse werden. Je mehr Sie über sich selbst wissen und über |61| die Logik, nach der Ihre Denkvorgänge ablaufen, desto mehr Entscheidungsfreiheit haben Sie, wenn Sie etwas ändern wollen. Außerdem ist es ein sehr spannender Prozess, sich selbst näher kennen zu lernen. Mit der Darstellung der drei Wirkfaktoren in den Denkmustern wollen wir in diesem Prozess fortfahren.
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1. Wirkfaktor: Das Ausdehnen in die Zukunft
Beispiel: Wenn Herr X von der Arbeit nach Hause fährt, hat er die Wahl zwischen einem etwas kürzeren Weg, bei dem er eine Bahnschranke überqueren muss, und einem längeren ohne Bahnschranke. Er hat sich heute für den kürzeren Weg entschieden und gerade, als er auf die Bahnschranke zufährt, schließt sie sich. Herr X ärgert sich: »Es ist doch immer das Gleiche. Jedes Mal, wenn ich hierher komme, geht die Schranke herunter!«
Frau Y möchte sich ein Kleid nähen. Nach dem Zuschneiden stellt sie jedoch fest, dass sie den Stoff völlig verschnitten hat. So wird zumindest niemals ein Kleid daraus. Sie schimpft vor sich hin: »Schrecklich, diese Schnittmuster! Die sind so kompliziert, ich werde nie dahinter kommen, wie man das richtig machen muss!«
Der Verkäufer Z hat ein ziemlich unangenehmes Gespräch mit einem Kunden hinter sich. Zu seiner Frau sagt er am Abend: »Bei diesem Kunden brauche ich mich nicht mehr sehen zu lassen. Der ist so schlecht auf mich zu sprechen, den kann ich ganz von meiner Besuchsliste streichen.«
Bei diesen drei Reaktionsweisen gibt es eine Gemeinsamkeit: Es hat ein einziges schlechtes Ereignis stattgefunden – aber das wird jeweils endlos in die Zukunft ausgedehnt. Alle drei Personen glauben: »Es wird immer so weitergehen, nichts wird sich ändern.« Es mag sein, dass die drei in der Vergangenheit schon einmal ähnlich schlechte Erfahrungen gemacht haben, trotzdem spricht nichts dafür, dass |62| es nun immer so bleiben muss. Dieses innerliche Ausdehnen eines schlechten Ereignisses auf die Zukunft ist einer der drei Wirkfaktoren bei automatisierten negativen Denkmustern.
Die Frau von Herrn X zum Beispiel erlebt die Sache mit der Schranke völlig anders. Sie fährt immer diesen Weg und sie hat den Eindruck, dass die Schranke fast immer offen ist. Sie muss nur gelegentlich einmal warten. Herr X hingegen fährt inzwischen lieber die längere Strecke, denn in seiner Vorstellung ist die Schranke sowieso immer zu. Frau Y wird das Nähen vermutlich bald wieder aufgeben, wenn sie glaubt, dass auch in Zukunft jedes Schnittmuster sie vor unlösbare Probleme stellen wird. Und wenn der Verkäufer Z der Überzeugung ist, dass das nächste Gespräch mit diesem Kunden genauso unangenehm wird wie das letzte, ist es nur logisch, dass er auf einen weiteren Kontakt verzichtet – und sich damit der Chance beraubt, mit diesem Kunden eine andere Erfahrung zu machen.
Wenn man dazu neigt, jedem negativen Ereignis innerlich eine lange Geltungsdauer zu geben, entmutigt das, mögliche Lösungen in Angriff zu nehmen. Wer wird schon Lösungen für Probleme suchen, an denen ohnehin nichts zu ändern ist? Man wird also schneller aufgeben als jemand, der ein negatives Ereignis als etwas Vereinzeltes, Einmaliges auffasst, das nichts über die Zukunft aussagt. Jemand, der durch ein schlechtes Erlebnis oder einen Rückschlag nicht gleich die gesamte Zukunft belastet sieht, wird Probleme mutiger anpacken und auch dann noch dranbleiben, wenn die ersten Lösungsversuche nicht gleich zu Ergebnissen führen.
Wie sieht es bei Ihnen mit dem Wirkfaktor Dauer aus? Wenn Sie sich Ihre bisherigen Aufzeichnungen noch einmal daraufhin anschauen, können Sie vielleicht schon erkennen, ob Sie ein negatives Ereignis weit in die Zukunft hinein ausdehnen, oder ob Sie es schnell hinter sich lassen können. Am Ende der Erläuterungen zu den drei Wirkfaktoren werden wir Sie noch einmal ausführlich dazu befragen.
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|63| 2. Wirkfaktor: Der Geltungsbereich eines Ereignisses
Das innere Ausdehnen auf die Zukunft war der erste Wirkfaktor der automatisierten negativen Gedanken, der zweite Wirkfaktor ist der Geltungsbereich, der einem negativen Ereignis eingeräumt wird. Wenn einem negativen Ereignis ein umfassender oder globaler Geltungsbereich
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