Steh dir nicht im Weg
beigemessen wird, könnte das so aussehen:
Beispiel: Herr X sagt sich angesichts der geschlossenen Schranke: »So ist es immer in meinem Leben. Ich habe eben immer Pech!«
Frau Y denkt, während sie den nutzlos gewordenen Stoff wegwirft: »Ich bin aber auch entsetzlich ungeschickt! Außerdem zeigt sich mal wieder, dass ich einfach eine schlechte Hausfrau bin!«
Und Verkäufer Z ist sich sicher: »Im Grunde genommen liegt mir das Verkaufen gar nicht, sonst wäre ich mit dem Kunden ja klargekommen!«
Der Fehler, den Herr X, Frau Y und Verkäufer Z machen, liegt in den Schlussfolgerungen, die sie ziehen. Es gab ein einzelnes, begrenztes negatives Ereignis, und sie leiten daraus allgemein gültige Schlussfolgerungen ab: So macht man aus einer Mücke einen Elefanten! Eine geschlossene Schranke macht noch niemanden zum Pechvogel, das leuchtet ein. Frau Y kann vielleicht wirklich noch nicht besonders gut nähen, aber das sagt weder etwas über ihre Geschicklichkeit noch über ihre Qualität als Hausfrau aus. Auch Verkäufer Z holt viel zu weit aus, wenn er seine gesamte berufliche Qualifikation in Frage stellt, nur weil er bei einem Kundengespräch vielleicht einen Fehler gemacht hat.
Wenn der Geltungsbereich eines isolierten negativen Ereignisses auf den generellen Lebenserfolg ausgeweitet wird, kann das schon fast bedrohliche Formen annehmen. Kommt dann noch der erste Wirkfaktor hinzu – zum Beispiel »Das wird nun immerzu so weitergehen« –, erscheint es fast logisch, in einer scheinbar so aussichtslosen |64| Situation nichts mehr zu unternehmen. Menschen, die sich mit solchen Denkmustern lähmen, befinden sich in demselben Zustand der »erlernten Hilflosigkeit« wie der bedauernswerte Hund, der sich widerstandslos hinlegt und die Stromstöße über sich ergehen lässt, weil er glaubt, sowieso nichts dagegen unternehmen zu können.
Bei Menschen kommt durch dieses Verhalten der Wirkungskreislauf der »erlernten Hilflosigkeit« erst so richtig in Gang. Wenn man ohnehin schon glaubt, dass es immer so weitergehen wird mit den Schwierigkeiten, sieht man sich bei neuen Problemen in seinen düsteren Aussichten bestätigt und verharrt in der Passivität. Manch ein persönlicher Bankrott ist dadurch zustande gekommen, dass jemand erlebt hat, dass das Geld am Ende des Monats nicht ausreicht, und er daraufhin den inneren Glauben entwickelt hat »Ich kann eben mit Geld nicht umgehen und werde es wohl auch nicht mehr lernen«. Das wiederum suggerierte ihm, dass es so gesehen auch egal ist, ob er das Konto um 100 oder um 1000 Euro überzieht: »Dann kann ich mir diese schöne Lederjacke jetzt auch noch gönnen. Ist sowieso ein richtiges Schnäppchen.« Das Ende vom Lied ist ein großer Schuldenhaufen, angesichts dessen man sich so richtig hilflos fühlt – und hundertprozentig bestätigt in seiner Auffassung, dass man unfähig sei, mit Geld umzugehen.
Wie man bewältigungsorientiert mit finanziellen Problemen zurechtkommen kann, hat uns das folgende Beispiel eines Ehepaares gezeigt:
Beispiel: Beide Ehepartner hatten ursprünglich sehr gut bezahlte Jobs. Sie hatten ihr ganzes gespartes Geld in ein wunderschönes Haus in traumhafter Lage gesteckt, das sie mit ausgesuchten Designermöbeln ausstatteten. Natürlich fuhren beide auch teure Autos. Der Traum vom Luxus zerplatzte abrupt, als beide gleichzeitig ihre Arbeit verloren. Doch statt nun den Kopf in den Sand zu stecken, entschlossen sich die beiden augenblicklich zum Verkauf ihres Hauses, denn sie überlegten sich, dass sie es wahrscheinlich |65| viel billiger würden hergeben müssen, wenn sie so lange warteten, bis sie es aus Not verkaufen müssten. Sie versilberten all ihre Designermöbel und stiegen auf kleinere und billigere Autos um. In einer bescheidenen kleinen Wohnung und mit drastisch reduzierten Kosten konnten sie anschließend gelassen auf Arbeitssuche gehen, ohne eine sich Monat für Monat vergrößernde Schuldenlast vor Augen zu haben.
Das Ehepaar konnte mit dieser wirklich unangenehmen Situation deshalb so bewältigungsorientiert umgehen, weil sich beide nicht von negativen Gedanken lähmen ließen. Sie ließen den zweiten Wirkfaktor in ihren Denkmustern nicht zu. Sie haben sich ihre Handlungsfähigkeit erhalten, indem sie sich sagten: »Das ist jetzt zwar schlimm, aber es wird sich auch wieder ändern, wenn wir uns anstrengen. Dass wir unseren Job verloren haben, lag nicht daran, dass wir nichts können oder nichts leisten, sondern allein an
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