Steh dir nicht im Weg
leuchtet zwar spontan ein – doch selbst in diesem extremen Fall ist die Schuld dafür nicht allein beim Verkäufer zu suchen. Der war zwar grob unmanierlich und respektlos, doch statt beleidigt zu sein, hätte der Ehemann durchaus auch ganz anders reagieren können, zum Beispiel mit einer souveränen Antwort wie »Ich hoffe, das ist Ihnen jetzt so peinlich, dass Ihnen so etwas nie wieder passiert. Lassen Sie uns zum Geschäftlichen kommen …«
Wenn Verkäufer Z sich immer die alleinige Schuld für das Scheitern eines Verkaufsgespräches gibt, so impliziert dieses Denkmuster: »Wenn ich immer alles richtig mache, muss jedes Gespräch erfolgreich verlaufen.« Das würde bedeuten, jeder Kunde müsste bei |68| Verkäufer Z kaufen, unabhängig davon, ob er das Produkt braucht oder nicht, ob er gerade genügend Geld zur Verfügung hat oder nicht. Dass das ein unsinniger Gedanke ist, springt ins Auge. Wenn auch Verkäufer Z das so sehen würde, könnte er sich sagen, dass es viele Gründe dafür gibt, weshalb ein Verkaufsgespräch nicht zu einem Abschluss führt.
Dieses Denkmuster kann auch verzweifelte Formen annehmen, wenn man sich mit seiner Liebe abgewiesen fühlt. Da kann es vorkommen, dass sich jemand mit Selbstvorwürfen überschüttet. Als Abgewiesener beißt man sich in der Vorstellung fest, hätte man sich nur anders verhalten, wäre man nur schöner, klüger, jünger, charmanter, schlanker oder was auch immer, dann hätte man den anderen für sich gewinnen oder halten können. Auch dahinter steckt der grandiose Glaube, wenn nur die entsprechenden Bedingungen bezüglich der eigenen Person erfüllt gewesen wären, hätte es klappen müssen. Und bei all dieser Verzweiflung wird überhaupt nicht in Betracht gezogen, dass der andere ja auch wählt und es niemals an einem allein liegt, wenn eine Beziehung nicht zustande kommt oder nicht funktioniert.
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Welchen Einfluss haben die Wirkfaktoren bei Ihnen?
Wir wollen Sie hier nun wieder bitten, eine kleine Pause einzulegen. Bei der Check-your-Mind-Methode, das haben Sie inzwischen mehrfach gesehen, geht es darum, sich selbst auf die Spur zu kommen. Es geht jetzt also für Sie darum herauszufinden, wie es bei Ihnen mit den drei Wirkfaktoren bestellt ist. Sie brauchen dazu nichts weiter als ein wenig Ruhe, Zeit und vor allem Ehrlichkeit sich selbst gegenüber. Da Ihnen bei der Beantwortung der Fragen, die wir gleich stellen werden, niemand zuhört, können Sie sich das ohne Bedenken leisten. Machen Sie einfach folgende kleine Übung:
Erinnern Sie sich bitte an ein Vorkommnis, das Sie als wirklich |69| unangenehm empfunden haben, etwa einen Misserfolg oder eine Situation, in der Sie großes Pech hatten. Oder nehmen Sie die Liste zur Hand, die Sie ganz zu Anfang gemacht haben, auf der Sie die ganzen großen oder kleinen Katastrophen der vergangenen zwei, drei Monate notiert haben, und suchen Sie sich davon eine aus. Erinnern Sie sich möglichst plastisch daran, spielen Sie die Situation in Gedanken noch einmal durch, lassen Sie sich Ihre Gefühle dabei noch einmal erleben und beantworten Sie sich dann folgende Fragen:
Neigen Sie dazu zu glauben, dass das jetzt immer so weitergehen wird?
Machen Sie sich Sorgen, wie die Zukunft aussehen soll, wenn das so weitergeht?
Oder denken Sie eher, dass das jetzt eine vereinzelte Sache war, die sich so schnell nicht wiederholen wird?
Wenn Sie die beiden ersten Fragen bejahen, so könnte das darauf hinweisen, dass Sie in Bezug auf den ersten Wirkfaktor, nämlich die Dauer, ein eher negatives Denkmuster benutzen. Lassen Sie noch andere negative Ereignisse, die Ihnen zugestoßen sind, in Gedanken Revue passieren und überprüfen Sie, ob da das gleiche Muster gilt. Stellen Sie sich anschließend bitte weitere Fragen:
Haben Sie die Tendenz, Ihre Fehler größer zu sehen als sie von anderen Menschen gesehen werden?
Erscheint Ihnen ein Fehler, den Sie machen, als ziemliche Katastrophe, auch wenn Sie den gleichen Fehler bei jemand anderem nicht schlimm fänden?
Wenn etwas schief geht, sagen Sie sich dann gerne Dinge wie »Ich kriege aber auch nie etwas hin!« oder »Ich bin absolut unfähig«?
Wenn Sie diese Fragen bejahen, so könnte es sein, dass Sie in Bezug auf den zweiten Wirkfaktor, nämlich den Geltungsbereich, der einem Ereignis zugesprochen wird, negative Denkmuster einsetzen. Überprüfen Sie das an mehreren Beispielen, um mit mehr Sicherheit |70| zu erkennen, mit welchen Mustern Sie vorgehen. Wenn Sie
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