Steh dir nicht im Weg
beugen, dass es ohne Arbeit nicht geht!
Wenn es nun aber so ist, dass unsere Gedanken wesentlich über unser Wohlbefinden und unseren Erfolg entscheiden, was ist denn dann beim »positiven Denken« schief gegangen? Warum haben die positiven Gedanken nichts bewirkt? Das liegt daran, dass der direkte Weg vom Negativen zum Positiven, indem man also versucht, positive Botschaften über die negativen Glaubenssätze zu stülpen, einfach nicht funktioniert: Dazu sind die negativen Denkmuster zu tief verankert, als dass sie sich so einfach auslöschen ließen. Sicher, wenn man Glück hat, reicht es bei einer harmlosen Schwierigkeit aus, sich einen Ruck zu geben, mutig zu sein und sich selbst ein paar aufmunternde Worte zu sagen – und dann geht es.
Doch für Probleme, die uns schon länger im Leben begleiten, für hemmende Verhaltensweisen, die wir immer und immer wieder zeigen, oder für Sorgen, die wir uns schon unser ganzes Leben lang machen, braucht es etwas mehr als nur einen neuen »Anstrich« für die alten Gedanken. Das ist vergleichbar mit dem Versuch, durch das Auftragen von Lack eine rostige Stelle zu entfernen: Eine Weile sieht man den Rost nicht mehr, aber er kommt unter Garantie wieder. Gleiches gilt für viele Probleme: Sie sind entstanden aufgrund automatisierter negativer Gedanken, die in unserem Kopf meist schon seit Kindheitstagen so häufig produziert wurden, dass sie jenseits der Wahrnehmungsschwelle auf ihrer gut geölten Spur blitzschnell dahingleiten (welche Erfahrungen in der Kindheit diese negativen Gedanken auslösen können, erfahren Sie in Kapitel 14,
Lebensskript und automatisierte negative Gedanken)
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Sie bemerken automatisierte negative Gedanken in den meisten Fällen nur dadurch, dass sie Unbehagen, Unruhe und Angst auslösen |55| . Leichte Schwierigkeiten lösen keine Angst aus, sondern eher eine Art inneres Zögern. Das kann überwunden werden, indem Sie mit aufbauenden Botschaften bewusst dagegensteuern. Tiefsitzende automatisierte Gedankenmuster erfordern zu ihrer Überwindung jedoch etwas mehr Arbeit. Sie führen zu so starken emotionalen Reaktionen, dass Sie nicht mehr so leicht dagegen ankommen. An diesem Punkt setzt die Check-your-Mind-Methode an, denn sie verhilft zu einer gründlichen Auseinandersetzung mit den destruktiven oder blockierenden Gedanken, die die Form von Glaubenssätzen angenommen haben, denen man blind folgt. Dass solche Denkmuster und Glaubenssätze nicht ein für alle Mal festgeschrieben und unveränderlich sind, sondern gelernt werden und damit auch wieder »verlernbar« sind, zeigt das Konzept der »Erlernten Hilflosigkeit«, mit dem sich das nächste Kapitel befasst. Es stellt in unseren Augen eine wichtige Grundlage dar, um zu verstehen, wie man sich selbst blockiert – und wie man dagegen angehen kann.
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Erlernte Hilflosigkeit
Da Denkmuster – egal ob negative oder konstruktive – einen so großen Einfluss auf unser Fühlen und Handeln nehmen, wollen wir noch einmal etwas ausführlicher auf dieses Thema zurückkommen. Die wichtigsten Impulse in der psychologischen Forschung zu den Denkmustern gehen sicher auf den schon erwähnten amerikanischen Psychologen Martin Seligman zurück. Wie die Beispiele aus den ersten Kapiteln bereits illustriert haben, gibt es Menschen, die von schwierigen Lebenssituationen geradezu gelähmt werden, während andere dadurch ungeahnte Kräfte zu entwickeln scheinen. Dadurch werden sie in die Lage versetzt, auch Unangenehmes und Anstrengendes hervorragend zu meistern. Seligman fragte sich, warum die einen angesichts von Schwierigkeiten verzweifeln, während andere aktiv etwas dagegen unternehmen? Bei der Beobachtung eines Verhaltensexperiments, das mit Hunden durchgeführt wurde, kam |56| Seligman die Idee, dass es so etwas wie eine »erlernte Hilflosigkeit« geben könnte. Diese Annahme hat er durch weitere Experimente bestätigt, und die »erlernte Hilflosigkeit« wurde zu einem Schlüsselbegriff für seine weitere Forschung.
Recht vereinfacht kann man seine Experimente so beschreiben: Seligman arbeitete mit zwei Gruppen von Hunden. Die Hunde der einen Gruppe lernten, dass sie durch ihr Verhalten ein negatives Ereignis – nämlich leichte Stromstöße – beeinflussen konnten: Wenn sie mit der Schnauze einen Hebel betätigten, hörten die Stromstöße auf. Die Hunde der anderen Gruppe hingegen hatten keinerlei Möglichkeit, auf das Geschehen einzuwirken, was immer sie taten, sie erhielten
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