Steh dir nicht im Weg
Umständen, die wir nicht zu verantworten haben. Also wird es uns mit unserem Know-how gelingen, wieder eine gute Stelle zu finden!« Wenn sie sich einfach nur auf das Jammern verlegt hätten, nach dem Motto: »Wir sind aber auch Unglücksraben! Wir haben immer nur Pech im Leben!« – wie hätte dann wohl ihre Lage ausgesehen?
Wie gehen Sie in der Regel mit negativen Ereignissen um, was den Geltungsbereich betrifft? Stellen Sie Ihren Lebenserfolg ganz generell infrage, wenn Ihnen etwas Unangenehmes zustößt? Halten Sie sich innerlich eher für einen Pechvogel oder für einen Glückpilz? Sind Sie der festen Überzeugung, dass es eine Phase ist, die vorübergeht, wenn die Dinge mal nicht so gut laufen, oder sagen Sie sich eher: »Ich habe nun mal kein Glück, das war schon immer so!« Wenn Letzteres der Fall sein sollte, wird es für Sie spannend zu erleben, wie man sich fühlen kann, wenn man diese Denkstrategie ändert. Aber zunächst sollen Sie noch etwas über den dritten Wirkfaktor erfahren.
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|66| 3. Wirkfaktor: Die Personalisierung
Neben den beiden bisher beschriebenen Dimensionen, die zur »erlernten Hilflosigkeit« beitragen – Dauer und Geltungsbereich –, gibt es noch einen dritten Wirkfaktor, der dabei eine Rolle spielt: die Personalisierung. Hierbei geht es darum, wen man für die Ursache eines Misserfolges hält. Um Verwechslungen und Missverständnisse auszuschließen: Wenn man sich in diesem Zusammenhang mit Personalisierung beschäftigt, so geht es nicht um die Verantwortung, die jemand bereit ist, für seine Handlungen zu übernehmen, sondern es geht vielmehr darum, wo die »Schuld« für ein Ereignis gesucht wird.
Manche Menschen suchen die Schuld für einen Misserfolg oder für irgendein negatives Ereignis, mit dem sie konfrontiert sind, ganz automatisch bei sich selbst. Das erscheint ihnen vollkommen natürlich: Egal, was passiert, sie beschuldigen sich selbst, etwas oder gar alles falsch gemacht zu haben. Diese Sichtweise engt natürlich den Blick ein für mögliche andere Ursachen. Das kann so weit gehen, dass jemand gar nicht erst auf die Idee kommt, dass die Ursache für irgendein Misslingen nicht bei ihm selbst liegt. Sicherlich können Sie sich vorstellen, dass sich diese Art Erklärungsmuster ziemlich verheerend auf das Selbstwertgefühl auswirkt.
Wer ein niedriges Selbstwertgefühl hat, empfindet sich selbst meist als hilflos und klein. Das Paradoxe daran ist jedoch, dass hinter dem Glauben »Das negative Ereignis ist deshalb eingetreten, weil ich alles falsch mache« ein grandioses Denkmuster steckt. Stellen Sie sich folgende Situation vor:
Beispiel: Eine Frau hat eine unangenehme Situation mit ihrer Chefin erlebt. Die Chefin war sichtlich verärgert, und man ist mit unangenehmen Gefühlen auseinander gegangen. Die Mitarbeiterin grübelt hinterher stundenlang darüber nach, weshalb sie »einmal wieder« den Mund nicht halten konnte, dass sie »wie immer« zu aggressiv war oder – »typisch für mich« – nicht die richtigen Worte |67| gefunden hat. Das Resultat dieser Grübelei ist, dass sie sich klein und hässlich fühlt, weil sie scheinbar alles falsch gemacht hat.
Das darunter liegende Denkmuster ist deshalb grandios, weil sie durch die Sichtweise, sich als die alleinige Ursache für den Streit zu sehen, ihre Chefin quasi zur Marionette degradiert, die keine eigenen Impulse hat. Im Umkehrschluss besagt dieses Denkmuster: »Hätte ich alles richtig gemacht, hätte meine Chefin diesen Streit konstruktiv beilegen müssen (ob sie wollte oder nicht)«. Das sind Allmachtsfantasien, die völlig ausblenden, dass die Chefin ihren eigenen Willen hat. Vielleicht wollte sie in dieser bestimmten Situation gar nicht konstruktiv sein, weil sie selbst unter Spannung stand oder diese Situation dankbar genutzt hat, um der ihr unsympathischen Mitarbeiterin mal so richtig eins auszuwischen?
Das Gleiche gilt für den Verkäufer Z aus dem obigen Beispiel, der sich die ganze Schuld gibt dafür, dass sein Kundengespräch so schlecht verlief. Natürlich kann es vorkommen, dass jemand in einem Gespräch quasi kein Fettnäpfchen auslässt oder das Gespräch so taktlos beginnt, wie es jener Verkäufer tat, der, nachdem ihn die Sekretärin zum Kunden geleitet hatte, diesen Herrn begrüßte mit den Worten: »Na, Ihre Sekretärin hat wohl auch Ihre Frau ausgesucht!« Dass nach dessen eisiger Erwiderung: »Das ist meine Frau!« kein erfolgreiches Gespräch mehr zustande kam,
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