Steh dir nicht im Weg
Herrn Hauptmann, der sein Problem, nicht zufrieden stellend vor der Geschäftsleitung präsentieren zu können, mit der Check-your-Mind-Methode bearbeitete:
Beispiel: Herr Hauptmann war ein Abteilungsleiter, mit dessen Arbeit sein Chef sehr zufrieden war. Es gab nur ein Problem: Wann immer Herr Hauptmann eine Präsentation vor der Geschäftsleitung machen sollte, brachte er sich so in Panik, dass er wirklich schlecht präsentierte. Deshalb stand er in schlechterem Ansehen, als er es seinen Leistungen nach eigentlich verdient hätte. Was er darbot, war trocken und langweilig, er verhaspelte sich leicht und seine Aufregung war ihm deutlich anzumerken. Aus diesem Grund drückte er sich möglichst oft vor Präsentationen, sodass das Augenmerk der oberen Chefs eher seinen Kollegen galt, obwohl er die Arbeit gemacht hatte. Beim Coaching erklärte er das Problem so, wie er es sich selbst und allen anderen, die ihn danach gefragt hatten, seit Jahren schon erklärte: »Ich kann eben nicht präsentieren. Das ist absolut nicht meine Stärke!« Er glaubte felsenfest an dieses Erklärungsmodell, es war ja schließlich auch logisch, man brauchte sich seine Präsentationen ja nur einmal vor Augen zu führen …
Erstaunlicherweise stellte sich bei näherem Nachfragen heraus, dass er vor seinem Team sehr wohl präsentieren konnte. Da gelang es ihm ohne weiteres, etwas flüssig und interessant darzustellen und sogar mitreißend zu sein. Doch diese Fähigkeiten vergaß er vollkommen, wenn es darum ging, vor der Geschäftsleitung aufzutreten – sei es in Wirklichkeit oder in der Vorstellung. Wenn er wegen einer bevorstehenden Präsentation in Panik war, war ihm überhaupt nicht mehr bewusst, welche anderen Präsentationen er schon gemacht hatte – vorherrschend war nur der Gedanke »Ich |92| kann das nicht!« Er selbst war völlig überrascht davon, als ihm dieser Widerspruch aufgezeigt wurde – jahrelang hatte er seine Erklärung »Ich kann eben nicht präsentieren« unwidersprochen selbst geglaubt, obwohl er immer wieder auch andere Erfahrungen gemacht hatte.
Die Emotionsforschung hat gezeigt, dass das ein allgemeines und verbreitetes Phänomen ist. Solange wir uns im Griff von negativen Emotionen befinden, scheint es uns unmöglich zu sein, an Informationen heranzukommen, die unsere Lage erleichtern würden. Die Emotionsforscher nennen diese Zeitspanne »Refraktärphase«. Es ist eine Phase, »in der unser Denken keine Informationen verarbeiten kann, die zu dem uns beherrschenden Gefühl nicht passen, es nicht nähren und rechtfertigen« (Paul Ekman, Gefühle lesen, S.56). Die Refraktärphase ist je nach Anlass und bei jedem Menschen unterschiedlich lang.
Die gute Nachricht ist, dass auch die Emotionsforschung davon ausgeht, dass wir Menschen nicht dazu verdammt sind, einmal erworbene emotionale Reaktionen auf immer und ewig zu behalten, sondern dass wir gelernte unangenehme Emotionen auch wieder verlernen können. Der Schlüssel dazu ist Achtsamkeit. Wenn Sie sich auf sich selbst konzentrieren und aufmerksam sind gegenüber Ihren eigenen negativen Gedanken, die zu Ihren Bewertungen und damit zu Ihren negativen Empfindungen führen, haben Sie schon einen großen Schritt getan.
Versetzen Sie sich also so oft wie möglich und nötig in entspanntem Zustand in die Situation, mit der Sie als Erstes arbeiten möchten, und hören Sie aufmerksam nach innen. Schenken Sie jedem Gedanken, der kommt, Ihre Achtsamkeit. Erst, wenn Sie so weit sind und eine Liste mit all Ihren negativen Gedanken bezüglich einer bestimmten Situation oder eines bestimmten Verhaltens aufgestellt haben, werden wir uns an den nächsten Schritt der Check-your-Mind-Methode machen. Jetzt geht es zunächst darum, all diese Gedanken zu erfassen.
|93| Wo sich gedankliche Blockaden überall auswirken können
Zur besseren Illustration wollen wir für Sie noch einige Beispiele zitieren, wie Menschen sich mit ihren Gedanken blockieren können. Ein Angestellter litt jahrelang unter seiner Schüchternheit. Es fiel ihm unendlich schwer, den Mund aufzumachen und seine Meinung zu äußern. Bei Arbeitssitzungen zögerte er immer so lange damit, Punkte einzubringen, die er sich überlegt hatte, dass sie regelmäßig von jemand anderem genannt wurden. So hatte er nie eine Chance zu zeigen, was in ihm steckt. Er erkannte folgende Gedanken bei sich:
Dir hört sowieso keiner zu.
Wen interessiert schon deine Meinung.
Die Kollegen machen sich über deine Vorschläge doch nur
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