Steh dir nicht im Weg
hinderlichen Gedanken erfasst haben, können Sie sicher sein, dass es keine »Stolpersteine« mehr in Ihrem Denken gibt, die später Ihr Handeln zu Fall bringen. Es erfordert sicher sehr viel Aufmerksamkeit und Konzentration, sich bisher unbewusst abgelaufene, automatisierte Gedanken zugänglich zu machen. Doch das Identifizieren der negativen Gedanken ist die Basis für die ganze weitere Arbeit. Wenn Sie allein nicht weiterzukommen glauben, kann es helfen, mit einer Vertrauensperson zu sprechen. Schildern Sie einem Menschen Ihres Vertrauens die Situation, die Sie ändern möchten, und bitten Sie ihn oder sie, alle wesentlichen »Ich«- oder »Du«-Aussagen mitzuschreiben. Meist stehen die hinderlichen Gedanken dann schon auf dem Papier. Stellen Sie sich vor, Sie erzählen einem Freund oder einer Freundin die Bewerbungssituation:
Beispiel: »Klar will ich wieder arbeiten. Aber wer will mich denn noch, in meinem Alter? Natürlich weiß ich, dass ich dafür Bewerbungen schreiben muss, aber wie viele Bewerbungen soll ich denn eigentlich noch schreiben? Verstehst du, ich habe es allmählich satt, dass ich mir immer wieder diese Mühe mache, und dann kommt doch nichts dabei heraus. Und wenn ich eine Bewerbung losschicke |87| , weiß ich genau, dass ich mir wieder unnötige Hoffnungen mache. Das ist das Schlimmste, dann wieder die Enttäuschung zu erleben, wenn die nächste Absage kommt. Außerdem, und das sage ich jetzt nur dir, schäme ich mich dann auch noch dafür, dass keiner mich haben will.«
Aus diesen Aussagen lassen sich leicht die demotivierenden Gedanken herausziehen:
In meinem Alter habe ich ja doch keine Chance mehr.
Es ist ohnehin alles umsonst.
Ich bekomme auf jeden Fall wieder eine Absage.
Ich ertrage die Enttäuschung nicht.
Ich bin nicht gut genug.
Ich bin selber schuld daran, dass ich keine Arbeit bekomme.
Negative Gedankenmuster führen jedoch nicht nur dazu, dass man sich in beruflichen oder familiären Situationen blockiert. Manchmal verhindern sie auch, dass man sich einen Lebenstraum erfüllt. Einer unserer Klienten träumte seit Jahren davon, seinen gesamten Jahresurlaub auf einmal zu nehmen, um in der Lage zu sein, sechs Wochen durch Australien zu reisen. Doch bisher hatte er sich nicht getraut. Schon allein bei der Vorstellung, ins Reisebüro zu gehen und den Flug zu buchen, wurde ihm flau im Magen und folgende Gedanken schossen ihm durch den Kopf:
Sechs Wochen allein in einem fremden Land – da ist man schon sehr einsam.
So besonders gut ist mein Englisch auch nicht.
Giftige Schlangen und Spinnen gibt es da, das ist gefährlich.
Es gab da mal einen Überfall – ich wäre das ideale Opfer.
Bis ich wieder heimkomme sind alle meine Pflanzen verdorrt.
Mein Chef lässt mich nie im Leben sechs Wochen weg.
Wie willst du das alles organisieren?
Wer soll so eine Reise bezahlen?
|88| Gerade beim letzten Beispiel zeigt sich schön, dass hemmende Gedanken sich manchmal auch als Fragen verkleiden können. Das sind jedoch keine echten Fragen (die Frage »Wie willst du das alles organisieren?« wäre als echte Frage ja eigentlich ganz vernünftig), sondern es stecken negative Aussagen dahinter. Die sollten als solche dann aber auch formuliert werden, damit klar wird, was damit eigentlich gemeint ist. So wird aus »Wie willst du das alles organisieren?« die Aussage »Das schaffst du gar nicht«, und aus »Wer soll so eine Reise bezahlen?« wird »Das kannst du dir doch gar nicht leisten«.
Negative Gedanken aufschreiben
Wenn Sie in einem Zustand der Entspannung die Situation, die Sie aufarbeiten wollen, in Ihrer Fantasie durchlebt haben, sollten Sie nun alle Gedanken aufschreiben, die Ihnen währenddessen oder danach bewusst geworden sind. Schreiben Sie Ihre Gedanken alle wortwörtlich auf, denn diese Liste brauchen Sie für die spätere Arbeit noch. Da man nicht davon ausgehen kann, dass Sie mit einem Mal sämtliche Gedanken, die mit dieser Schwierigkeit verknüpft sind, zu fassen bekommen haben, sollten Sie diese Übung noch mindestens zwei oder drei Mal wiederholen. Hören Sie mit der Übung erst auf, wenn Sie den Eindruck haben, wirklich alle Gedanken zu Papier gebracht zu haben.
Schon das Aufschreiben hilft manchmal, sich die Absurdität der negativen Gedanken vor Augen zu führen. Es kann wie gesagt schwierig sein, den negativen Gedanken ganz allein auf den Grund zu kommen. Dann ist es besser, jemanden um Unterstützung zu bitten, der Ihnen hilft, Ihre Gedanken zu sortieren. Nehmen wir an,
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