Steh dir nicht im Weg
andere sich verändern muss, kommt man keinen Schritt weiter. Jeder fühlt sich im Recht, und wenn man davon ausgeht, dass an einem Konflikt immer beide beteiligt sind, hat auch jeder auf seine subjektive Weise Recht – nur nützt das keinem etwas! Oft kommt es dann zu einer Endlosschleife, die immer weiter eskaliert, bis plötzlich die ganze Partnerschaft gefährdet scheint. Das erzeugt so viel Angst, dass man doch lieber nachgibt, einer oder beide lenken ein, und dann geht es wieder eine Weile weiter. Im besten Fall redet man sich ein, dass solche Stürme die Partnerschaft »beleben«.
Während einer heftigen Auseinandersetzung nehmen beide Partner nicht wahr, dass die beiden Positionen sich gegenseitig bedingen. Ein Partner hat beispielsweise das Gefühl, dass der andere ihm nicht genügend Nähe gibt und sich zu wenig Zeit für ihn nimmt. Aus dieser Sicht ist der andere Schuld, dass es ihm nicht gut geht, also versucht er zu erreichen, dass der andere sich ändert.
Zunächst probiert er es »im Guten«: Er versucht, dem anderen körperlich möglichst nahe zu sein und stellt (noch) liebevolle Anforderungen, zum Beispiel, dass der andere recht viel Zeit mit ihm verbringen solle. Wenn das jedoch nichts fruchtet, fängt er an, dem Partner Vorwürfe zu machen. Ein bisschen Rationalität würde schon offenbaren, was für ein absurdes Vorgehen das ist: Stellen Sie sich vor, Sie hätten jemanden kennen gelernt, den Sie wirklich sehr gern für sich interessieren wollen. Kämen Sie jemals auf die Idee, |160| das mit Vorwürfen zu probieren? Aber da man in der Partnerschaft den anderen als die »Ursache« für das eigene Leid ansieht, versucht man, etwas an dieser Ursache zu ändern, notfalls mit Gewalt.
Der Partner erlebt in dieser Situation, dass der andere ihm immer mehr auf die Pelle rückt, was ihm in dieser Intensität vielleicht unangenehm ist. Folgerichtig erkennt er den Partner als die Ursache seiner unangenehmen Gefühle und nimmt Abstand. Und schon sind beide in einem Kreislauf, der im Grunde genommen keinen Anfang und kein Ende und somit auch keine Schuld und keine Ursache kennt. Durchbrochen werden kann dieser Kreislauf nur, wenn einer von beiden aufhört, den anderen verändern zu wollen, und stattdessen sein eigenes Verhalten ändert. Es scheitern zwar täglich Millionen von Menschen daran, ihren Partner verändern zu wollen, trotzdem wird dieser untaugliche Versuch immer wieder unternommen.
Würde der »Klammernde« zum Beispiel nicht seinem Impuls folgen, den anderen mit immer mehr Nähe zu bedrängen, sondern von sich aus mehr Distanz herstellen, könnte der Partner merken, dass ihm etwas fehlt und von sich aus näher rücken. Oder wenn der Bedrängte auf die Nähe eingehen und sie vielleicht noch intensivieren würde, anstatt die Flucht zu ergreifen, würde das den Klammernden beruhigen, sodass er wieder einen »gesunden« Abstand herstellen kann. Auf diese Art und Weise käme ein ganz anderer Kreislauf in Gang.
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Mit der Check-your-Mind-Methode den Teufelskreis durchbrechen
Nun stellt sich die Frage, wie man es schafft, diesem spontanen, »normalen« Handlungsimpuls nicht zu folgen und so den unerwünschten Kreislauf zu durchbrechen. Auch hier hilft die Checkyour-Mind-Methode weiter.
Als Erstes müssen Sie sich klarmachen, dass der spontane Impuls, |161| die Schuld beim Partner zu suchen, auf einer emotionalen Reaktion basiert. Diese emotionale Reaktion wiederum hat etwas mit Ihrer eigenen Interpretation der Situation zu tun, mit Ihren Bewertungen, also mit den Gedanken, die Sie sich über die Situation und den Partner machen.
Als Nächstes müssen Sie bereit sein, die Verantwortung für Ihre eigenen Gefühle zu übernehmen, um an der einzigen Stelle anzusetzen, wo Sie etwas verändern können: nämlich bei Ihnen selbst. Das ist zwar auch nicht einfach, aber im Gegensatz zu dem Versuch, den Partner ändern zu wollen, zumindest grundsätzlich möglich.
Wie funktioniert das? Sie müssen sich vergegenwärtigen, dass Sie durch die Bewertungen, die Sie vornehmen, Ihre Gefühle erzeugen. Sie untersuchen Ihre Gedanken, um herauszufinden, welche Bewertungen das sind, die Sie zu so unangenehmen Gefühlen führen, und dann durchlaufen Sie den ganzen Check-your-Mind-Prozess. Das heißt, Sie stellen die Gedanken auf den Prüfstand, um festzustellen, ob sie so überhaupt richtig und haltbar sind, suchen nach Gegenargumenten und festigen sie im inneren Dialog.
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